Roberto Magris – Suite

Roberto Magris – Suite

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Mood records

Es ist immer hilfreich, wenn Musiker sich über ihre Musik und ihren Werdegang selbst äußern, so auch der Pianist Roberto Magris: „Normally, music is for fun, jazz music too, but it can be for something more as well. I have been aware of this since I was a young jazz musician and I had in my hands a copy of John Coltrane’s masterpiece “A Love Supreme”. After listening to that music and comparing with what I could read in the liner notes, I realized that certain music can deliver spiritual and social messages. If behind the musical creation there is a strong passion, faith, message the musician wants to share, something special can happen.“

Diese Aussage ist im Kopf zu bewahren, wenn man sich die beiden aktuellen Alben anhört, Ja, Magris hat eine sehr umfängliche Suite geschrieben! Bezogen auf diese schreibt der Musiker, der in Italien ebenso daheim ist wie in den USA: „Now, with this double album “Suite!”, I offer a sincere and mature musical statement as a human being who in this life has happened to be a jazz  musician, coming from the different experiences and places visited in his  previous lives, ...“.
Mit seinem Sextett spielt Magris auf dem Doppel-Album unter anderem „In The Wake Of Poseidon“ (Fripp, lyrics by Aubree Collins)“, „Sunset Breeze (Magris)“, „Too Young To Go Steady“ (McHugh) und „Suite!“ (Magris). Das zweite Album umfasst beispielsweise „(End Of A) Summertime“ (Gershwin), „(You’re My Everything) Yes I Am!“ (Magris)“ sowie „Love Creation“ (Magris), „Chicago Nights“ (Magris) und „Imagine“ (Lennon).

Für „In The Wake Of Poseidon“ ist das Poetische, eingesprochen zu Beginn der Komposition, ebenso charakteristisch wie auch das voluminöse Gebläse – zu verdanken dem Trompeter Eric Jacobsen und dem Tenorsaxofonisten Mark Colby – und auch das energiegeladene Tastenspiel von Roberto Magris, das Kristallines mit Kaskadierungen verbindet. Dramatik wohnt dem Spiel inne, so als sehe man Poseidon, den Meeresgott das Wellengeschiebe initiierend. Danach ist es erneut an den Bläsern für volle Klangwolken zu sorgen, die sich am Firmament dahinschieben. Zur Inszenierung des Stücks rund um Poseidon gehört auch das Basssolo von Ric Hochberg. Dabei ist nicht allein die Färbung von Umbra und Siena auszumachen, sondern auch helles Ocker. Dazu lässt dann am Schluss Magris seine Finger über die zerbrechlich klingenden Tasten des Pianos streichen,

Bei „Sunset Breeze“ vermischen sich Aspekte von Big-Band-Sound mit lateinamerikanischer Rhythmik. Auch ein wenig Funk ist zu erleben, wenn Magris für kurze Momente die Bühne für sich hat und die Bläser mal schweigen. Orchestrale Fülle zeichnet große Teile der Komposition aus. Das Trompetensolo von Eric Jacobson vermittelt eine steife Brise am Abend, so könnte man meinen. Dominant ist jedoch aufgrund der sonstigen Begleitung das sogenannte Latin Fever, wenn es sich auch nicht in klassischer Salsa, Rumba oder Samba entlädt. Auch Mark Colby erhebt bei „Sunset Breeze“ seine schnurrende, wellig bewegende Stimme. Ein fulminantes Schlagwerksolo ist außerdem integraler Bestandteil der Komposition. Dabei hat man weniger die Vorstellung von Sonnenuntergang als vielmehr von Wetterleuchten, dank an Greg Artry. Gegen Ende der Komposition heißt es wieder Tutti und dann steht ein funkelnder Bläserschmelz gewürzt mit dem Tastenspiel Magris' im Fokus.

Die namensgebende Komposition „Suite!“ findet sich gleichfalls auf dem ersten der beiden Alben: Im Trio-Satz beginnt das Stück. Doch dann melden sich die Bläser lautstark. Flauschige Klangschwaden, die in melodischen Linien und Harmonien denen zuvor gehörter Stücke ähneln, sind den Bläsern zu verdanken. Magris zeichnet auf den Tasten kleine Wasserfälle und konzentrische Wasserringe. In ruhige Fahrwasser begleitet uns der Bassist in seiner solistischen Präsenz.

Prasselnden sommerlichen Regen scheint Roberto Magris für dieses Stück zu inszenieren: Ja, es ist das klassische „Summertime“ von Gershwin, das so überzeichnet wird. Allerdings ist auch das bekannte Thema hier und da wahrzunehmen. Doch überwiegend scheint dieses in Tastenkaskaden der Basshand unterzugehen. Diese begleitet das Thema bis zur letzten Note. Poesie strahlt nicht allein aufgrund der Lyrik die Komposition „Perfect Peace“ aus.

Nein, nicht das klassische Piano spielt bei „(You’re My Everything) Yes I Am!“ eine Rolle, sondern Fender Rhodes, das auf die beiden Hornisten trifft. Dabei taucht das Stück vom musikalischen Charakter her in die Blütezeit des Big-Band-Jazz ein. Es bringt uns in die 1950er Jahre zurück, zu Bop und Modern Jazz. Meisterlich versteht es Mark Colby, seine solistische Rolle wahrzunehmen.

Mit dem Stichwort Broadway könnte man „Love Creation“ umschreiben. Dabei ist es an Roberto Magris, uns mit Tastenrinnsalen gefangen zu nehmen. Neben dem o. g. Stichwort drängt sich beim Hören auch das Stichwort Filmmusik auf, dabei an einen Liebesfilm wie „African Queen“ denkend, für den Magris' Komposition durchaus passend scheint wie zudem für Liebesszenen aus dem Mantel-und Degen-Film „El Cid“ mit Sophia Loren und Charlton Heston, oder?
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Viel Blechgewirbel vermengt sich mit dem versierten Tastenspiel von Magris zu Beginn von „Chicago Nights“. Im Anschluss daran jedoch bestimmen die Bläser die bronzene Klangfärbung. Eric Jacobson versteht es, seine Trompete nicht so verärgert und angefressen sowie leicht verätzt wie Miles Davis klingen zu lassen. So ergibt sich ein weicher Übergang zu dem anschließenden Saxofonsolo von Mark Colby. Im Verlauf des Stücks vernehmen wir Magris am Fender Rhodes und auch der Bassist hat ein gewichtiges Wort über die Chicagoer Nächte zu verlieren.

Schließlich noch ein Wort zur Komposition von John Lennon namens „Imagine“: Sehr getragen stimmt Magris die ersten Noten dieses Beatles-Songs an. Dabei ist die starke Basshand des Pianisten aus Triest nicht zu überhören. Immer wieder erweitert er das Thema und improvisiert frei darüber. So entstehen Magris ganz eigene Vorstellungen, Ausmalungen, Denkansätze über Himmel und Erde sowie den Alltag hier und jetzt, getreu der Lyrik „Imagine there's no heaven/It's easy if you try/No hell below us ...Imagine all the people
Living for today (ah ah ah)“.

text © ferdinand dupuis-panther


Informationen

Besetzung
ROBERTO MAGRIS (piano/fender rhodes)
ERIC JACOBSON (trumpet)
MARK COLBY (tenor sax)
RIC HOCHBERG (bass)
GREG ARTRY (drums)
PJ AUBREE COLLINS (voice)

https://www.bechstein.com/die-welt-von-bechstein/pianisten/roberto-magris/
http://www.jazzitalia.net/Artisti/RobertoMagris_eng.asp#.XjrDS7fPxPY
https://store.cdbaby.com/cd/robertomagris14


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