Robert Dick / Dan Blake - Laugh and Lie Down
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Chant Records
Dick und Blake formen musikalisch ein von der Instrumentierung her eher außergewöhnliches Duo, trifft doch ein Flötist auf einen Sopransaxofonisten. Was das Duo zudem ausmacht, entnimmt man dem nachstehenden Zitat aus dem sogenannten „Waschzettel“: „Robert Dick and Dan Blake are both committed to exploring the unknown corners of their instrument, what the late Steve Lacy (with whom both artists have a history) referred to as the “strange relatives” that live in parts of town people rarely go visit. As the premier flutist of his generation who literally wrote the book cataloguing new sounds achievable on his instrument, Robert Dick brings an authority to these performances that is unparalleled. Dan Blake’s adventurous attitude on the soprano saxophone offers a percussive, crunchy-yet-lyrical foil to the proceedings.“
Mit „Laugh and Lie Down“ macht das Album auf. In diesem Stück trifft eine eher weich gezeichnete Flöte in ihrem abgerundeten Klang auf ein scharfkantig anmutendes Saxofon. Mit viel Fantasie mag man an einen Wechselgesang zwischen Gibbons und Brüllaffen denken, wenn man dem metallenen Klang des Saxofons in Verbindung mit den Luftströmen der Flöte lauscht. Aufruhr und Eruption erleben wir. Nebulöse Klangschwaden werden verbreitet und dazu kommt Geschrei, Gejammer, Gewimmer. Improvisation oder Geräuschmusik – das ist dabei die Frage, auch wenn sich die Instrumentalisten im Stakkato äußern. Wer schon mal Rangkämpfe in einer Schimpansengruppe mit entsprechenden Lautäußerungen erlebt hat, der mag in dem, was im ersten Stück der aktuellen Veröffentlichung zu hören ist, durchaus Parallelen erkennen. Aggressivität und nervöses Fragmentieren sind charakteristisch für das Duospiel. Balance scheint ein Fremdwort, Konfrontation im Fokus zu stehen. Bisweilen meint man auch das Spiel mit dem Echo zu erleben. Dabei erweist sich der Saxofonist durchaus auch weniger aufgebürstet, aber durchaus in einem „lyrischen Modus“. Auch Industrial Noise ist mit im Spiel, wenn sich das Stück entwickelt. Kreischende Gatter- und Kettensägen, CAD gesteuerte Fräsen, schabende Schienen einer Fabriklok – all dies blitzt vielleicht im Kopf des Zuhörers auf. Gebrochen wird diese Geräuschmelange immer wieder, wenn Robert Dick durchaus auch ausladende Melodieschweife konfiguriert. Klappenschläge gibt es zu hören und ein Auf und ein Ab von Atemluft, die durch das S-Rohr geführt wird. Und auch Robert Dick nutzt seine Flöte als Atemrohr, durch das er seinen Atem streichen lässt
Lang gezogener Flötenklang zu Beginn von „The Red Corner“ ist eine Wohltat. Doch hier und da schweift der Flötist auch in schrille Pfeiftöne ab. Nach und nach einen sich beide Blasinstrumente in hochtöniger Kakophonie. Das Melodische scheint nur noch eine Momentaufnahme, gebrochen durch Kontrapunkte, die der Saxofonist verantwortet. Das hat weniger etwas von Dialog als vielmehr von lautstarker, schriller Kontroverse. Schließlich hören wir noch „500 Forks“ als Kumulationspunkt von Impro und Avantgarde.
© ferdinand dupuis-panther
Informationen
Chant Records https://chantrecords.com/releases/robert-dick-and-daniel-blake-laugh-and-lie-down/
Bandcamp https://robertdick.bandcamp.com/album/laugh-and-lie-down
Soundcloud https://soundcloud.com/chantrecords/sets/robert-dick-and-daniel-blake-laugh-and-lie-down
Spotify https://open.spotify.com/album/2dKTn8TKF0lockLO1h9rzI?si=_ofT4yHSRCiBD-hvVXRjLg