Radar - Radar

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Egolaut Records

RADAR sind fünf Jazzmusiker aus Leipzig und Köln: Evgeny Ring (Saxofon), Bertram Burkert (Gitarre), Sascha Stiehler (Klavier), Philipp Rohmer (Kontrabass) und Dominique Ehlert (Schlagzeug). Die Band existiert im Kern seit 2008, und zwar zunächst als Evgeny Ring Quartett und kann deutschlandweit wie international (Russland, Belgien, Spanien) auf eine Vielzahl von Konzerten auf renommierten Bühnen und bei bekannten Jazzfestivals zurückblicken. Nunmehr ist aus dem Quartett ein Quintett geworden, das unter Radar firmiert.

Bereits das Quartett unter der Regie des Saxofonisten Evgeny Ring vereinte vier eigensinnige Köpfe mit ganz unterschiedlichen musikalischen Visionen, individuellen Spielweisen und klanglichen Ästhetiken. O-Ton Ring: „Ich habe schnell gespürt, mit wem ich in einer Band spielen möchte.“ Erfolge stellten sich mit dem Quartett rasch ein. So wurden der „Internationale Jazzpreis Burghausen“ und der „Jazzwettbewerb Hoeilaart (Belgien)“ gewonnen.

Plattenveröffentlichungen folgten, so das gemeinsame Debütalbum „Ya Tashus“ (Double Moon / Sunny Moon). 2015 erschien über das Schweizer Jazzlabel UNIT das zweite Album des Evgeny Ring Quartet „Mesokosmos“.

Was für das Quartett gilt, gilt gewiss auch für das Quintett: das Herausstellen der Stärken eines jeden sowie das Schaffen eines gemeinsamen Freiraums für individuelle Ideen. Im Pressetext zum aktuellen Album lesen wir: „Manchmal muss einfach eine Namensänderung her, selbst wenn die alte Marke erfolgreich eingeführt ist. … Erstens ist die zuvor als Evgeny Ring Quartett bekannt gewordene Band inzwischen zu fünft. Zweitens versteht sie sich, sagt ihr Gründer Evgeny Ring, mittlerweile als Kollektiv gleichberechtigter Partner. Das lässt sich schon an den Kompositionen des neuen Albums ablesen: vier Stücke stammen von Bertram Burkert, drei von Ring und zwei von Sascha Stiehler.“ Weiter heißt es in O-Tönen von Ring: „Alle Kompositionen des Albums wurden dafür neu geschrieben und nicht vorher live ausgefeilt. Sie sind tatsächlich ziemlich unterschiedlich, aber weil wir uns schon so lange kennen und jeder weiß, für wen er schreibt, entsteht doch eine einheitliche Ästhetik. Wir wollten definitiv weg vom klassischen Jazzquartett-Sound, trotzdem aber im Jazzkontext bleiben und nicht zur Avantgarde oder in die Elektro-Ecke wechseln.“

Genug der O-Töne und nun zu den Kompositionen: „Der Blick zurück“ ist der Opener des Albums. Die Komposition strahlt keineswegs Wehmut aus. Nichts ist von vertanen Chancen zu spüren, im Gegenteil. Keine Frage, tonangebend ist der Saxofonist, dessen Weichklang sich mit tropfigem Tastenspiel und feinst ziselierten Gitarreninterventionen vermischt. Harte kurze Trommelschläge lassen aufhorchen, wenn auch die Aufmerksamkeit auf dem Saxofonisten liegt, der sich in welligen Sequenzen ergeht. Im Hintergrund nimmt man dazu Klangdrehungen wahr. Zusammenspiel steht vor Soli, und wenn diese auftreten, dann nur für kurze Momente. Vom Titel her lässt „Pornstar Martini“ aufhorchen. Prägend ist für dieses Stück gewiss das anfänglich energetische Tastenspiel. Doch sobald sich der Saxofonist zu Wort meldet, scheinen Klangbilder mit Pastellfarben hingeworfen zu werden. Eingebunden ist in die Komposition ein solistischer Auftritt des Gitarristen Bertram Burkert, der für einen fülligen Ohrenschmaus sorgt. Sein Spiel verzichtet auf eine wimmernde und jaulende Gitarre, wie sie im Blues und R&B gängig ist. Flauschig ist der Klangteppich, der auf Zeit ausgerollt wird. Doch dann ist erneut Evgeny Ring, der das Sagen hat, bestimmend, aber nicht aufdringlich und Raum für den Gitarristen lassend.

Nervöses Schlagwerkrascheln und sensibles Tastenspiel bestimmen den Beginn von „Bleib so, wie du warst“. Dann jedoch vereinen sich Gitarrist und Saxofonist fast im Unisono. Ihr Spiel gleicht dem sanften Blätterrauschen im Frühlingswind. Auch im anschließenden Solo von Ring fühlt man sich mitten im knospenden Frühling. Das Spiel brilliert durch beständige Leichtigkeit. Dies kann man auch vom dahinrinnenden Tastenspiel sagen, das Sascha Stiehler zu verdanken ist.

„Das Manifest“ rückt die Rhythmusgruppe zunächst in den Fokus. Dabei meint man, in den Harmonien und Konturen Kurt Weill zu entdecken. Klassisch getragene Klavierpassagen sind wie feinmaschiges Saitenspiel in das Stück im Fortgang eingewoben. Aufwinden gleicht Rings Spiel auf seinem Holzbläser, derweil der Pianist rhythmische Elemente zu Gehör bringt. Evgeny Ring scheint in seinen Sequenzen für wenige Augenblicke den Säbeltanz aufleben zu lassen. Schließlich erleben wir, welch Überraschung, auch ein sehr ausdifferenziertes Schlagwerksolo. Das ist auf heutigen Alben ja eher eine Seltenheit!

„Manuka“, Südseemyrthe aus Neuseeland, ist bekannt für exotischen Honig. Doch die Komposition gleichen Namens ist nicht etwa exotisch oder gar lyrisch-süßlich angelegt. „Schlagfest“ zeigt sich der Pianist zu Beginn. In dessen Schlepptau taucht der Bassist auf, rührt der Schlagzeuger mit Besen auf seinen Becken. Sehr zerbrechlich klingen die Sequenzen, die Bertram Burkert spielt. Diese werden von Evgeny Ring nahtlos aufgegriffen, ehe sich über den Zuhörer ein sanfter Tastenfluss ergießt. Einem Bächlein gleich strömen die nachfolgenden Klangpassagen dahin. Sie finden im Spiel von Evgeny Ring eine Fortsetzung. Zum Finale heißt es auf dem Album: „Zeitlose“. Dabei scheint das Stück vom Duktus her eine Fortsetzung von „Manuka“, und die letzte Komposition der aktuellen Einspielung unterstreicht die Verbindung zum Modern Jazz. Nicht elektronische Modulationen, sondern die reinen Klangfarben der Instrumentierung sind fürs Gesamtbild entscheidend. Auch das ist in Zeiten von Industrial Jazz, Noise Music und freier Improvisation eher selten geworden. Doch die Musiker um Evgeny Ring sind in den Festen des Jazz und seiner Geschichte gegründet.

Text © ferdinand dupuis-panther


Informationen

https://www.radarradar.de




http://evgenyring.com/eng/dates.html


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