Quartado - Quartado 2
Q
Solition
Quartado wurde 2012 vom klassisch ausgebildeten Pianisten und Komponisten Jan Rejnowicz gegründet. Rejnowicz wurde vielfach für seine Arbeit ausgezeichnet und arbeitete unter anderem mit dem Wojciech Rajski Orchestra, dem Kassak Brass Ensemble, Margaux Kier und Leszek Możdżer zusammen. Für das aktuell eingespielte Album arbeitete er mit dem exzellenten Gitarristen Marcin Wądołowski zusammen. Dieser hat unter anderem nachstehend genannte Alben veröffentlicht: ‘Blue Night Session’ (2014), ‘My Guitar Therapy’ (2015), ‘Standards’ (2015) und gemeinsam mit Piotr Lemańczyk ‘Preludes for Guitar and Double Bass’ (2018). Zur Rhythmusgruppe von Quartado gehören der Bassist Karol Kozłowski und der Drummer Tomasz Łosowski.
Das Debütalbum von Quartado, einer Band, die zwischen Jazz und Rock oszilliert, erschien 2014. Nunmehr liegt das Album ‘Quartado 2’ vor. Darauf finden sich Tracks wie „Szadeljana“, „Supergrover“, „Mr. Gwizdala“, „Our Constallation“, „Cinnamon tea“, „Warrior“, „Needles“ und schließlich „Johny's Dream“.
E-Piano oder Rhodes – das ist beim Hören der ersten Takte von „Szadeljana“ die Frage. Ohne Frage ist jedoch, dass sich der wiederkehrende Modus des Tasteninstruments mit den Phrasierungen der Gitarren kreuzt. Dabei kann man schon mit Fug und Recht von Jazz Rock sprechen, auch wenn sich der Pianist nachfolgend im Solo in kaskadierenden Linien ergeht und hier und da ein E-Bassgemurmel hintergründig wahrzunehmen ist. Ungleich einer B3-Orgel ist der ausgebreitete Klang, den der Pianist zu verantworten hat, nicht so weich und intensiv. Eher scheint man das Bild von klanglichem Wildwasser bemühen zu können. Alles rinnt, ungehindert und unablässig. Dabei wird das Spiel des Pianisten im weiteren Fortgang immer ungezügelter. Fein gezimmerte Klangwölbungen präsentiert uns der Gitarrist Marcin Wądołowski mit flinken Fingern, die über die Saiten huschen. Lyrisches ist dem Gitarristen von Quartado dabei durchaus nicht fremd. „Supergrover“ empfängt den Hörer mit flottem Tempo und Anflügen von ein wenig Funk. Das ist im Kern dem Gitarristen geschuldet. Nachhaltig im Ohr bleiben die Bassschraffuren von Karol Kozłowski, der sich dezent im Hintergrund hält und „Kontrapunkte“ setzt. Ab und an unterstreicht Marcin Wądołowski, dass E-Gitarre bisweilen wimmern und heulen muss. Schließlich erleben wir Jazz Rock. Dabei liegt die Betonung hier und da eben auf Rock. Besonders reizvoll sind in diesem Stück die Verzahnungen der Passagen des Saiteninstruments mit denen des Tasteninstruments. Stets lautet das Motto: Es geht voran und nie zurück so als würden wir eine Reise in einem Hochgeschwindigkeitszug durch die Jazzwelt der Gegenwart unternehmen.
Ein guttural aufgelegter Bass macht bei „Mr. Gwizdala“ den Anfang, ehe dann perlende Tastenklänge an das Ohr des Hörers dringen. Dazu vernimmt man ein eher einfach gestricktes Drumming-Muster. Jan Rejnowicz bleibt im übrigen Stichwortgeber. Diese musikalischen Stichworte nimmt im Nachgang der Gitarrist in seinen Paraphrasierungen auf, verfeinert die klanglichen Arabesken, ziseliert Ton für Ton. Eher in einem tieftönigen Wah-Wah verbleibt der Bassist in seinem nachfolgenden Solo. Zimt-Tee serviert uns die Band im Weiteren. „Cinnamon tea“ lautet die Komposition, die durch die klaren Linien des Gitarristen überzeugt, der nie überreizt, sondern sich der Tradition der Jazzgitarre durchaus bewusst ist und somit auch in der Tradition von Joe Pass oder Jim Hall steht. Insbesondere in diesem Stück ist es die transparent gesponnene Melodie, die den Hörer umschmeichelt. Im übrigen hat man in diesem Stück den Eindruck, der Pianist habe sein Rhodes mit einem veritablen Piano getauscht. Sinnestäuschung oder falscher Höreindruck? Zum Schluss noch zu „Johny's Dream“: Kurze rhythmische Saitenwellen vereinen sich gleichsam mit dem Klang einer Orgel, so der Anschein. Doch wir hören wohl eher ein Synth oder ein Rhodes mit Moog Synth, oder? Nach und nach wird das Stück ein wenig orchestral, erinnert an so manche Klangmelange von Alan Parsons. Ein abgemilderter Reggaerhythmus ist dem Stück beigegeben worden. Ansonsten vernimmt man schwelgerische Rhodes-Klänge, die als Klangschleifen daherkommen. Es scheint, als wolle der Pianist klangliches Polarlicht herbeizaubern. Ohne den Klangteppich weiterzuweben, den der Pianist angefangen zu knüpfen, versteigt sich der Gitarrist im Fortgang des Stücks in teilweise aufmüpfigen Rock verschnitten mit Oldfield'schen Anknüpfungen. Und ist da nicht auch ab und an Deep Purple zugegen? Für Jazzpuristen ist dieses Album sicherlich gewöhnungsbedürftig, aber auch Weather Report und andere Fusion-Bands wurden zu Beginn auch nicht mit offenen Armen empfangen.
© ferdinand dupuis-panther