Pranke - Monkey Business
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Staatsakt/Caroline International
Nein, auf dem Cover des Albums toben keine Affen durch den Wald, auch wenn wir bildlich in einen Palmenhain mitgenommen werden. Assoziationen wird Raum gegeben: Dschungel oder Oasenhain mit Dattelpalmen ist die Frage, aber was hat das mit „Monkey Business“ zu tun? Lassen wir das einmal offen.
Gewiss ist, dass die Band Pranke aus zwei Köpfen besteht. Der eine ist Daniel Bödvarsson an Gitarre und Gesang, der andere ist Max Andrzejewski an Schlagzeug, Synthesizern und ebenfalls Gesang. Es handelt sich um ein isländisch-deutsches, also irgendwie typisches Berliner Duo mit großer musikalischer Experimentierfreudigkeit. In der Presseankündigung der Veröffentlichung lesen wir: „Pranke bieten eine locker aus den vier Ärmeln geschüttelte, unverschämt gut verpackte Post-, Math- wie Jazzrock-Fusion, die nicht selten so klingt, als würde Captain Beefhearts Magic Band gerade eine ECM-Party sprengen.“ Das klingt so, als würden die beiden Musiker ausgetretene Pfade verlassen. Dass die beiden auch durchaus Sinn für Sarkasmus und Ironie haben, unterstreichen sie unter anderem im Song „Adorno“. Es scheint, als sei dies als ein Seitenhieb auf den Philosophen Theodor W. Adorno zu begreifen, der weder Jazz noch Popmusik schätzte.
Ob die beiden Musiker nun Pop machen oder Jazz oder Pop Jazz, das mag der jeweilige Zuhörer entscheiden. Ob sie, so würde es Adorno wohl formulieren, in die musikalische Banalität abgleiten, ist eine Frage des Geschmacks und der Betrachtung. Zu hören sind u. a. nachstehend genannte TiteL: Aufmacher ist „Let’s go“, gefolgt von „Monkey Business“ und „Adorno“. Zu hören sind zudem „Hold the line“, „Come closer“, „Bokonon’s 53rd Calypso“ und schließlich zum Finale „Janine“.
Gitarrenkaskadierungen untermalt von Schlagwerktaumel – so beginnt „Let‘s go“. Und ihm Hintergrund scheinen Streicher zart zu agieren. Die Kaskadierungen erscheinen in einer Endlosschleife. Doch im nächsten Moment rumort es, und man vernimmt „Let‘s go! You don‘t know“. Ehe dann erneut Saitenüberschläge zu vernehmen sind, die sich in Klangschraffuren auflösen. „lovin’ and learnin’/tables are turnin’/funny excuses/blowin’ the fuses/yawnin’ and hummin’/
heaven is burnin’/I can smell the golden hair ...“ , so heißt es in „Monkey Business“. Wäre da nicht der Gesang von Daniel Bödvarsson, man würde vom Klangbild erwarten, dass sich ein fulminanter Blues abzeichnet. Rock, Blues und Singer/Songwriter haben ihre Moment. Angesichts der Lyrik muss der eine oder andere vielleicht an „The Doors“ denken.
Gäbe es im Song Adorno“ nicht die Zeile „call Adorno/ leisure porno“, nichts würde auf diesen Mitbegründer der sogenannten Frankfurter Schule verweisen. Ein anhaltendes Plompplomp des Synthesizers gepaart mit teilweise sphärisch angedeuteten Gitarrenschlieren macht die Klangform des Songs aus. Rockgeheul wird von lyrischem Saitenspiel abgelöst, das einem kristallenen Klangrinnsal gleicht. Dazu hören wir die sanfte Stimme von Daniel Bödvarsson. Ist es weichgezeichnete Pop-Musik oder was?
Folgt man „Hold the Line“, so meint man, dass „Crosby, Nash & Young“ ganz nahe sind. Hier und da scheint obendrein Country Rock durch. Wurde da gar eine Sitar oder eine Shruti-Box eingesetzt? Nein, gewiss nicht, aber die Klangbilder erinnern für wenige Sekunden an diese beiden indischen Instrumente, dank wohl dem Synthesizer. Jenseits der gesanglichen Einlagen hat man dann bei diesem Song eher den Eindruck von freien, ungebundenen Formen wie man sie aus dem Jazz kennt.
„Inexplicably Awkwardly“ kommt nicht nur mit harten Beats daher, sondern auch mit folgender Lyrik: „strange days turn me on/dada’s little make up/ paved ways, planes in the air/ ancestors will wake up/ milk stained news/says we’re free/inexplicably awkwardly free.“ Sind da nicht auch musikalische Querverbindungen zu The Clash vorhanden?
Und auch im Weiteren vermeint man hier und da derartige Querverweise zu den „Heroen des Rocks“ zu entdecken, sodass die Musik von Pranke durchaus auch eine eklektische Komponente aufweist. Keine Frage, das isländisch-deutsche Duo sorgt auch stets für musikalische Überraschungen wie in „Bokonon’s 53rd Calypso“. Dabei scheint dann die Karibik ihre azurblauen Klangwellen auszusenden.
Fazit: Was die beiden im Jazz beheimateten Musiker mit ihrem Album vorlegen, unterliegt im Kern klassischen Pop-Strukturen, gebunden und dekliniert durch alle Formen, ohne Ausschweifungen und ohne Ungebundenheit. Nur selten wird das Pop-Korsett aufgeschnürt. Wohl mit Absicht, oder? Von experimentellem Pop ist im Zusammenhang mit dem Duo bisweilen zu lesen. Lassen wir das mal so stehen. Ob sich das Experimentelle denn auch auf Jazzelemente in den Songs bezieht, muss nach dem Abhören des Albums eher in Abrede gestellt werden.
Text © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht public commons!
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