Piet Verbist - Suite Reunion (F. Dupuis-Panther)
P
Origin Records
Der in Antwerpen beheimatete Bassist Piet Verbist ist aus der belgischen Jazzszene seit Jahrzehnten nicht wegzudenken. Beim vorliegenden Album sind neben Verbist nachstehend aufgeführte Musiker zu hören, wobei die Verbindungen zu diesen Musikern bis in die Teenager-Zeiten zurückreichen, so bezüglich Dré Pallemaerts. Am Tenorsaxofon hören wir Bart Borremans, am Klavier Bram Weijters und bei einigen Stücken wie „Hope In Despair“ sitzt Wim Eggermont statt Dré Pallemaerts an der „Schießbude“.
Alle genannten Kompositionen entstammen der Feder von Piet Verbist, so auch der Eröffnungstitel „Migratum“, ganz abgesehen von „Asylum“ und „Suite Réunion“, Kompositionen, die aufgrund ihre Länge allen Musikern Entfaltungsraum geben. Mit „Devious Ways“ und „Blues Excuse“ wird das Album abgerundet.
Ein Bassist als Bandleader – erwartet man da nicht ausufernde Basssolos, zumindest aber einen Bass, der sich nicht versteckt und in den Hintergrund tritt. Und gleich zu Beginn des Albums findet sich bei der Komposition „Migratum“ ein ausgereiftes Basssolo, dabei durchaus nicht in tiefer Behäbigkeit verharrend, sondern auch die höheren Register bedienend, beinahe in einem kontrapunktischen Modus gefangen. Die Klangkonturen, die Piet Verbist zeichnet, muten wie ein lauer Wind an, der durch die Laubkronen der Bäume streicht. Man könnte beim Zuhören auch an einen Sirocco denken, an einen warmen Wind, der von Nordafrika aus nach Europa weht. Nahtlos scheint dieses Solo ins nächste Stück überzugehen. „Asylum“ zeichnet sich allerdings durch das sanfte Saxofonspiel von Bart Borremans aus. Zugleich wohnt diesem Stück auch ein wenig der Esprit des Orients inne. Klangliche Spezereien vom Feinsten präsentiert uns das Quartett. Serail und Karawanserei scheinen ganz nahe zu sein. Sobald das Saxofon erklingt, fühlt man sich außerdem in die Welt von Blue Note Records und die Blütezeit von Bebop und Modern Jazz versetzt, auch wenn das Saxofon den musikalischen Staffelstab an den Flügel weiterreicht, an dem Bram Weijters agiert.
Tief im Bebop verwurzelt scheint „Bright Minor“. Dabei lebt dieser „Song“ vom sehr virtuosen Spiel Bart Borremans‘. Irgendwie überkommt den Zuhörer der Eindruck, das Ambiente, das der Film „Round Midnight“ eingefangen hat, feiere eine Wiederauferstehung. Wer bei „Suite Reunion“ allerdings den Beginn einer mehrteiligen Suite erwartet, der muss sich eines besseren belehren lassen. Eher balladenhaft erscheint der Charakter der Komposition. Die Klanghoheit gehört dabei wie in anderen Stücken zuvor Bart Borremans mit seinem Tenorsaxofon. Der Bandleader Piet Verbist ist stets zugegen, aber eher im Hintergrund die Basslinien setzend, derweil Bram Weijters in hellen Farbnuancen klangliche Strudel und kleine Rinnsale malt. Nach und nach lässt er diese anschwellen, dabei von dem gewobenen Bass unterstützt. Dann aber erhebt sich das sanfte Klanggesäusel des Saxofons und verführt den Zuhörer dazu, in eine gewisse Besinnlichkeit zu verfallen. Doch schlussendlich mündet der „Song“ in Bebop reloaded 2.0, oder?
Als „Rausschmeißer wählten die Mannen um Piet Verbist den Titel „Blues Excuse“: Ganz im Geist von Cannonball Adderley und Art Blakey & The Messenger scheint diese Komposition entstanden zu sein. Piet Verbist ist dabei wieder einmal mehr im Vordergrund vernehmbar, unterstützt von der einen oder anderen Verwirbelung. Doch dann ist es an Bart Borremans die Klangfarben zu malen, durchaus mit einem verhalten-marktschreierischen Saxofon. Auch Bram Weijters bekommt Raum, den Blues zu zelebrieren. Und wo bleibt das Schlagwerksolo? Ja, in kleinen Häppchen und ohne Ausschweifungen zeigt Wim Eggermont sein Können an Toms, Snare und Blechen.
Text © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht public commons!
Informationen
Piet Verbist - double bass, compositions
http://www.pietverbist.be
https://www.jazzhalo.be/reviews/cdlp-reviews/p/piet-verbist-zygomatik-cattitude-ferdinand-dupuis-panther/
Bart Borremans - tenor sax
Bram Weijters - piano
https://www.jazzhalo.be/reviews/cdlp-reviews/b/bram-weijters-chad-mccullough-quartet-abstract-quantities-ferdinand-dupuis-panther/
https://www.jazzhalo.be/reviews/cdlp-reviews/b/bram-weijters-chad-mccullough-quartet-imaginary-sketches/
https://www.jazzhalo.be/reviews/cdlp-reviews/b/bram-weijters-chad-mccullough-feather-ferdinand-dupuis-panther/
Dré Pallemaerts - drums (2,3,4,6,7)
Wim Eggermont - drums (5,8)