Pierre Vervloesem / Teun Verbruggen / Adrien Lambinet - Live at Pelzer Jazz House
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Off Rec.
Der Gitarrist Pierre Vervloesem hat sich für die vorliegenden Live-Aufnahmen den Drummer Teun Verbruggen und den Posaunisten Adrien Lambinet an seine Seite geholt, um zwei längere Sessions improvisierte Musik einzuspielen. Dabei wechseln sich Einzelimprovisationen mit gemeinsam antizipierten Improvisationen ab. Ein Schuss freier Musik ist so zustande gekommen.
Eine verfremdete Gitarre, die sich alle Freiheiten einschließlich Flageolett nimmt, dominiert den Beginn der ersten Session. Teilweise ist der Gitarrenklang wiederkehrend und mit Hall unterfüttert. Was wir auch hören, sind stufig gestaltete Linien und auch bassige Anspielungen, gefolgt von Akkordfolgen, die dem Ohr ein wenig schmeicheln. Dann folgen Trommelwirbel und vibrierendes Blech. Wild ist das, was Verbruggen vorträgt und im Kontrast zu dem doch eher verhaltenen Spiel Vervloesems. Der Drummer verschärft im Verlauf seiner musikalischen Präsenz das Tempo und vergisst aber während dessen nicht auf laut und leise zu achten. Pausen scheinen für das Improvisieren des Trios von besonderer Bedeutung, denn sie gibt es. Es ist also kein Kontinuum vorhanden. Im Anschluss an die sehr, sehr kurze Sekundenpause hören wir den Posaunisten Adrien Lambinet, der sein Atemrohr auch mal röhren lässt. Ansonsten klingt es eher wie eine modulierte Windmaschine. Es wird gegurrt und gebrummt, aber auch geröhrt. Dabei kommt die Posaune richtig in Fahrt, scheint die Behäbigkeit abzulegen, die dem Instrument durchaus auch innewohnt. Begleitet wird dies von flirrenden Effekten, ehe dann Teun Verbruggen mit schleppendem Schlagwerkschlag ins Geschehen eingreift. Dabei wird er von Adrien Lambinet begleitet,sodass sich ein teilweise munteres Spiel ergibt. Ach, was ist denn das? Das klingt ja nach Kinderspiel und Ätschebätsche. Ist dabei Saitenspiel involviert?
Dies mag als Impression von dem Live-Auftritt genügen, der ganz deutlich macht, dass kontrollierter Kontrollverlust als Charakterisierung völlig fehl am Platze ist und man eher von sehr konzentriertem, antizipatorischem Spiel reden muss, bei dem der Einzelne Raum für Entfaltung hat und es zudem kurze Momente der Gemeinsamkeit gibt. Dabei ist es dann immer noch die Frage, welche Rolle das Melodiöse spielt und wer im Trio dann die „Führung“ übernimmt. Teilweise ist es der Gitarrist, aber teilweise auch der Posaunist, für die Teun Vebruggen dann die rhythmischen Akzente setzt. Eigentlich muss man bei solchen Live Auftritten zugegen sein, weil man dann auch die Interaktionen hautnah erleben kann, die non-verbale Kommunikationen, die Blickkontakte und die Kopfbewegungen, die andeuten, wohin die Reise geht.
Text © fdp