Pierre de Surgères - Krysis
P
Eigenproduktion
Der in Brüssel beheimatete Pianist Pierre de Surgères bildet zusammen mit dem umtriebigen Drummer Teun Verbruggen und dem Bassisten Félix Zurstraessen ein klassisches Jazz-Trio. Mit diesem hat er ein Album eingespielt, auf dem ausschließlich seine eigenen Kompositionen zu hören sind, angefangen bei „Olive Nocturne“ und „Far, Far, Away“ - der Titel des Songs klingt ein wenig nach Pop – sowie „Step Aside“ über „Neige“ (Schnee) und „On A Train to Bern“ bis hin zu „Krysis“.
Auf seiner Homepage schreibt der belgische Pianist und Komponist: „The songs that I wrote for this band are sometimes based on concepts such as symmetry, rhythmic and melodic serialism and hazard sometimes they just rose up on a morning. Some songs are improvised, but I always search for the groove in the music I write. To have a good sound, we need the musicians to have fun playing it,to give it logical and natural flavor.”
Ein Ständchen zur Nacht – damit eröffnet das Trio das Album „Krysis“. Auffallend sind dabei die energetischen Akzente, die durch Pierre de Surgères gesetzt werden, auch dann, wenn Félix Zurstraessen den Viersaiter so richtig ins Schwingen bringt. Wenn er zu hören ist, klingt es wie stampfende Schritte. Sie sind schwer und werden leichter und leichter, so leicht und beschwingt wie die Melodie, die der Pianist Pierre de Surgères auf seinem schwarzen Klangmöbel anstimmt. Freude auf den Feierabend – so ist vielleicht der Charakter der Komposition zu bestimmen. Alles scheint im Fluss, alles fließt dahin, auch die Zeit, alles rennt und eilt, um schnell nach Hause zu kommen – das hat Priorität. Der Titel „Olive Nocturne“ - „Olivennachtmusik“ – scheint aber ein wenig bizarr.
Mit ein wenig Latin-Beigabe kommt „Far, Far, Away“ daher. In weiten Passagen sind dabei nur Teun Verbruggen am Schlagwerk und Pierre de Surgères am Piano wahrzunehmen. Letzterer lässt uns Sprunghaftes und stufige Klangmuster hören. Man muss unwillkürlich an die Gangarten eines Pferdes denken, galoppierend, aber auch tänzelnd, im Trab und im leichten Gang. Einen Blues hat Pierre de Surgères auch zu bieten: „HLM Blues“. Doch für was steht denn HLM? An Blues denkt man beim Hören weniger als an eine Ballade. Zugleich kommen dem Zuhörer aufgrund der Hörfarben und des Duktus Standards wie „All the things you are“ oder „Your are so beautiful“ in den Sinn. Breiten Raum bietet die Komposition den Fingerkünsten von Felix Zustraessen, ehe dann Pierre de Surgères auf den schwarzen und weißen Tasten feine Klangwölkchen entstehen lässt. Doch ein Blues-Schema mit 8 to the bar oder 12 to the bar ist nicht wirklich auszumachen.
Leise rieselt der Schnee bei Pierre de Surgères keineswegs. Bei „Neige“ nimmt man eher ein stetes Schneetreiben wahr; teilweise schneit es auch so dicht, dass man die Hand vor den Augen nicht mehr sehen kann.
Während in fast allen Stücken ein Basssolo integriert wurde, hört man Teun Verbruggen nicht solistisch. Fein gesetzt sind seine Schläge. Sacht sausen sie aufs Blech nieder. Er sorgt bei „Neige“ für den notwendigen wirbelnden Schnee, durch den einzelne stapfen. So jedenfalls kann man das interpretieren, was Pierre de Surgères in der zweiten Kompositionshälfte vorträgt.
Wie ein sanfter musikalischer Wellenschlag mutet die Komposition „Nautilus“ an . Das sehr energiegeladene Klavierspiel lässt nicht die Vorstellung eines vorbeigleitenden Perlboots zu, zur Klasse der sogenannten Kopffüßer gehörend. Nimmt der Titel u. U. auf das U-Boot „Nautilus“ Bezug, das bei Jules Vernes Romanen von Bedeutung ist? Das Album endet schließlich mit „Krysis“, einer Komposition, die sehr frei anmutet und einer freien Improvisation sehr nahekommt – ein eher unerwarteter Ausklang des Albums, das ansonsten sehr stark strukturierte und thematisch nachvollziehbare Kompositionen enthält.
Text © ferdinand dupuis-panther
Informationen
Musiker
http://pierredesurgeres.com/