Phronesis - We Are All
P
Edition records
Das aktuelle Album ist das jüngste Studioalbum des Trios und zugleich dessen achte Plattenveröffentlichung. Dabei gibt es sowohl eine CD wie auch eine LP/Vinyl mit unterschiedlichen Covers. Die Band besteht aus JASPER HØIBY (double bass), IVO NEAME (piano) und ANTON EGER (drums). Zu hören sind nachstehende Songs, an deren Zustandekommen jeweils einzelne Mitglieder des Trios beteiligt waren. Der Eröffnungstitel „One For Us“ stammt von Jasper Høiby, der auch „Breathless“ komponiert hat. Der Schlagzeuger der Band ist nicht nur für „The Edge“, sondern auch für den „Schlussakkord“ des Albums namens „The Tree Did Not Die“ verantwortlich. Aus der Feder des Pianisten stammen „Matrix for D.A.“ und „Emerald Horseshoe“.
Zum Album ein O-Ton der Band: „“More than ever before, we feel we have a responsibility to use whatever influence we have to voice environmental, political and social concerns, and use our creativity to raise awareness, to prompt discussion and to share a message, hopefully as a force for good. The history of civilisation is often told in terms of the struggle for power between nations and competition between those nations over resources. The question is whether humans will have the ability to cooperate with each other in the future; whether we will have the capacity to “love our neighbours” regardless of differences of race, religion and gender, and love and protect our planet in spite of the ravages of corporate capitalist society.”
Das klingt sehr deutlich nach einer Botschaft, die mittels Musik transportiert werden soll. Wobei ja Musik, Instrumentalmusik wie im vorliegenden Fall, stets Raum für weitere Interpretationen lässt. Im Pressetexte zur Veröffentlichungen finden sich einige Hinweise auf die politischen Intentionen des Trios: ‘The Tree Did Not Die’ bezieht sich darauf, dass es sich lohne, die Küstenmammutbäume in den kalifornischen Muir Woods zu erhalten. Im Song „Breathless“ spiegelt sich der Glaube an die Wunder der Natur wieder, die allerdings aufgrund des Einfluss des Menschen stets gefährdet ist.
„One For Us“ wird mit verhaltenem Pianospiel und gestrichenem Bass eröffnet. Dabei drängt sich der Eindruck auf, Grieg und Sibelius seien Paten des Stücks, das zunächst ein hohes Maß an Schwermut und Zweifel ausstrahlt. Der Charakter der Komposition ändert sich dann beinahe abrupt, wenn der Bass gezupft wird und eine Art „Melodieleiter“ zu hören ist. Dazu vernehmen wir ein Stakkato der Schlagstöcke und ein Klickklick auf den Blechen des Schlagzeugs. Aus der Schwermut entwickelt sich plötzlich eine gewisse Leichtigkeit, Leichtfüßigkeit und Losgelöstheit, durchaus mit Sinn für Dramatik inszeniert. Wollte man ein Bild zur Musik malen, so könnte man an die Pirouetten von Ballerinas denken oder an Degas Tänzerinnen in Tüllröckchen, die grazil auf den Zehenspitzen tanzen, dabei immer schneller in den Drehungen und Sprüngen werdend. Im weiteren Verlauf ist eine erneute Wendung im Konzept der Komposition festzustellen. Das Tempo verebbt. Die Konturen werden feinst herausgeschält. Schlagstöcke treffen auf den Rand der Trommeln, stetig und überaus schnell. Derweil verlangsamen Bass und Piano das Tempo, zeigen sich eher behäbig, erdig und fest verwurzelt. „Matrix for D. A.“ folgt auf die Eröffnung des Albums, dabei im Charakter sich dem harmonischen und melodischen Fluss des Stückes „One For Us“ anschließend, allerdings den Pianisten in den Fokus rückend. Dieser lässt klangliche Sprungläufe auf uns niedergehen, zu denen das gereizt-nervöse Schlagwerkspiel bestens passt. Wer aufmerksam zuhört, dem entgeht nicht, dass die Komposition von Momenten der An- und Entspannung lebt.
„Atemlos“ („Breathless“) ist außerdem ein Stück der aktuellen Veröffentlichung. Doch der Bass „atmet“ ebenso wie das Piano durchaus regelmäßig, mit starkem Pulsschlag versehen. Gehetzt hört sich anders an, außer Atem kommend auch. Eher strahlt der Song Kontemplation aus. Der Zuhörer kann sich fallen lassen, durchatmen und meditieren, auch und gerade beim diskanten Perlen der Klangserien, die dem Pianisten des Trios zu verdanken sind. Man muss unwillkürlich an Verwirbelungen in einem Wasserlauf denken, an das Sprudeln einer Quelle, an das Rauschen eines Bachs. Alles ist im Fluss, fließt, aber mit aller Gemächlichkeit. Warum also wurde das Stück „Breathless“ genannt?
Zum Schluss heißt es dann bei Phronesis „The Tree Did Not Die“: Eine Art Ouvertüre mit Piano und Bass steht am Anfang des Hohelieds auf den Küstenmammutbaum des amerikanischen Kontinents. Man hört aber auch Melodielinien, die von einem Rhodes oder E-Piano stammen. Ist da vielleicht sogar eine Hammond mit im Spiel, sobald ausufernde Klangschwaden nebulös an unser Ohr dringen? Es kann sich aber auch um elektronische Effekte handeln, die das Trio nutzt. Mehr und mehr erinnert nun der Charakter des Stücks an Fusion. Doch das Trio zeigt sich auch immer wieder als klassischer Jazz-Klangkörper. Man hat den Eindruck bei Phronesis werde Fusion und klassischer Triojazz mit feinstem melodischen Zwirn verwoben.
Text © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht public commons.
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