Peter Lehel’s Finefones Saxophone Quartet - Chamber Jazz Quartets

Peter Lehel’s Finefones Saxophone Quartet - Chamber Jazz Quartets

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FTM

Ein ganz besonderes Klang-Erlebnis bietet das Ensemble Finefones Saxophone Quartet, bestehend aus vier Saxofonisten. Auf Schlagzeug und ein Harmonieinstrument verzichtet das Ensemble, das auch so einen beeindruckenden Klangkörper bildet. Dabei stehen Arrangements von Werken von u. a. Bach, Piazzolla, Kreuder, Smetana und Verdi im Fokus. Mit anderen Worten erlebt der Hörer die Tradition klassischer Kammermusik, einschließlich Lehels „Adagio for Saxes“, Schlussstück des Albums.

Das Finefones Saxophone Quartet hat bisher vier CD Veröffentlichungen vorzuweisen, vor drei Jahren erschien „MOOD ANTIGUA – Slow Boat to Taiwan“, 2019 „SONORITY" und 2012 „Funk-A-Lot". Zum Ensemble gehören: der Sopransaxofonist Peter Lehel, der Altsaxofonist Olaf Schönborn, der Tenorsaxofonist Christian Steuber und der Baritonsaxofonist Pirmin Ullrich.

Aufmacher ist die „Gavotte Nr. 1“ von Johann Sebastian Bach. Übrigens, einige halten Bach für ein Jazzcat und einen frühen Boogie-Woogie-Meister. Nun ja, lassen wir das mal so unhinterfragt stehen. Jedenfalls befasst sich das Finefones Saxophone Quartet mit einem Komponisten der Barockzeit. Nicht zum ersten Mal haben sich Jazzmusiker mit dem Werk von Bach befasst, man denke an Jacques Loussier. Und auch Rockmusiker wie Keith Emerson kamen an Bach nicht vorbei. Doch wohl erstmals hört man die oben genannte Gavotte in einer Interpretation von vier Saxofonen. Gavotten sind nicht nur Teile von Suiten, sondern auch Tänze im 2/2-Takt, sehr fröhlich und selbstverständlich in der Barockzeit dem Adel vorbehalten. In der Interpretation des Ensembles um Peter Lehel hat man den Eindruck eines Duetts zwischen den hohen und den tiefen Saxofon-Stimmen,  Man könnte das Arrangement auch mit einem Bild versetzter Linien vergleichen.

Nachfolgend hören wir Piazzollas wohl bekannteste Komposition namens „Libertango“. Das Ensemble teilt sich beim Vortrag in diejenigen, die die Schrittfolge anklingen lassen und diejenigen,  die sich überwiegend der Melodielinie verschrieben haben. Und hört man nicht zu Beginn die einzelnen Schrittpassagen der beiden Tanzpartner beim Tango? Nach und nach gehen diese in die typischen rhythmischen Muster über, die Tango-Tänzer aufs Parkett hinlegen. Besonders hervorstechend ist im Verlauf des Stücks das Paraphrasieren des Sopransaxofonisten Peter Lehel.  Dabei scheint der klassische Tango in den Hintergrund zu geraten.  Dieser kommt dann aber am Ende wieder zum Vorschein.

Wer bei „Brahms Meets Santana“ eine Melange aus der neoromantischen Musik Brahms und „Samba Pa Ti“ erwartet, der wird nicht ganz auf seine Kosten kommen. Es sind doch überwiegend die Brahmschen Linien, denen wir folgen. Dabei hat man hier und da den Eindruck, dass das Saxofon-Ensemble die Instrumentierung eines Streichersatzes mit Bratsche, Cello und Geige imitiere. Und gibt es da nicht auch hier und da Anlehnungen an sogenannten Gipsy Swing?  Doch Salsa und Son sind nicht den Erwartungen entsprechend präsent, hört man den Namen Carlos Santana. In den Harmonien der Komposition „Moldau“ nicht unähnlich erscheint das Volkslied „Värmland“, dass auf dem Album gleichfalls enthalten ist. Dabei ist das Stück von einer gewissen Melancholie geprägt. Der Feder Faurés entstammt „Pavane“, der sich Peter Lehel auch angenommen hat, um das Stück für vier Saxofone spielbar zu machen. Ob es sich dabei um die Pavane Nr. 50 handelt, die eigentlich für Orchester konzipiert war, wird aus dem Plattentext nicht deutlich. Allerdings kann man beim Hören deutlich feststellen, dass sich aus dem klassischen Kontext ein wenig New Orleans Jazz entwickelt, wenn auch nur für einige Momente. Dann ist doch eher ein orchestraler Charakter des Stücks auszumachen. Sehr prononciert tritt übrigens Peter Lehel am Sopransaxofon in Erscheinung.

Auch der leichten Muse hat sich Peter Lehel angenommen, wird doch auch „Für eine Nacht voller Seligkeit“ von Peter Kreuder angestimmt. Einst sorgte mit diesem Song Marika Rökk für Furore, aber auch Caterina Valente interpretierte den Song. Schon bei den ersten Tönen wird deutlich, dass der Song eine Art Gassenhauer ist, den man leicht mitsummen kann. Er war gleichsam das Gegenstück zu den populären Songs aus den Broadway Revuen. Man achte bei der vorliegenden Interpretation auf die sonoren tiefen Linien, die der Baritonsaxofonist vorträgt. Gegenstück dazu ist das aufmüpfig klingende Sopransaxofon.

Ein Klassiker in der klassischen Musik und ähnlich bekannt wie die Brandenburgischen Konzerte, Die kleine Nachtmusik oder Ravels Bolero ist Smetanas „Moldau“ mit fließenden Melodielinien, gleichsam den dahin strömenden Fluss einfangend. Und in der Tat gelingt dies dem Chambers Jazz Quartet in hervorragender Weise. Ein besonderer Hörgenuss ist im übrigen das Solo des Sopransaxofonisten. Lehels „Adagio for Saxes“ ist schließlich ein gelungener Abschluss des Albums.

© fdp2023


Info

https://www.peterlehel.net/german/projects/finefones-saxophone-quartet/
https://www.pirmin-ullrich.de
https://www.peterlehel.net
http://www.olafschoenborn.com


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