Peter Hertmans Quartet: Dedication (Ferdinand Dupuis-Panther)
P
W.E.R.F.
Der aus Gent stammende Peter Hertmans ist als Gitarrist in Belgien kein Unbekannter. Anderswo verbindet man Gitarrenjazz aus Belgien stets mit dem Namen Philip Catherine. Doch dabei vergisst man, wie gesagt, Peter Hertmans. Zahlreich sind seine CD-Veröffentlichungen, ob mit Ivan Paduart, Jean-Pierre Catoul, Jeroen Van Herzeele oder dem Lauren Blonidau 4tet – auf dem Label De W.E.R.F. Records. Zu den Musikern, mit denen Hertmans zusammengespielt hat, zählen nicht allein der bereits erwähnte Doyen des belgischen Gitarrenjazz, Philip Catherine, sondern auch der Bassist Jean -Louis Rassinfosse, Bruno Castellucci oder Frank Vaganée, der künstlerische Leiter des Brussels Jazz Orchestra, und zu seinen Lebzeiten auch der Saxofonist Charly Mariano.
Auf der aktuellen CD ist Peter Hertmans zusammen mit dem Saxofonisten Daniel Stokaert, dem niederländischen Bassisten Theo de Jong und dem Drummer Lionel Beuvens zu hören. Die CD ist eine Widmung, so der CD Titel. Nein, nicht ganz richtig: Es sind zahlreiche musikalische Widmungen zu hören, angefangen von der für den Bassgitarristen Theo de Jong, über die für Lionel Beuvens, die für die eigene Tochter, die für den Vater und die Ehefrau. Insgesamt wurden zehn Songs veröffentlicht. Unter diesen sind auch „One For Richie“ (to Richie Beirach) – eine „Hymne“ für den US-amerikanischen Jazzpianisten Richard Alan Beirach (* 23. Mai 1947 in Brooklyn) – und „Small Step (to Rick Margitza) – eine „Verneigung“ vor dem Saxofonisten Richard Dean „Rick“ Margitza (* 24. Oktober 1961 in Detroit, Michigan). Leider erfährt man nicht, was Peter Hertmans mit diesen beiden US-amerikanischen Jazzern verbindet.
Kein Rock Jazz
Gleich im ersten Stück entführt uns Peter Hertmans in sein Klavierzimmer, allerdings steht dieses Tasteninstrument nicht im Mittelpunkt der Komposition. Das ist auch aufgrund der Besetzung des 4tetts nicht möglich. Vielmehr hören wir Saxofonklangwolken, die durch den Raum schweben und von Peter Hertmans virtuosem Spiel auf den Saiten begleitet werden. Hertmans benutzt dabei seine Gitarre ohne jeden elektronischen Soundschnickschnack. Es zupft die Saiten ganz im Geiste von Joe Pass, Jim Hall und Atilla Zoller. Lionel Beuvens agiert derweil als Schlagzeuger auffällig unauffällig, sorgt aber dennoch für eine gute rhythmische Unterfütterung. Dass streckenweise das Saxofon entfesselt trällert, ist wohl auch der Tatsache geschuldet, dass der Titel dem Saxofonisten des 4tetts gewidmet ist. Nach einem Titel für den eigenen Bruder hören wir dann Hertmans musikalische Ode an den Drummer der Band. Dabei überzeugt Peter Hertmans mit seinem sehr ausgereiften melodischen Spiel. Nein, Hertmans Gitarre klingt nicht rockig wie die von Terje Rypdal. Auch Fusion scheint nicht Hermans Sache zu sein, obgleich die Besetzung des 4tetts das durchaus zulassen würde. Wieso? Na ja, eine Bassgitarre und eine E-Gitarre sind nicht gerade untypisch für Fusion bzw. Rock Jazz.
„Inversion“ lautet der Titel des Stücks, das von der Notierung her sehr an Cool Jazz erinnert. Ausschweifungen nach oben, nach rechts oder links scheint es nicht zu geben. Das Spiel des 4tetts ist eher linear ausgerichtet, vielleicht auch als ein wenig unterkühlt zu bezeichnen. Wie auch in anderen Stücken von Hertmans bilden Gitarrenpassagen und Saxofonklangteppiche dabei eine gelungene Melange.
Leichtigkeit ist im Spiel
Leichtigkeit geht von den musikalischen Themen aus, die Hertmans vorgibt und Stokaert aufgreift und verändert. Dieser musikalische „Wettstreit“ zwischen dem Blas- und dem Saiteninstrument ist auch bei „One For Richie“ auszumachen. Gern wüsste man, warum die Widmung an den eigenen Vater den Titel „Peace“ trägt. Wer hat hier mit wem seinen Frieden gemacht? Und warum? Übrigens ist in diesem Stück Daniel Stokaert auch an der Flöte zu hören, die ein „Duett“ mit der Gitarre anstimmt, aber nicht das letzte Wort behält. In „Conversion“ hingegen ist es wieder das Saxofon, an dem Stokaert brilliert. Dabei halten sich Bass und Schlagzeug im Hintergrund.
Exaltierte Saxofonsequenzen und Gitarrenläufe gleichsam als Zwischenspiel sind hingegen für den Song kennzeichnend, den Hertmans für seine Tochter geschrieben hat. Schließlich sei noch „White Lady“ erwähnt, eine Komposition, die Hertmans dem verstorbenen kanadischen Musiker Kenny Wheeler gewidmet hat. Begleiten wir also die „weiße Dame“ wohin auch immer und genießen die Klangfarben, die Hertmans für uns auf die musikalische Leinwand gezaubert hat.
© ferdinand dupuis-panther
Informationen
Label
De W.E.R.F Records
http://www.dewerfrecords.be/nl/
Musiker
Peter Hertmans
http://www.jazzinbelgium.com/person/peter.hertmans