Peter Fessler & Peter Weniger - two in one, the concert

Peter Fessler & Peter Weniger - two in one, the concert

P

Mons Rec.

Wer brasilianisch angehauchten Jazz jenseits von Stan Getz, Naná Vasconcelos und Astrud Gilberto mag, der greife zu diesem Album. Dabei darf man dann auch zwei gekonnte brasilianisch inspirierte Interpretationen deutscher Volksweisen, darunter „Guten Abend, gute Nacht“ von Johannes Brahms genießen. Zu hören sind Peter Fessler (voc/git) und Peter Weniger (sax). Im „Waschzettel zum Album“ lesen wir: „Kühn und risikofreudig bis zur letzten Note, aufregend frisch und neu im Experiment – die neue Jazz-Kammermusik. Jedes Genre ist ihnen gerade recht, um damit sprichwörtlich meisterhaft zu jonglieren und mit kreativer Wucht zu überzeugen.“

Aufgenommen wurden Songs wie „Nothing comes from fighting this way“, „Agora“, „Black Orpheus“, „Wohlauf in Gottes schöne Welt“, „Corcovado“, „Apelo“ und – man höre und staune mit „Guten Abend, gute Nacht“, erneut deutsches Liedgut auf einer „brasilianischen Album“!.

Aufgemacht wird das Album mit „Black Orpheus“, einem Jazz-Standard und Bossa Nova. Cassandra Wilson hat diesen Standard ebenso in ihrem Repertoire wie Barron/Mehldau oder Wayne Shorter. Der Songtext lautet u. a. „Manhã tão bonita manhã /De um dia feliz que chegou / O sol no céu surgiu / Em cada cor brilhou / Voltou o sonho então ao coração...“. Doch statt diese Verszeilen anzustimmen, scheint Peter Fessler sich eher ins Lautmalerische zu versteigen, bisweilen auch in Richtung Obertonsingen zu driften, derweil er sich auf der Gitarre sehr rhythmisch begleitet. Nachfolgend stimmt Peter Weniger auf seinem Saxofon die Melodielinie an, samten gewirkt und als schwebendes Klangbild arrangiert. Peter Fessler, so der Eindruck, bleibt hingegen dem Rhythmischen, sprich dem Bossa-Rhythmus, streng verhaftet.

Nach diesen brasilianischen Rhythmen folgt dann mit „Wohlauf in Gottes schöne Welt“ eigentlich eine deutsche Volksweise, doch Peter Fessler verfremdet diese  mit brasilianischen Noten. Dabei hält er an seinem lautmalerischen Gesang fest, verzichtet also auf Verszeilen wie „Wohlauf in Gottes schöne Welt / lebewohl ade! (ade ade ade) / Die Luft ist blau und grün das Feld / lebewohl ade! (ade ade) ...“. Das Wechselspiel zwischen Fessler und Weniger ist in diesem Stück sehr ausgereift. Auffallend ist die sehr lyrische Ausrichtung in Wenigers Spiel. Dabei ist das Saxofon mal nicht so dominierend-kreischend wie sonst im Jazz, sondern scheint sich dem lieblich-weichen Gitarrenspiel angepasst zu haben.

Mit „Lately“ findet sich auch eine Komposition von Stevie Wonder auf dem Album, allerdings jenseits von Soul und Funk arrangiert. Peter Weniger hat in diesem episch ausgebreiteten Stück die musikalische Linienführung. Auch bei diesem Stück ist Peter Fessler als Vokalist zu erleben, allerdings ohne Wonders Gesang zu imitieren.

„Corcovado“ (A.C. Jobim) gehört zum klassischen Kanon des brasilianischen Jazz. Astrud Gilberto, aber auch Diana Krall haben diesen Song arrangiert und in Konzerten präsentiert. Solistisch ist Weniger hier zu Beginn des Stücks unterwegs. Beinahe kammermusikalisch-konzertant ist das, was wir hören. Mit Peter Fesslers Gitarreneinsatz ändert sich dies. Man vernimmt dann die Jobimsche Melodiestruktur. Dabei ist es an Weniger das Melodische vorzutragen. Auch im vorliegenden Fall greift Fessler nicht auf die vorhandene Lyrik zurück – u. a. „Um cantinho e um violão / Este amor, uma canção / Pra fazer feliz a quem se ama ...“ –, sondern bleibt seiner Lautmalerei treu, einer Art brasilianischem Scat Vocal.

Mit „Berimbau“ findet sich auf dem Album auch eine Komposition des brasilianischen Gitarristen Baden Powell, der auf dem Album „The Best of Baden Powell“ zeigt, welcher Virtuosität er fähig ist. Peter Fessler geht da nicht so furios zu Werke wie Powell. In seinem Vokalvortrag bleibt er zudem seinem bisherigen Konzept treu, wenn er das brasilianische Instrument, der Berimbau, eine Art Saitenbogen aus dem Nordosten Brasiliens, besingt.

Zum Ausklang tragen die beiden Musiker dann noch das Brahmsche „Guten Abend, gute Nacht“ vor, ein Schlaf- und Wiegenlied mit einem Text wie „Guten Abend, gut' Nacht, mit Rosen bedacht, mit Näglein besteckt, schlupf unter die Deck': Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt ...“.

Das Konzept des Albums überzeugt, auch wenn die beiden Volksweisen aus Deutschland inmitten von brasilianischem Bossa etwas irritieren, aber durch ihre „brasilianische Anpassung“ fügen sich auch diese bestens ein. Doch angesichts der recht bunten Auswahl der Songs darf man wohl die Frage stellen, nach welchen Kriterien sie eigentlich zustande gekommen ist.

Text: © fdp

Informationen
http://www.peterfessler.com/biografie/
http://www.peterweniger.eu/



In case you LIKE us, please click here:



Foto © Leentje Arnouts
"WAGON JAZZ"
cycle d’interviews réalisées
par Georges Tonla Briquet




our partners:

Clemens Communications





Hotel-Brasserie
Markt 2 -
8820 TORHOUT

 


Silvère Mansis
(10.9.1944 - 22.4.2018)
foto © Dirck Brysse


Rik Bevernage
(19.4.1954 - 6.3.2018)
foto © Stefe Jiroflée


Philippe Schoonbrood
(24.5.1957-30.5.2020)
foto © Dominique Houcmant


Claude Loxhay
(18/02/1947 – 02/11/2023)
foto © Marie Gilon


Pedro Soler
(08/06/1938 – 03/08/2024)
foto © Jacky Lepage


Special thanks to our photographers:

Petra Beckers
Ron Beenen
Annie Boedt
Klaas Boelen
Henning Bolte

Serge Braem
Cedric Craps
Christian Deblanc
Philippe De Cleen
Paul De Cloedt
Cindy De Kuyper

Koen Deleu
Ferdinand Dupuis-Panther
Anne Fishburn
Federico Garcia
Jeroen Goddemaer
Robert Hansenne
Serge Heimlich
Dominique Houcmant
Stefe Jiroflée
Herman Klaassen
Philippe Klein

Jos L. Knaepen
Tom Leentjes
Hugo Lefèvre

Jacky Lepage
Olivier Lestoquoit
Eric Malfait
Simas Martinonis
Nina Contini Melis
Anne Panther
Jean-Jacques Pussiau
Arnold Reyngoudt
Jean Schoubs
Willy Schuyten

Frank Tafuri
Jean-Pierre Tillaert
Tom Vanbesien
Jef Vandebroek
Geert Vandepoele
Guy Van de Poel
Cees van de Ven
Donata van de Ven
Harry van Kesteren
Geert Vanoverschelde
Roger Vantilt
Patrick Van Vlerken
Marie-Anne Ver Eecke
Karine Vergauwen
Frank Verlinden

Jan Vernieuwe
Anders Vranken
Didier Wagner


and to our writers:

Mischa Andriessen
Robin Arends
Marleen Arnouts
Werner Barth
José Bedeur
Henning Bolte
Erik Carrette
Danny De Bock
Denis Desassis
Pierre Dulieu
Ferdinand Dupuis-Panther
Federico Garcia
Paul Godderis
Stephen Godsall
Jean-Pierre Goffin
Claudy Jalet
Chris Joris
Bernard Lefèvre
Mathilde Löffler
Claude Loxhay
Ieva Pakalniškytė
Anne Panther
Etienne Payen
Jacques Prouvost
Yves « JB » Tassin
Herman te Loo
Eric Therer
Georges Tonla Briquet
Henri Vandenberghe
Iwein Van Malderen
Jan Van Stichel
Olivier Verhelst