Per Oddvar Johansen: Let’s Dance

Per Oddvar Johansen: Let’s Dance

P

Edition Records, EDN 1068

Per Oddvar Johansen, in Norwegen als erstklassiger Drummer bekannt, zeigt auf dem vorliegenden Album auch, dass er ein Multiinstrumentalist ist. Er ist nämlich auch auf der Geige, dem Vibrafon, auf Gitarren und als Magier der Elektronik zu hören. Gewiss muss man diesen norwegischen Musiker, der mehrfach mit dem „norwegischen Grammy“ ausgezeichnet wurde, in einem Atemzug mit Helge Lien, Christian Wallumrød und Petter Wettre nennen. Auf „Let’s Dance“ spielt er mit dem Pianisten Helge Lien und dem Saxofonisten und Trompeter Torben Snekkestad zusammen.

Per Oddvar Johansen war federführend bei den Kompositionen. Allerdings sind die beiden Stücke „Forest Flower“ und „Impromptro“ Gemeinschaftsarbeiten von Per Oddvar Johansen, Hegle Lien und Torben Snekkesstad.

Mit der Aufforderung zum Tanz macht das Album auf. Die Musiker lassen uns an einer Waldblume („Forest Flower“) riechen, gehen bei „Flying“ mit uns in die Lüfte, machen einen Abstecher nach Zentralaustralien und zum „Uluru“ – hierzulande immer noch als Ayers Rock bekannt – und lassen das Album mit „Song M“ ausklingen.

Angesichts des Albumcovers – dichte, tief liegende Nebelschwaden ziehen über einen dichten Nadelwald – ist man auf nordische Schwermut und Sentimentalität eingestellt, soweit es die Musik anbelangt. Doch ob sich das bewahrheitet, wissen wir erst nach den ersten Takten von „Let's Dance“: Sehr getragen beginnt das Stück, dessen Klangfarbe durch das prägnante und sehr auf die Basslinie gerichtete Klavier bestimmt wird. Auch mit den einsetzenden Saxofonpassagen ändert sich das nicht. Winterschwere, zumindest aber Herbstnässe strahlt das Stück aus. Ausgelassen tanzende Paare sieht man nicht, schließt man die Augen und folgt nur der Musik. Eher meint man schwere Regentropfen zu hören, auch kurz Blitze zucken zu sehen. Von der Grundstimmung her müsste man als Titel wohl eher „Abschied“ wählen. Untergründige Dramatik ist in die Komposition auch eingebunden. Beim Hören hatte ich die Vorstellung, der Film „Wenn die Gondeln Trauern tragen“ könnte in der Komposition „Let's Dance“ seine neue Filmmusik, gefunden haben.

Welch Kontrast tut sich dann auf, wenn wir uns nachfolgend dem Stück „No 7“ hingeben. Ja, da scheint, das Trio Musik für den Fünf-Uhr-Tanztee zu spielen. Keine Frage, wir hören einen langsamen Walzer. Vor unserem geistigen Auge sehen wir auch ausgelassene Skandinavier während der Mittsommernacht, zumindest aber nach der Eisschmelze und bei den ersten frühlingshaften Temperaturen. Übrigens, für einen entsprechenden Schlagertext würde sich „No 7“ auch bestens eignen, oder?

In der musikalischen Stilistik erfolgt dann mit „Forest Flower“ ein erneuter Bruch. Avantgardistisches Spiel und eher Geräuschmusik ist das, was wir vernehmen. Schrille Saxofontöne und kurzes Schnalzen, kurze Pausen und ein dezentes Trommelspiel, das Kreischen der Wildgänse – dank sei dem Saxofon – und ein aufgeregtes Trompeten der Singschwäne – auch dies verdanken wir dem Saxofon – trifft auf wuchtigen Tastenklang. Gurgelt da nicht ein Bach? Schreit da nicht ein Bussard?. In vielen Momenten denkt man eher an heimkehrende Zugvögel als an eine Waldblume.

Sphärisch-elektronisch geht es dann in „Flying“ zu. Akustische Wolkenbänke ziehen an unserem Flugzeugfenster vorbei. Kondensstreifen lösen sich auf und die Motoren der Maschine surren unaufhörlich. Über den Wolken scheint Grenzenlosigkeit zu herrschen. Elektronisches mischt sich mit dem anhaltenden Klang einer Violine, die uns suggeriert, wir nehmen Höhe auf, verändern unsere Fluggeschwindigkeit. Oder sind wir gar mit einem Heißluftballon unterwegs und spüren jeden Windzug? Vielleicht passt dieses Bild auch viel besser zu den akustischen Eindrücken, zum Zischen der geöffneten Ventile, um Gas in die Ballonhaut zu pusten. Sehr geeignet scheint mir die sphärische Musik, die auf einem gleichbleibenden tonalen Niveau schwebt, auch für einen Film, der sich in Zeitraffer mit Wolkenbildungen befasst, der Cumulus- und Zirruswolken mit der Linse einfängt.

Wer ein wenig in australischer Folklore bewandert ist, die durchaus eine Nähe zur amerikanischen Country Music aufweist, der wird sich über die Hörfarben von „Uluru“ nicht wundern. Nein, hier wird kein Didgeridoo geblasen, aber dafür hört man das monotone Klacken der Klanghölzer und den Sound von Country. Das ist übrigens eine Musik, die auch unter den australischen Ureinwohnern sehr beliebt ist. Wasserrauschen und Vogelgezwitscher wurden dem Titel auch noch beigemischt. Back to nature scheint das zu suggerieren.

In „Song M“ lauscht man einem schmeichelnden Sopransaxofon, das sanft gestimmt ist und einen samtenen Klang verströmt, derweil auf dem Tastenmöbel wenige Akzenten beigesteuert werden. Beinahe klingt das Stück wie aus der Welt von New Age. Wer schon einmal über fast menschenleere norwegische Hochebenen gewandert ist, unterwegs Lemminge und Rentiere gesehen hat, mal von rauschenden Bächen, letzten Schneebrettern und Seen abgesehen, ja der weiß, dass Kontemplation und kontemplative Musik auch zu Skandinavien passen. „Let's Dance“ ist also keine Platte mit tanzbaren Jazzrock- und Funknummern, sondern ein überaus vielschichtiges Album mit sehr divergierenden musikalischen Konzepten, die stets aufs Neue überraschen.

© ferdinand dupuis-panther

Press Release Edition Records

Let’s Dance is in-demand Norwegian drummer Per Oddvar Johansen’s most mature musical statement yet. Already the veteran of many recordings (including work with Trygve Seim, Christian Wallumrød, The Source, Solveig Slettahjell, Adam Baldych and Vigleik Storaas for ECM, ACT, Jazzland, Universal and others), he has assembled this trio with long standing collaborators pianist Helge Lien and avant-garde saxophonist Torben Snekkestad to record an album of his own compositions.

Meditative, beautiful, stately and austere, the songs on Let’s Dance are the product of a finely tuned musicianship, developing along an organic and entirely natural and unique path, each intensely satisfying and fulfilling. Per Oddvar’s propulsive rhythms underlie each tune but never attempt to dominate. If there is a dance to be danced it’s a tranquil, dignified and sedate dance – a folk dance celebrating a grave and solemn moment.

As Per Oddvar explains: ‘I wanted to try and compose music with a rubato (no set tempo), lyrical and open soundscape. To achieve this, I have written long sheets, with not so much information in them, thus taking control over the whole structure and tonal landscape, at the same time giving everybody the possibility to shape and direct the music in the moment.

The recording was done at another friend and longtime companion (with Solveig Slettahjell) Sjur Miljeteig’s studio IsitArt in Sweden. I wanted to record there because they have a very nice old grand piano, a nice recording room, and it is situated in the deep Swedish forests, in complete solitude. A great place to create music!’

Informationen

Label
http://www.editionrecords.com

Musiker
Per Oddar Johansen
http://peroddvar.no/peroddvar/me-2.html

Bandcamp: https://peroddvarjohansen.bandcamp.com/album/lets-dance-2

CD-Besprechungen Helge Lien
http://www.jazzhalo.be/reviews/cd-reviews/h/helge-lien-trio-badgers-and-other-beings/


In case you LIKE us, please click here:



Foto © Leentje Arnouts
"WAGON JAZZ"
cycle d’interviews réalisées
par Georges Tonla Briquet




our partners:

Clemens Communications





Hotel-Brasserie
Markt 2 -
8820 TORHOUT

 


Silvère Mansis
(10.9.1944 - 22.4.2018)
foto © Dirck Brysse


Rik Bevernage
(19.4.1954 - 6.3.2018)
foto © Stefe Jiroflée


Philippe Schoonbrood
(24.5.1957-30.5.2020)
foto © Dominique Houcmant


Claude Loxhay
(18/02/1947 – 02/11/2023)
foto © Marie Gilon


Pedro Soler
(08/06/1938 – 03/08/2024)
foto © Jacky Lepage


Special thanks to our photographers:

Petra Beckers
Ron Beenen
Annie Boedt
Klaas Boelen
Henning Bolte

Serge Braem
Cedric Craps
Christian Deblanc
Philippe De Cleen
Paul De Cloedt
Cindy De Kuyper

Koen Deleu
Ferdinand Dupuis-Panther
Anne Fishburn
Federico Garcia
Jeroen Goddemaer
Robert Hansenne
Serge Heimlich
Dominique Houcmant
Stefe Jiroflée
Herman Klaassen
Philippe Klein

Jos L. Knaepen
Tom Leentjes
Hugo Lefèvre

Jacky Lepage
Olivier Lestoquoit
Eric Malfait
Simas Martinonis
Nina Contini Melis
Anne Panther
Jean-Jacques Pussiau
Arnold Reyngoudt
Jean Schoubs
Willy Schuyten

Frank Tafuri
Jean-Pierre Tillaert
Tom Vanbesien
Jef Vandebroek
Geert Vandepoele
Guy Van de Poel
Cees van de Ven
Donata van de Ven
Harry van Kesteren
Geert Vanoverschelde
Roger Vantilt
Patrick Van Vlerken
Marie-Anne Ver Eecke
Karine Vergauwen
Frank Verlinden

Jan Vernieuwe
Anders Vranken
Didier Wagner


and to our writers:

Mischa Andriessen
Robin Arends
Marleen Arnouts
Werner Barth
José Bedeur
Henning Bolte
Erik Carrette
Danny De Bock
Denis Desassis
Pierre Dulieu
Ferdinand Dupuis-Panther
Federico Garcia
Paul Godderis
Stephen Godsall
Jean-Pierre Goffin
Claudy Jalet
Chris Joris
Bernard Lefèvre
Mathilde Löffler
Claude Loxhay
Ieva Pakalniškytė
Anne Panther
Etienne Payen
Jacques Prouvost
Yves « JB » Tassin
Herman te Loo
Eric Therer
Georges Tonla Briquet
Henri Vandenberghe
Iwein Van Malderen
Jan Van Stichel
Olivier Verhelst