Paul Heller & Ack Van Rooyen: „Live & In Studio“
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Doppel-CD, Mons Records, MR 874 559
Nach nunmehr jahrzehntelanger musikalischer Freundschaft und Zusammenarbeit haben Van Rooyen (Jahrgang 1930) und Heller (Jahrgang 1971) die Besetzung, mit der sie 1992 zum ersten mal gemeinsam ihre musikalischen Ideen teilten, wieder zusammengerufen. Das heißt, auf dem aktuellen Doppelalbum sind Hubert Nuss am Piano und Ingmar Heller am Bass mit dabei. Die Liveaufnahmen entstanden im Kölner „Loft“ und die Studio-Einspielungen im Bonner Hansa Haus Studio. Präsentiert wird eine musikalische Reise durch die Jazz-Landschaften der vergangenen Jahrzehnte. So wurden beispielsweise „Mood Indigo“ von Duke Ellington und „How Deep Is The Ocean“ von Irving Berlin aufgenommen. Ack Van Rooyen steuerte „Song For Lost Friends“ zum Gelingen des Doppel-Albums bei, Paul Heller unter anderem „Reunion“ und „Blues For You“.
Gewiss ist die Frage berechtigt, warum die beiden Vollblut-Jazzmusiker für diese Doppel-CD auf Standards wie „How Deep Is The Ocean“ von Irving Berlin oder „Wounded Love“ zurückgreifen. Man könnte antworten, dass es ja im Jazz nicht unbedingt auf das Was, sondern stets auf das Wie ankomme, sprich auf die Interpretationen, auf die Improvisationen und eine spezielle Instrumentierung von Standards. Doch Standards sind Standards. Sie sollten auch als solche stets erkennbar bleiben. Diesem Credo fühlen sich die Musiker rund um Heller und Van Rooyen auch verbunden. Mit einem Liebeslied, das auch Barbara Streisand in ihr Programm aufgenommen hat, beginnt die erste CD: „I've never been in love before / Now all at once it's you
It's you forever more ...“. Diese Verse sind nicht zu hören, aber die sehr einprägsame Melodie von „I've Never Been In Love Before", eine Komposition von Frank Loesser. Man muss in diesem Falle wissen, dass der Titel 1950 entstanden und Teil des Musical „Guys and Dolls“ ist.
Wie gesagt, der über Antwerpen in die USA emigrierte Irving Berlin schrieb „How Deep Is The Ocean“, ein Song, für den sich auch Heller und Van Rooyen erwärmten und ihn daher einspielten. Ja, Billy Holiday hat dieses Stück, gleichfalls wie Loessers Stück ein Liebeslied, populär gemacht. Es ist eine durchaus verhalten-beschwingte Weise. Mit diesem Song, der 1933 in dem Film „The Life of Jimmy Dolan“ zu hören war, entführen uns Heller und Van Rooyen in die frühe Geschichte des Jazz. Das muss man mögen oder aber nicht.
Auch vor dem legendären Tenorsaxofonisten Sonny Rollins verbeugen sich die Musiker. Sie interpretieren auf ihre eigene Weise „Oleo“, unterdessen auch einer der Jazz-Standards aus der Bebop-Zeit. Während im Original Rollins am Tenorsaxofon brilliert, teilen sich Heller und Van Rooyen die Sequenzen, die Rollins alleine gespielt hat. Insbesondere im Duett servieren uns die beiden Vollblutjazzer einen wahren Klangschmaus! Zudem darf auch der Pianist Hubert Nuss dem Stück seine Handschrift geben. Gleiches gilt für Ingmar Heller am Kontrabass. Sonny Rollins ist auf dem Album nochmals zu hören, wenn ein „Medley“ von „Tenor Madness/ Cool Blues/ Straight No Chaser“ zu hören ist. Zuvor wird ein fast vergessener Jazzmusiker, nämlich Billy Strayhorn gewürdigt, wenn „Wounded Love“ gespielt wird. Strayhorn war der Garant für den Erfolg Duke Ellingtons, stammen doch zahlreiche Ellington zugeschriebene Kompositionen von dem schwulen, afro-amerikanischen Pianisten, so „Take the 'A' Train", "Chelsea Bridge" und "Lush Life". Auch in der Strayhorn-Einspielung ist das Zusammenspiel von Heller und Van Rooyen, vor allem deren Duette, sehr beeindruckend. Flügelhorn und Saxofon ergänzen sich wundervoll in den Klangfarben, hier das samten klingende Flügelhorn, dort das eher schnalzende, schnattrige Saxofon.
Kommen wir nun zu den Liveaufnahmen. Bei diesen überwiegen eigene Kompositionen von Heller und Van Rooyen. Den Auftakt macht „Because I Love You“, komponiert von dem niederländischen Trompeter Jerry Van Rooyen. Die Komposition scheint dabei, in der Tradition des Bebops zu stehen. Klavierpassagen erinnern ein wenig an den Duktus von Monk, die Bläserpassagen an Charlie Parker und den frühen Miles. Das allgemeine Klangbild unterscheidet sich wenig von den Titeln, die das Quartett im Studio aufgenommen hat. Ähnliches gilt so auch für Paul Hellers „Reunion“. Das ist Bebop bzw. Bebop reloaded. Zum Schluss entführen uns Heller und Van Rooyen ins Jahr 1931, als Duke Ellington „Moon Indigo“ schrieb. So schließt sich die musikalische Reise durch die Welt des „Old School Jazz“.
Text: © ferdinand dupuis-panther
Informationen
Label
Mons Records
www.monsrecords.de
Musiker
Paul Heller
http://www.paul-heller.com/
Ack van Rooyen
http://www.ackvanrooyen.com