Patrick Deltenre & Ivan Paduart - Hand in Hand
P
Mons Records
„Hand in Hand“ - das Plattencover erinnert ein wenig an das legendäre White Album der Beatles – ist ein durchaus gut gewählter Titel für das Album des Duos Paduart & Deltenre. Da trifft ein Pianist, nämlich der belgische Pianist Ivan Paduart, auf den Gitarristen Patrick Deltenre, der ein Schüler von Serge Lazarevitch und Paolo Radoni ist. So entsteht eine Verknüpfung von zwei Harmonieinstrumenten in einer sehr intimen Bandsituation.
Bereits mit zehn Jahren saß Paduart erstmals am Klavier, um dann sieben Jahre später für sich den Jazz zu entdecken und sich in der Folgezeit mit prägnant eigener Handschrift Gehör zu verschaffen. Stets stand und steht dabei die Melodie im Fokus. In einem O-Ton sagt Paduart, der mit Philip Catherine, Tom Harrell und Toots Thielemans Konzerte gegeben hat: „Auf Basis meiner sowohl klassischen als auch Jazz-Hintergründe komponiere ich raffinierte Melodien, die durch subtile und reiche Harmonien bereichert werden. Mit meiner Musik möchte ich gleichermaßen Seele und Geist stimulieren.“
Patrick Deltenre wuchs in einem hochmusikalischen Elternhaus auf, und gehört heute zweifellos zu den besten Gitarristen Belgiens. Er war in der Vergangenheit an der Seite von Level 42, Toots Thielemans, Maurane und
Philip Catherine zu hören. Mit dem vorliegenden Album debütiert er allerdings erstmals als (Co)Bandleader. Die Zusammenarbeit von Paduart und Deltenre reicht übrigens bis auf das Jahr 1988 zurück, als sie gemeinsam Fusion Jazz mit Aftertouch machten und zwei CDs aufnahmen.
Zu den aufgenommenen Kompositionen – Paduart und Deltenre teilten sich das Komponieren – gehören u. a. „Menorca“, „Aperoses“, „Hand in Hand“, „Lianes“, „La Grazia“ und „Ravioli‘s Blues“.
Kontemplation ist ein Begriff, der für die vorliegende Musik überaus zutreffend ist. Tiefenentspannung und Meditationen wären als Charakteristika aber überzogen, da es nicht um New Age geht, sondern um sehr auf die Melodie ausgerichtete Musik, die sich in weichen Klangmatten flächig niederschlägt.
Beim Hören von „Menorca“ muss man nicht unbedingt die Balearen im Sinn haben, aber vielleicht die Mandelblüte – und die kann man auch längs der Deutschen Weinstraße genießen. Frühlingshaft erscheinen die melodischen Schraffuren. Da scheint alles im Aufbruch zu sein, auch und gerade wenn Ivan Paduart seine Finger über die Tasten springen lässt. Sein Spiel gleicht einem Wasserspiel mit Springbrunnen und Kaskaden. Patrick Deltenre versteht sich darauf, feine Sonnenstrahlen in Saitenläufe umzusetzen und uns das Licht des Südens nahezubringen. In einem ähnlichen Duktus wie „Menorca“ ist auch „Aperoses“ gehalten. Wie kleine Wasserstrudel erscheint das Spiel von Paduart zu Beginn der Komposition, ehe dann Patrick Deltenre die musikalische Regie übernimmt und Paduart in den Hintergrund tritt. Sehr gelungen ist dabei im Fortlauf des Stücks die Verwebung der beiden Klangkörper Klavier und Gitarre. Wie feinstes Gespinst erscheint das, was Patrick Deltenre seinem Saiteninstrument entlockt, derweil Paduart eher das Erdige repräsentiert.
Imitiert da Patrick Deltenre zu Beginn von „Pigeons“ das Gurren von Tauben? Zeichnet er mit seinem Spiel den Aufstieg von Tauben aus dem Schlag nach? Schaut er dem Schwarm nach, wenn er dahinzieht? Man könnte es meinen! Ein wenig fühlt man sich an das Instrumental von Peter Green namens „Albatros“ erinnert, wenn auch das Dahinsegeln bei Patrick Deltenre nicht so ausgeprägt zum Ausdruck kommt.
Eher getragen kommt „Hand in Hand“ daher. Melancholie scheint sich Raum zu schaffen. Herbststimmung ist zum Greifen nahe. Und all das hat insbesondere dank Ivan Paduart eine durchaus klassisch anmutende Charakteristik. Zumindest aber kann man hier und da Balladenhaftes entdecken. Dabei geht die Melodielinie von einen zum anderen Musiker über, getreu dem Titel der Komposition, die beiden Virtuosen auf ihren Instrumenten viel Raum zur Entfaltung lässt.
Wie mögen wohl „Lianes“ klingen? Wird man den Eindruck von Dschungel aus der Musik heraushören? Nun, nicht unbedingt, aber das tut dem musikalischen Genuss keinen Abbruch, stehen doch der Wohlklang und die Schönheit der Melodie im Fokus. Welch Ohrenschmaus! Eher an Country Music und Folksongs erinnert „Mignardises“, obgleich es dabei um eine kleine Leckerei als Nachtisch eines Mehrgängemenüs geht. Doch diese kleinen süßen Bissen lassen wir uns ebenso munden wie zum Schluss „Ravioli‘s Blues“.
Text © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht public commons!
Informationen