Patrick Bianco's Cannonsoul: Remembering Cannonball Adderley feat. Andy McKee
P
Unit Records, UTR 4563
Die aktuelle Platte von Bianco und Co entführt uns in die swingende Welt des Straight-ahead-Jazz, der angesichts des Hypes um improvisierte Musik und Neue Musik gerade in Deutschland eher ins Hintertreffen geraten ist. Wer sich gerne mal wieder auf Bebop reloaded einlassen möchte, der hat mit dem vorliegenden Album die richtige Wahl getroffen. Insgesamt hat die Band 14 Titel aufgenommen, darunter „Del Sasser“, „Wabash“ und „Lisa“.
Die Frage muss vorab gestellt werden, was es eigentlich bedeutet, ein Album im Geiste Cannonball Adderleys einzuspielen. Muss man sich an den Aufnahmen orientieren, die in den 1950er Jahren entstanden sind und das heißt an Alben wie „The Big E“ oder „A Little Taste? Muss man sich mit der Besetzung von Adderleys verschiedenen Formationen befassen? Darf und kann man auf das Cornett verzichten, das Nat Adderley in der Band spielte? Orientiert man sich an dem Quintett mit John Coltrane an der Trompete, Paul Chambers am Bass, Wynton Kelly am Piano und Jimmy Cobb am Drums? Das sind gewiss Fragen, denen auch Bianco nicht aus dem Weg gegangen ist, als er sich für ein Quintett entschied und auf das Cornett in der Besetzung seiner Band verzichtete. Allerdings hat er auch auf das Tensorsaxofon, das einst Coltrane in der Band spielte, verzichtet und auf die Trompete gesetzt. Denn auch mit einem Trompeter trat Cannonball zusammen auf, man denke nur an Einspielungen wie „Blue Funk“ oder „Straight Life“. So scheint Bianco seine durchaus an Cannonball orientierte Besetzung wirklich gefunden zu haben.
Dank des beiliegenden Booklets erfahren wir, dass „Cannonball's Theme“, eine Komposition aus der Feder von Cannonballs Bruder Nat, gleich in zwei Versionen auf dem Album vorliegt. Ob „Del Sasser“, dieses 64taktige Uptempo-Thema wirklich einer gewissen Irene Del Sasser gewidmet wurde, steht in den Sternen, aber dass es einer der „Hits“ Adderleys ist, wenn auch aus der Feder des Bassisten Sam Jones, steht außer Frage. Als einen wahren Klassiker des Bossa Nova müssen wir bis heute „Miha Saudade“ ansehen, komponiert von Joao Donato gemeinsam mit Joao Gilberto. Auch dieses Stück interpretiert Bianco mit seiner Band aufs Neue. Über die Harmonien von Gershwins „I Got Rhythm“ entstand aus der Feder von Quincy Jones „Jessica's Birthday“, ein weiterer Titel der aktuellen Einspielung, bei der man auf Schritt und Tritt meint, die Adderley Brothers seien ganz gegenwärtig. Einfach hören und genießen, das ist mein Rat für diese Platte.
Text © ferdinand dupuis-panther
Informationen
Label
Unit Records
http://wwww.unitrecords.com
Musiker
Patrick Bianco
http://www.patrickbianco.ch
p_bianco@hotmail.com