OTTO – Danses

OTTO – Danses

O

circum disc

Hinter OTTO verbirgt sich ein Duo bestehend aus dem Gitarristen Ivann Cruz und dem Drummer Frédéric L'Homme.

Schon allein die Instrumentierung der beiden ist für ein Duo eher ungewöhnlich, zumal ja auf das Harmonieinstrument Klavier verzichtet wird. Ungewöhnlich ist auch der musikalische Fokus der beiden: das Bachwerke-Verzeichnis. Dabei sind es vor allem Bachsche Kompositionen für Laute und Cello, die die beiden französischen Musiker interessieren. Bei Cruz ist das kein Wunder, ist er doch ein klassisch geschulter Gitarrist, der aber bei den aktuellen Aufnahmen nicht etwa akustische, sondern E-Gitarre spielt. Ja, in der Welt des Jazz gab es schon Adaptationen von Bachs Werken, man denke an den Pianisten Jacques Loussier. Legendär sind die Brandenburgischen Konzerte, die einst Keith Emerson erklingen ließ, nachdem er diesen eine Frischzellenkur gegönnt hatte. Und selbst eine Rockband wie Deep Purple hat sich zwar nicht an Bach, aber an die Gemini Suite gewagt und mit diesem Werk Klassik und Rock zu einer feinen Melange verbunden. Nun also ist es an OTTO uns Bachs feinsinnige Kompositionen näherzubringen. Dabei verschmelzen beim Vortrag des Duos die fein getriebenen Linien und Schraffuren Bachscher Kompositionen mit pulsierenden Schlagwerksetzungen. Hier und da scheint dabei ornamentales Klangdekor hervor.

Bachs Werk wird von den beiden Musikern in allen Facetten erfasst. Sie nahmen Preludiens benso auf, wie Gigues und Allemandes. Wer die Interpretation von Bachs „Bourree Suite Nr 1“ durch Jethro Tull schätzt, den wird es freuen, dass auch diese und eine weitere Bourree-Komposition unter den 13 Aufnahmen des aktuellen Albums zu finden sind.

Hart gesetzte Beats des Drummers sind in der Eröffnung von „Prelude Suite n2 BWV 997“ zu vernehmen. Teilweise scheinen die Schlagwerklinien synkopiert und bezogen auf die Gitarrenlinien verzögert. Die melodischen Dekors des Gitarristen sind ein wahrer Ohrenschmaus. Da gleiten Klanglinien dahin, scheinen sich zu überlagern und zu verschränken. Themenversetzungen sind obendrein auszumachen, gebrochen durch das gelegentlich nervöse Fellspiel des Schlagwerkes. Die nachfolgende Courante ist schon eher von Deep Purple und deren Exkursion in die Klassik geprägt. Da schnarrt und schnurrt die Gitarre, auf das Heulen und Jaulen wie in R&B hat Cruz allerdings verzichtet. Er ist halt doch einer gewissen Werktreue verbunden.  Elemente von Rockmusik zwischen Jeff Beck und Alvin Lee findet sich „Bourrees 1 & 2 Suite pour violoncelle n3 BWV 1009“. Mit Blechwirbeln und hartem Fellschlag setzt der Drummer  Frédéric L'Homme notwendige Zäsuren, bündelt gleichsam den Gitarrenfluss. Dabei bleibt Cruz im Duktus eines Gitarristen und versucht nicht die Gitarre in ein Cello zu modulieren. Von Weichklang ist nichts zu spüren, aber eben auch nicht von „While My Guitar Gently Weeps“. Und das ist auch gut so. Cruz lässt immer wieder durchscheinen, dass er in der Klassik daheim ist, auch wenn er die akustische Gitarre beiseite gelegt hat, um das Album einzuspielen.

Treibendes Schlagwerk, das ein loderndes Rhythmusfeuer entfacht, ist in „Gigue Suite n2 BWV 997“ zu hören. Über das schwirrende Schlagwerk setzt Cruz seine melodischen Schraffuren, mal enger und mal weiter. In seinem Spiel überzieht Cruz nicht. Bluesige Klangverschiebungen sind ebenso wenig vorhanden wie das Jaulen einer Gitarre wie bei Cream oder Hendrix. Alles bleibt in einem klassischen Maß! Es geht im Kern  ja um einen Schreittanz im Dreivierteltakt, der zugleich Teil einer Suite ist. Treibende Redundanzen im Schlagwerkspiel dechiffriert man in „Allemande Suite n1“. Da scheinen dann Techno und Hiphop mit im Spiel und der klassische zweigliedrige deutsche Schreittanz mit geraden Takten unterliegt dank des Duos einer Metamorphose zu einer neuen Tanzbarkeit.

Die Chaconne ist ein höfischer Reigentanz, der um 1600 am spanischen Hof gepflegt wurde und der auch Eingang ins Opus von Johann Sebastian Bach fand, so auch „Chaconne Partita n2 BWV 1004“. hervorzuheben ist das beinahe kristallin anmutende Gitarrenspiel von Cruz. An feinste florale Intarsien muss man beim Zuhören denken. Die Gitarrensequenzen weisen Transparenz auf, scheinen zu schweben und wie morgendliche Nebelschwaden zu vergehen, während der Schlagzeuger konstant in seinem Schema agiert und Schlagwerkgalopps hinlegt. „Gigue Suite pour violoncelle n2 BWV 1008“ ist in einer rockig-verspielten Version zu erleben. Das schließt auch Adaptationen an Hendrix Gitarrenklänge ein. Cruz erweist sich mit diesem Stück erneut als ein Derwisch auf den Saiten. Schließlich rundet „Allemande Suite pour violoncelle n2 BWV 1008“ das sehr gelungene Duo-Album ab. Auch wer kein dezidierter Liebhaber Bachscher spätbarocker Werke ist, wird von dem Duo mitgenommen, auf einem ganz eigenen musikalischen Pfad Bach zu entdecken. Dabei sind Ausflüge in die Welt des Rocks, dank auch an den Drummer, eingeschlossen. Übrigens, der Einwand „Retro“ ist für dieses Album völlig fehl am Platz, es gibt kein Cembalo und auch keine Streicher, die wir hören.

© ferdinand dupuis-panther


Infos

https://www.circum-disc.com

Ivann Cruz
http://www.muzzix.info/Ivann-Cruz?lang=en

Frédéric L'Homme
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