Organic Trio: Saturn's Spell
O
Jazz family
Im Bandnamen verbirgt sich nicht nur das Wort Orgel, sondern auch organisch. Nun mag es jedem überlassen sein, das Trio bestehend aus dem us-amerikanischen Gitarristen Brian Seeger, dem französischen Hammond B3-Organisten Jean-Yves Jung und dem aus Luxemburg gebürtigen, aber in New York City beheimateten Drummer Paul Wiltgen als organische Einheit zu betrachten. Eingespielt wurden von dieser „Troika“ eigene Kompositionen mit schönen langen Melodielinien, angefangen bei “Jonny Young” über “The Place Is Now” und “Vum's Land” sowie “Saturn's Spell” bis zu “Twist” und “Buffalo Trace”. Dabei agiert der Organist manchmal als Bassmann, manchmal auch als jemand, der den melodischen Faden in den Händen hält. Die aktuelle Produktion wurde im Übrigen von der University of New Orleans unterstützt, an der Brian Seeger als Hochschullehrer tätig ist.
Neben den schönen Melodieflüssen, die uns Jean-Yves Jung beschert, fällt vom Hörbild her schon auf, dass das Trio durchaus in der an Blues orientierten Tradition steht. Im Hinblick auf die Hammond B3 denkt man da zuerst vor allem an Jimmy Smith. Das beinhaltet aber nicht, dass auf dem vorliegenden Album nicht auch andere Klangnuancen zu hören sind. Insbesondere das ausgefeilte Gitarrenspiel von Brian Seeger fügt immer wieder feine Hörfarbtupfer hinzu.
Was allerdings das Coverfoto einer verwitterten Eingangstür mit dem Albumtitel zu tun hat, erschließt sich nicht auf den ersten oder zweiten Blick. Saturn, der römische Gott der Landwirtschaft, scheint im Albumtitel vorzukommen, zugleich auch der Planet gleichen Namens und in der Alchemie steht Saturn für Blei. “Spell” steht für Zauber und Faszination. Daraus mache sich nun jeder selbst seinen Reim.
Beim Song „Johnny Young“ setzt der Mann an der Hammond B3 gleich mal melodiöse Akzente, durchaus mit Swing im Blut. Dann jedoch hören wir die samtweich gezeichnete Gitarre, die auf welliges Auf und Ab den Fokus setzt. Da schwingt auch gewiss die Tradition der Jazz-Gitarre mit, wie wir sie von Joe Pass und Jim Hall kennen. Insbesondere die feine Spieltechnik ist hervorzuheben. So kann man sich zurücklehnen und einfach den Klangfluss auf sich wirken lassen. Auch dann, wenn die Hammond B3 wieder die musikalische Regie übernimmt.
Stark rhythmisch ausgelegt ist „The Place is Now“. Daran sind die Hammond B3 wie auch das Schlagwerk nachhaltig beteiligt. Derweil vernimmt man darüber liegende Gitarrensequenzen im Schwebemodus. Sie gleichen, um ein Bild zu benutzen, Cirruswolken am Himmel, lang gezogen in ihrer Form. Bisweilen wimmert die Gitarre sacht, bleibt aber feintönig gestimmt. Wollte man einen Film über einen Papierdrachenwettbewerb musikalisch untermalen, so könnte man sicherlich auf diesen Song zurückgreifen. Auffallend am Fortgang des Songs ist die Tatsache, dass auch die Hammond B3 in einen sehr bewegten Spielfluss kommt, also nicht in der Rolle des begleitenden Basses oder zusätzlichen Rhythmusinstruments verharrt. Das geschieht insbesondere dann nicht, wenn das Schlagwerk seiner Fesseln entledigt wird, wenn es sich dabei auch nur um ein kurzes Intermezzo handelt. Kommen wir nachfolgend zur „Saturn's Spell“, ein Stück, das der Schlagzeuger virtuos eröffnet. Es scheint so, dass er dabei eine kleine Planeteneruption einfange, die jedoch abebbt, als die beiden anderen Musiker ins Geschehen eingreifen, ganz und gar lyrisch gestimmt. Man hat beim Zuhören teilweise den Eindruck des Balladenhaften. Ist da nicht zwischendrin auch eine Bass-Gitarre zu hören? Hin und wieder hat es den Anschein.
Ein schönes Bouquet aus Gitarrenklang serviert uns das Trio bei „The Flower“. Man könnte meinen, die drei Musiker würden mit Noten die Blumenbilder Emil Noldes oder die Seerosen Claude Monets einfangen. Musikalische Duftnoten sind zu erleben, wenn man seine Augen beim Zuhören schließt und seiner Fantasie freien Lauf lässt. Muss „Twist“ eigentlich verdreht klingen, fragt man sich. Nein, jedenfalls nicht beim Organic Trio, das diesem Stück sehr viel Tempo beigemischt hat. Es klingt so, als ob der Titel des Stücks auch „Lonely Runner“ oder „Endspurt“ hätte lauten können. Zum Schluss steht dann „Buffalo Trace“ auf dem Programm. Dabei schwingt ein Hauch Country mit, aber wirklich nur ein Hauch – man achte diesbezüglich auf das Schlagzeug. Dieses klingt eher so, als würden die Geräusche eines galoppierenden Pferdes eingefangen und nicht die Spur eines Büffels. Nun ja. Überzeugend agiert auch in diesem Stück das Duo Seeger-Jung, die sich in den Melodielinien sehr gut ergänzen. Ein wahrer Hörgenuss von A bis Z und für den Rezensenten eine Entdeckung.
© ferdinand dupuis-panther
Informationen
Label
http://www.cdzmusic.com/jazz-family
Musiker
http://www.organictrio.com