Ondřej Štveráček - Space Project Live

Ondřej Štveráček - Space Project Live

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Bandcamp

Live aufgenommen und im Dezember 2022 auf Bandcamp veröffentlicht wurden die jüngsten Aufnahmen des Quartetts um den tschechischen Saxofonisten Ondřej Štveráček. „J.C.“ bildet den Beginn der Aufnahme und „Maiden Voyage“ von Herbie Hancock den Abschluss der Veröffentlichung. Bis auf den Schlusstitel stammen alle Kompositionen aus der Feder des Tenorsaxofonisten Ondřej Štveráček. Tracks wie „Control“ und „Speed“ könnte man als Zwischenspiele ansehen, auch wegen deren Kürze. „The Form“ und „The Ferret“ dauern jeweils beinahe eine Viertelstunde. Auf Studioaufnahmen sind derartig lange Stücke eine Seltenheit, doch sie sind im vorliegenden Fall der Live-Situation geschuldet. Hier können sich die Musiker entfalten, können die Atmosphäre des Spielorts aufnehmen und sich vom Publikum zu ausgedehnten Paraphrasierungen animieren lassen.

Im oben genannten „Interlude“ namens „Control“ vernehmen wir ein rasch kaskadierendes Pianospiel von Klaudius Kováč, das ausgeblendet wird, obgleich man den Eindruck hat, der stete Fluss des Klangs könnte fortgesetzt werden. „Speed“ hingegen wird durch ein Schlagwerksolo charakterisiert. Kurzes, nervös erscheinendes Schwirren von Hi-Hat und Blechen trifft dabei auf schnell wandernde Sticks, die auf Toms niedergehen. Das hat dann hier und da auch etwas von den Rhythmen einer Marching Band oder einer Militärkapelle, oder? Über einem weich-samtenen Klangteppich verbreitet der Tenorsaxofonist sein schnurrendes Gebläse, das teilweise so anmutet, als würde ein Tanzorchesterwerk aufgeführt. „To Nowhere and Back“ lautet der Titel des Stücks.

Im weiteren Verlauf übernimmt der Pianist die musikalische Regie, begleitet vom brummenden Bass im Hintergrund. Oder hören wir da eine Bassgitarre? Beschwingt und ins Tänzerische umsetzend, so agiert Klaudius Kováč . Wer schon mal an einem mäandrierenden Flüsschen gestanden hat, der sieht ein solches angesichts des Gehörten vor sich. Dichtes Blechschwirren ist obendrein im Hintergrund auszumachen. Alles fließt, so könnte man angesichts von Kovacs Klaviersequenzen auch formulieren. Teilweise verliert sich der Pianist auch in kristallines Diskant. Durchwoben ist das Spiel aber auch durch energiegeladene Setzungen, die Zäsuren bilden, ehe dann klingende Rinnsale auszumachen sind. Sonor lässt sich nach dem genannten Solo der Saxofonist vernehmen, teilweise mit eingeblendeten Verfremdungen und Überblendungen. Im Kern aber ist auch der Saxofonist im steten Klangfahrwasser unterwegs, auch wenn er im musikalischen Orbit kreist, um es bildlich zu fassen. Und auch der Bassist Tomáš Baroš  erhebt solistisch seine Stimme auf dem Weg ins Nirgendwo und zurück: Dabei spielt er wohl auf der Bassgitarre, die ein wenig mehr Saitenschwingungen aufweist als ein akustischer Bass. Danach ist es am Saxofonisten das Thema erneut aufzugreifen, ehe das Stück mit sphärischen Streicherklängen ins Off gleitet.

Und abschließend noch ein Wort zur „Jungfernfahrt“ („Maiden Voyage“): Die Eröffnungspassagen gehören dem Bassisten, ehe dann der Rest des Ensembles sich mit Phrasierungen zu Wort meldet. Das Thema liegt in den Händen des Saxofonisten, der sein Instrument fein schnurren lässt. Im Übrigen ist die vorliegende Version im Gegensatz zur Originaleinspielung von Hancock auf Blue Note beinahe doppelt so lang. Sehr gelungen sind die verschlungenen Spielereien des Saxofonisten. Er lässt vor unseren Augen ein Klangknäuel erscheinen und uns zuhören wie die Klangfäden aufgewickelt werden, oder? Über weite Passagen ist der Saxofonist die dominante Stimme, mit einem stellenweise marktschreierischen Impetus. Zu überhören ist der Holzbläser keinesfalls – und das war gewiss auch die Intention von Ondřej Štveráček. Mit großer Leichtigkeit und mit Sinn für kristallene Formen geht der Pianist bei dem Hancock-Stück zu Werke. Das ist ein „Kontrapunkt“ zu dem wuchtigen Gebläse des Saxofonisten und gleicht einer feinen Klangziselierung. Dabei lässt Klaudius Kováč jedoch Verwässerungen der Tonsilben außen vor Er lässt seine Finger über die Tasten tänzeln, haucht dem Stück auch Leichtigkeit ein – und das überzeugt.

© fdp2023


http://www.ondrejstveracek.com/?page_id=741

Line-up

Ondřej Štveráček - tenor saxophone, effects
Klaudius Kováč - piano, synthesizer
Tomáš Baroš - acoustic bass, bass guitar
David Hodek - drums

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