Omri Mor - It‘s About Time
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Omri Mor ist ein Pianist, Komponist und Arrangeur, der sich auf klassische Musik ebenso versteht wie auf Jazz und die Musik von Al Andalus. Er ist zeitweilig mit dem Trio des ebenfalls aus Israel stammenden Bassisten Avishai Cohen unterwegs, der auch bei dem vorliegenden Album mitwirkte.
Das Album “It’s About Time!” ist das Debütalbum, des 1983 geborenen Omri Mor, der bereits mit sieben Jahren begann, Klavier zu spielen. Im Laufe seiner Kindheit und Jugend bekam er Klavierunterricht und war Schüler des Jazzsaxofonisten Arnie Lawrence. Während dieser Zeit traf Omri Mor auf den aus Marokko stammenden Sänger und Multi-Instrumentalisten Nino Bitton, ein Meister andalusischer Musik und des algerischen Chaâbi.
Neben Auftritten mit Avishai Cohen wirkt Mor in der Band des Drummers Karim Ziad und im Chaâbi Orchestra El Gusto mit. Zudem war er auch schon mit den Meistern der Gnawa-Musik Hamid el Kasri, Abdelkebir Merchane und Mahmoud Guinea zu hören.
Auf Omri Mors Album “It’s about time!” sind nachstehend genannte Musiker mit von der Partie: Bassist Avishai Cohen, Drummer Karim Ziad, E-Bassist Michel Alibo, Drummer Donald Kontomanou und Maâlem Abdelkébir Merchane.
Zu hören sind Kompositionen Mors wie „Ramel maya“, „Atlas“, „tears“ und „Dawn“, aber auch Zarka“. „Marrakech“ hingegen stammt aus der Feder von Hamid Zahir.
Bereits der erste Titel des Albums „Ramel maya“ atmet den Hauch einer kulturellen Verschränkung aus, lässt an die Zeiten von Al Andalus denken, als Inquisition und katholische Reconquista noch fern waren und Cordoba ein wesentlicher kultureller Schmelzziegel Europas war. Das fließende Tastenspiel Omri Mors ist durchaus ein Charakteristikum der Komposition, die von Mor stammt. Neben dem Tastenfluss sind auch energetische Momente und Zäsuren auszumachen. Ist da nicht eine Rahmentrommel zu hören? Der Orient scheint ohne Frage in Harmonien und Rhythmen sehr nahe.
Ein Sprung über die Straße von Gibraltar nach Nordafrika und ins Atlas-Gebirge scheint uns Omri Mor mit seiner Komposition „Atlas“ vorzuschlagen: Sprunghafte Rhythmik vereinen sich anfänglich mit Umspielungen im Diskant, ehe sich der Rhythmus nach und nach verstetigt. Was Omri Mor seinem Piano entlockt, gleicht zeitweilig einem unaufhaltsamen Rinnsal und lässt an ein Quellgebiet denken, in dem es unentwegt sprudelt und sich das Nass den Weg an die Oberfläche sucht. Entfesselt geht es gegen Ende des Stücks zu, so als würden sich Tänzer nicht mehr zügeln können. Oder: Man denke an nordafrikanische Reiterspiele unter einem Feuerwerk. Bei beiden Kompositionen waren sowohl Avishai Cohen als auch Karim Ziad mit ihmSpiel.
Ein fein gezupfter Bass ist für die Eröffnung von „Tears“ besonders prägend, wenn auch einige Harmonielinien sehr stark an „Ramel maya“ erinnern, sobald die Hände von Omri Mor die Tasten des Klaviers ins Spiel bringen. Dazu gesellt sich nervöse Perkussion im Hintergrund der teilweise melancholisch angelegten Weise. Das feine Basssolo, das in den getragen daherkommenden Song eingewoben ist, ist Avishai Cohen zu verdanken. Irgendwie meint man auch ein wenig Chopin herauszuhören, wenn man den musikalischen „Tränen“ lauscht.
Perlender Klangfluss umfängt uns bei dem Song „Zarka“. Dabei hat man den Eindruck, Omri würde auf dem Klavier den Versuch unternehmen, Oud oder Gembri ein wenig nachzuahmen. Das Stück, einem dahinfließenden Strom durchaus ähnlich, hat auch Tiefen im wahrsten Sinne des Wortes und darin ähnelt die Komposition dem angesprochenen Strom. Diese Tiefen sind sowohl dem Bass als auch dem Piano geschuldet. Dabei scheint es bei dem Bass nicht um Cohens Kontrabass, sondern wohl um den E-Bass von Michel Abilo zu handeln. Ein wenig Oscar Peterson und Bill Evans hat Omri Mor seinem dynamischen Spiel auch beigemischt, oder?
Nach der „Morgendämmerung“ geht es dann nach „Marrakech“ (Hamid Zahir): Rhythmisches Klatschen und eine Trillerpfeife sowie starke Tastenakzente sind für den Beginn des Stücks kennzeichnend. Danach beginnt der Gesang mit „Vorsänger“ und Chor, sodass wir uns dann mitten im bunten Basar- und Marktreiben in Marrakesch wiederfinden. Gaukler und Schlangenbeschwörer müssen wir uns in unserer Fantasie dazudenken. Doch auch klassische Jazzphrasierungen kommen bei dieser Komposition nicht zu kurz, unterbrochen von stimmlichen Einwürfen in Arabisch, ehe dann eine längere Gesangspassage zu hören ist, die beinahe in Ekstase endet.
„Sefarad“ - so nannten die spanischen Juden die iberische Halbinsel, als diese noch unter maurischer Herrschaft stand und die sogenannten katholischen Könige noch nicht mit ihrem Kreuzzug begonnen hatten. Daran lehnt sich wohl Omri Mor mit seiner Komposition an. Beinahe im Stil einer Flamenco-Gitarre agieren bisweilen Pianist und Bassist, ehe dann beinahe klassisch anmutende Passagen zu vernehmen sind.
Abgerundet wird das Album schließlich mit „You & The Night & The Music“, ein in den frühen 1930er Jahren sehr populärer, ein wenig schwülstig anmutender Song aus einer Broadway-Revue. Übrigens auch Frank Sinatra hatte diesen Song im Repertoire. Es ist also nicht alles eine Hommage an Al Andalus, was uns der Pianist Omri Mor auf seinem ersten Album vorstellt.
Text: © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht Public Commons!
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