Omer Avital Qantar – New York Paradox
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Zamzama Records (in partnership with jazz&people)
Die Band um den aus Israel gebürtigen, aber schon lange in New York lebenden Bassisten und Komponisten Omer Avital besteht aus Eden Ladin (piano & keyboards), Ofri Nehemya (drums), Alexander Levin (tenor sax) und Asaf Yuria (soprano & tenor sax). Die einschlägige Presse ist voll des Lobes über das Quintet, das aus israelischen Ex-pats besteht: “One of the most exciting musicians to come onto the jazz scene in the last 20 years” (DownBeat Magazine) oder “One of the key figures in the new wave of jazz . . . an integral presence on the local scene . . .” (The New Yorker). Schließlich sei mit Jeff Tamarkin (Relix) noch eine weitere Stimme zur Band zitiert: „Jazz has been undergoing something of an Israeli invasion over the past couple of decades, and bassist Omer Avital has helped lead the charge. Of Yemenite and Moroccan blood, he integrates world-music elements, particularly those of the Middle East, into his jazz, constantly ne-tuning and expanding upon his ideas.” Mit diesem Hinweis im Ohr, also dem Hinweis auf eine Melange aus Jazz und Weltmusik im Sinn, nähern wir uns dem aktuellen Album, dem zweiten der Formation Qantar. Dieses umfasst Kompositionen wie „Shabazi“, benannt nach einem jemenistisch-jüdischen Dichter des 17. Jahrhunderts, „Zohar Smiles“, geschrieben für Avitals Sohn, sowie „NY Paradox“, entstanden nach dem erneuten Umzug von Israel nach NYC im Jahr 2005. Zu hören sind aber auch „C’est Clair“, „Today’s Blues“ sowie als Schlussakkord „Bushwick After Dark“.
Erschienen ist das Album auf dem eigenen Label und zwar in Kooperation mit jazz&people: “I started Zamzama to have a home for my old masters that I now own, as well as new recordings. Eventually, I’d like to have other artists on the label, and have a more seamless connection between the creative process and the production/distribution. Ultimately, it’s a way to be free to create and release new music in the long run, and I am very happy to be in this partnership with Vincent Bessieres and his wonderful label, jazz &people.”
„Shabazi“ kommt durchaus soulig und funky daher. Die Komposition lebt nicht nur vom „triumphalen Chorus“ der Holzbläser, sondern auch von deren Zwiegesprächen und solistischen Interventionen, die überaus vollmundig sind. Der eine oder andere mag aufgrund des Arrangements durchaus auch an die Musik von Nat und Cannonball Adderley denken, die ja mehr ist als „Merci, Merci, Merci“. Bei Qantara bleibt vor allem das Schnurren und Gurren sowie Kieksen der Saxofone im Gedächtnis, die für „schlierige“ Klangbahnen verantwortlich sind. Aufhorchen lässt auch das in den Song eingebaute dynamische Schlagzeugsolo. Hier und da meint man sich aufgrund der harmonischen und rhythmischen Strukturen an „Take Five“ und „So What“ erinnert zu fühlen. Getragen von einem lyrischen Tastenspiel und einem sanften Holzbläserklang ist „Zohar Smiles“. Dabei scheint das Stück durchaus im Dunstkreis einer Ballade anzusiedeln zu sein. Das, was Omar Avital seinem Tieftöner entlockt, wenn er zum Solo ansetzt, klingt gar nach einem Kinderlied. Darauf antwortet der Pianist Eden Ladin mit hochtönigen Tastenkaskaden. Insgesamt scheint dem Stück ein gerüttelt Maß an Songhaftigkeit innezuwohnen, auch bei den Sequenzen von Sopran- und Tenorsaxofon. In einigen Passagen muss man auch an Filmszenen denken, die in der Großstadt spielen und einen Schaufensterbummel einfangen.
Urbanes bricht sich in „New York Paradox“, auch ein wenig Latin Fever. Vor dem geistigen Auge sieht man Nachtschwärmer in Downtown New York City. Noch einen letzten Tanz, noch ein letzter Flirt, noch ein letzter Cocktail, noch ein letzter Samba, ein Ole und ein Oye, oye – so scheint die Botschaft zu lauten. Eher mit klassischer Attitüde jedoch agiert Eden Ladin in seinen Soli, auch wenn der Drummer Ofri Nehemya mit seinen kurzen Beats auf den Blechen etwas anderes fordert. Das Sopransaxofon von Asaf Yuria bringt uns dann jedoch nach „Spanish Harlem“ und lässt an Bossa und Samba denken. Modernes Ballroom Dancing wird bis zum letzten Takt großgeschrieben. Perlend und im steten Fluss ist das Klavierspiel in „Just Like River Flows“, begleitet durch das Drumming, das Untiefen und Strudel einfängt. Der Bläserchorus ist gewaltig und wie schon oben angedeutet durchaus im Geiste der Gebrüder Adderley. Zugleich gibt es Passagen zu hören, die an orientalische Ausgelassenheit erinnern.
Ohne Frage, „Today’s Blues“ macht dem Namen alle Ehre. Der Duktus des Klavierspiels erinnert an eine Mischung aus Garner und Peterson. Die Holzbläser ergehen sich in vielfältigem Surren, Schluchzen, Gurren und Schnattern, lassen aber auch Jive- und Rock'n-Roll-Anspielungen durchschimmern. Zum Ende des Stücks darf sich der Drummer des Quintetts nochmals austoben. Doch das letzte Wort gehört den beiden Saxofonisten und damit einem Instrument, das schlichtweg mit Jazz gleichzusetzen ist, oder? Nach dem durch und durch mit Blues getränktem Song „C'est clair“gehört der Schlussakkord „Bushwick After Dark“. Der Titel klingt ganz ähnlich wie „Bohemia After Dark“ (comp. Oscar Pettiford)! Zufall oder Absicht? Bekannt gemacht haben den Song „Bohemia After Dark“ Nat und Cannonball Adderley. In Duktus und Harmonien folgt Omar Avital durchaus den Spuren von Pettiford und der Adderley-Brüder. Bluesige Riffs auch und gerade vom schnurrenden Saxofon gespielt, durchziehen das Stück, das sich beinahe als Ohrwurm erweist. Die Band Qantar spielt diese Nummer häufig bei Gigs spät nächtens. Neben den Bläsern steht der Pianist Eden Ladin im Fokus, und auch Omar Avital lässt es sich nicht nehmen, mit feinem Saitenzupfen aufzufallen.
Text © fdp
Informationen
https://www.omeravital.com
http://www.jazzandpeople.com
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