Olivier Chavet – Elements

Olivier Chavet – Elements

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MUDAC

Wenn man den Albumtitel liest, muss man unweigerlich an die vier Elemente denken: Feuer, Wasser, Erde und Luft. In der Antike hielt man diese Elemente für die Bausteine der Welt. Das meint der Albumtitel nur bedingt und als Inspiration verstehend. Wie in dem ersten Album von Olivier Chavet geht es auch im jüngsten um das Verhältnis von Mensch und Natur, um die Nähe zur Natur, um die Zurückgezogenheit, um die innere Balance. Entstanden sind, so entnimmt man es dem Pressetext, neun Soul orientierte Jazzkompositionen, die eine gewisse Gelassenheit gegenüber der Hektik des Alltags ausstrahlen.

Nun ist das Album kein Lebensratgeber, aber dennoch transportiert es eine Botschaft. Chavet findet dafür folgende Worte: „Ich glaube nicht, dass alle Dinge, die uns im Alltag beschäftigen, wirklich von Bedeutung sind. Wichtig ist, dass am Ende des Tages das Positive und die Nähe zu sich selbst und seiner Umwelt Bestand haben“.

Wie beim ersten Album wurde das Album mit einem Quintett eingespielt. Neben Olivier Chavet an den Drums gehören dazu der Bassist Werner Lauscher und der Gitarrist Daniel Chavet wie schon auf dem Debütalbum konstante Weggefährten. Der Mann am Piano ist Igor Gehenot, in der Brüsseler Szene bestens bekannt. Neu ist der  Kölner Trompeter Matthias Schwengler, der die ebenfalls in Köln lebende und sonst zur Band gehörende Trompeterin Heidi Bayer bei den Albumaufnahme ersetzte.

Vier Dreiecke auf dem Cover symbolisieren die vier Elemente. Warum gerade Dreiecke, von denen zwei auch noch mit einem Querstrich versehen sind? Manchmal bleiben bei Covergestaltungen auch Rätsel, die sich nur auf den zweiten Blick oder nur aufgrund einer Nachfrage lösen lassen.

Mit „Elements“ und starken Klavierklängen, vibrierenden Gitarrensaiten und sonoren, stufig gesetzten Trompetenpassagen eröffnet die Band das aktuelle Album. Solistisch vernehmen wir im Laufe des Stücks den Pianisten, der leicht kaskadierende Sequenzen spielt. Dabei bewegt er sich vorwiegend im Diskant. Dazu nehmen wir intensiven Schlagwerkrausch wahr, ehe dann der Trompeter seine Stimme erklingen lässt. Stets ist das Melodische vorhanden. Doch welchem Instrument sind welche Elemente zuzuordnen? Der ein wenig scheppernden Gitarre das Feuer, dem Klavier die Luft? Oder doch das Wasser?

Kristallines dringt ans Ohr des Zuhörers, wenn „Resilient“ zu hören ist. Dazu erleben wir den weich gezeichneten Klang, den der Trompeter seinem Blechbläser entlockt. Angesichts der Melodielinie und der Harmonien ist man geneigt, dabei an eine abendliche Stimmung mit brillantem Sonnenuntergang zu denken, auch an im Hafen dümpelnde Segler – eine Szenerie, die der norwegische Maler der Romantik Johan Christian Dahl mehrfach auf Leinwand gebannt hat. Und auch Wolkenbilder kommen uns in den Sinn, wenn wir den solistischen Passagen des Trompeters folgen, oder? In „A Table“ mischt sich der Klang gewischter Trommelfelle mit mal zart-transparenten, mal dunkel-gefärbten, perlenden und tropfenden Klavierklängen. So entsteht eine besonders lyrisch anmutende Klangmelange.

Ein Titel mit Aufforderungscharakter scheint „Go on“ zu sein: Doch statt zackig anmutender, fordernder Klangpassagen nehmen wir eine Klanggouache wahr, die wir auch und besonders dem Trompeter des Ensembles verdanken. Getragenes wird vorgetragen. Ein wenig Melancholie wird musikalisch vermittelt. Nur hier und da scheint eine gewisse Losgelöstheit musikalisch transportiert zu werden. Zu einem Winterbild mit dichtem Schneetreiben scheint das gut zu passen, was wir hören, vielleicht auch zum Brechen des winterlichen Eises und den ersten Frühlingsbotschaften – zumindest in gewissen Teilen des Stücks.  

Wie eine Floskel klingt „Qui sait“ (dt „Wer weiß“). Sehr dominant ist der Klang der Trompete, nicht minder der der Gitarre. Vom Duktus hat man den Eindruck, hier werde Jazz Rock zelebriert. Besonders hörenswert ist der solistisch agierende Trompeter, der sein Instrument zeitweise gedämpft erklingen lässt. Das ist von Leichtigkeit geprägt und zugleich auch mit der Prise Jazz Rock versehen, den wir vom United Jazz & Rock Ensemble her kennen. Wenn dann Daniel Chavet in die Saiten der E-Gitarre greift, dann scheinen Jeff Beck, Alvin Lee und andere „Heroen des Rocks“ im Geiste gegenwärtig. Fürwahr, dieses Stück hebt sich deutlich von den anderen des Albums ab!

„Dent de Lion“ (dt. „Löwenzahn“, auch Pusteblume genannt) steht auch auf dem Programm. Der Pianist und der Drummer eröffnen das Stück und bestimmen auch die Färbungen im weiteren Verlauf. Dabei hat das Spiel des Pianisten etwas von klassischer Musik. Man denke unter Umständen an Schubert und Schumann, oder? Die Klavierpassagen zeichnen sich nicht nur durch dramatisierte Kaskaden aus, sondern auch durch Energieaufladungen. Zugleich scheinen die Melodielinien durchaus wie ein Lied aus der Zeit der Romantik bzw. Neoromantik anzumuten.
Schließlich findet das Album der Elemente in dem Stück „Luftlinie“ seinen gelungenen Abschluss.

© ferdinand dupuis-panther, 2025




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