Ochsenbauer meets Sokal - Bass Player's Delight

Ochsenbauer meets Sokal - Bass Player's Delight

O

jawo records, JAW009

Was könnte einem Bassisten Spaß und Freude bereiten? Das zurückgezogene Spiel? Das Spiel am Bühnenrand? Titel von Charlie Haden, Charles Mingus und Oscar Pettiford? Schaut man sich die aktuelle CD an, dann findet man neben Kompositionen von Mingus und Pettiford auch solche von Ron McClure, der auch den „Klappentext“ verantwortet hat, und Sam Jones. Wer Bassisten kennt, vor allem in klassischen Jazztrios, der weiß, dass ihr Platz meist im Hintergrund ist. Allzu sehr im Rampenlicht scheinen sie nie stehen zu wollen, es sei denn, sie sind wie Lars Danielsson und Renaud Garcia-Fons Bandleader.

 

Für die Einspielungen, die uns nun vorliegen, ob „Jump Monk“ oder „Miss Morgan“ hat sich Johannes Ochsenbauer den Saxofonisten Harry Sokal (ts,ss), den Pianisten Tizian Jost und den Drummer Michael Keul in sein 4tet geholt. Neben einigen „Standards“, darunter auch „Del Sasser“, arrangiert von Tizian Jost, trug Ochsenbauer mit zwei Eigenkompositionen, „Little Waltz“ und „Browin'“ zum Gelingen der Begegnung zwischen Ochsenbauer und Sokal bei.

Wer denn erwartet, dass sich Johannes Ochsenbauer stets in den Vordergrund stellt, um das eine oder andere Solo zu zupfen, der wird enttäuscht sein. Es scheint doch so, dass auch in seinem Verständnis der Tieftöner ein steter Begleiter ist, der sich zurückzuhalten hat. Nur in den beiden Eigenkompositionen stellt sich Ochsenbauer alleine dem Zuhörer und dann wird deutlich, welche Klangfülle und Melodien aus dem dickbauchigen Saiteninstrument herauszuholen sind.

Mingus Hommage an Thelonious Monk eröffnet mit einem Zusammenspiel von Schlagzeug und Klavier, das sich mit Plink, Plank und Plonk zu Wort meldet. Doch bereits nach kurzer Zeit ist Harry Sokal mit seinem Saxofon zur Stelle. Wo bleibt nur der Bass? Er agiert sehr verhalten und im Hintergrund. Deutlich hörbar ist er nur bei leisen Passagen, die Sokal seinem Holzbläser entlockt. Konzentriert man sich, dann kann man das Dumdum des Basses über weite Strecken verfolgen, auch wenn das Saxofon das Klangbild stark beeinflusst. Es ereifert sich und scheint gar auszuflippen. Kein Wunder, denn es geht um Monk, einem der Giganten des amerikanischen Jazz.

Noch immer gibt es kein Bass-Solo? Hat man es überhaupt eingeplant? Kommt es in den Notierungen von Mingus, selbst Bassist, eigentlich überhaupt vor? Bei einem Titel für Monk darf auch das Klavier nicht fehlen, das sich ausgiebig mit variantenreichen Hörbildern in Szene setzt. Nachfolgend nehmen wir ein Wechselspiel zwischen Drums und Saxofon wahr, und noch immer wünschen wir uns den Bass herbei. Doch Spaß muss Ochsenbauer an dieser Mingus-Komposition schon gehabt haben. Anderenfalls ist nicht nachzuvollziehen, warum er sie ausgewählt hat. Ja, bei Oscar Pettifords „Tamalpais“ bildet der Bass mit dem Klavier ein musikalisches Paar – und das ist ein Genuss fürs Ohr. Doch wird dann wieder dem Saxofonisten die Bitte erfüllt, in deren Bunde der Dritte zu sein. Im Verlauf des Stücks werden Schlagzeug, Bass und Piano zu Beigaben, derweil Harry Sokal mit seinen Klangwolken den musikalischen Raum ausfüllt. Wer die Augen beim Zuhören schließt, der kann sich einen Frühlingswald mit Bärlauchmatten vorstellen, zwischen denen ein kleines Rinnsal in Mäandern seinen Weg sucht. Idylle pur ist die Vorstellung, zu der der Bass bedacht seine Saiten schwirren lässt, ehe er dann in der Versenkung abtaucht.

Bei „Del Sasser“ hat man in einigen Saxofonpassagen den Eindruck, es handele sich um besten Rock 'n Roll. Immer dann, wenn Bass und Piano die Bühne für sich haben, gibt es für den Tieftöner reichhaltige Entfaltungsräume. Dann gleiten die Finger von Johannes Ochsenbauer über den Hals des Dickbäuchers, rauf und runter. Nach „Del Sasser“ hören wir „Spring Can Really Hang You Up The Most“ verbunden mit „Little Waltz“ von Johannes Ochsenbauer.

Bei Ochsenbauers eigener Komposition sind alle anderen Instrumente zum Stillschweigen angehalten worden. Wie an einer Perlenschnur fädelt der Bassist seine Töne auf. Dabei nutzt er das gesamte Spektrum eines Basses. Doch Ochsenbauer spielt in einem 4tet und daher ist dann auch Harry Sokal mit seinem Saxofon irgendwann zur Stelle, wenn auch mit dezentem Duktus. „I love Johannes' arrangment of my own composition 'Nimbus'. The use of the most memorable bass figure is used for the introduction and as the underpinning for his brillant bass solo. It was a stroke of genius to and with the bass solo without repeating the melody on the way out.“ So äußert sich Ron McClure auf dem Klappentext der CD. Gibt es dem noch etwas hinzuzufügen? Fürwahr, in diesem Stück gibt es obendrein noch ein interessantes Wechselspiel zwischen Bassakzenten und Saxofontrillern und Saxofonträllern. Das Klavier und der Bass lassen sich nicht so einfach ins Abseits drängen, obgleich das Saxofon in Jubelschreie ausbricht. Erstmals hat man den Eindruck, dass auch der Bass im „Viererklub“ mehr und mehr mitzureden hat.

Mit „Celia“ ist auf dem Album ein weiterer Mingus-Titel zu hören. Es beginnt verheißungsvoll mit einem Klaviersolo, ehe sich der Klangteppich des Saxofons ausbreitet. Hinzuweisen ist zum Schluss auf „Brownin' “, eine Komposition von Johannes Ochsenbauer und wirklich des Bassisten Freude, so meint der Rezensent, denn in den anderen Stücken muss sich Johannes Ochsenbauer überwiegend mit der Rolle des dezenten Begleiters zufriedengeben.

© ferdinand dupuis-panther

English Press Release by jawo records

During the last years of his life, Ray Brown issued a series of recordings titled “Some Of My Best Friends Are...“. “...Bass Players“ is what Johannes Ochsenbauer would simply add. His new project bespeaks the selfconfience of this young master of the low notes: exclusively playing compositions by bass players, covering a broad spectrum of styles. Together with the sensitive drummer Michael Keul, the excellent pianist Tizian Jost and the star-saxophonist Harry Sokal (Depart, Vienna Art Orchestra) Johannes Ochsenbauer indulges his passion for the fine art of swing, inspired by Bill Evans’ ideal of interplay with equal partners, joining all individuals to form a whole. The fact that this does not result in just the sum of its parts is due in large part to the self-confient creativity and the subtle energy of this bass player.
Dr. Tobias Böcker

Informationen

Label
jawo records
www.jawo-records.com

Musiker

Johannes Ochsenbauer
www.ochsenbauer-bass.de

Harry Sokal
www.harrysokal.com

Tizian Jost
www.tizian-jost.de

Michael Keul
www.michaelkeuldrums.de/michaelkeuldrums/michael_keul.html


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