Nypan Trio - slo glo

Nypan Trio - slo glo

N

Particular Recordings Collective

Nein, es geht bei diesem Trio nicht um den viel beschworenen nordischen Fjord Sound, für den norwegische Musiker wie der Saxofonist Jan Garbarek und der Trompeter Mathias Eick stehen, sondern um die Tradition des Orgeltrios. Diese Tradition begründete Jimmy Smith ebenso wie Jimmy McGriff oder Joey DeFrancesco. Dabei vereinen sich teilweise Blues, Funk und Soul. Und die nordische Variante präsentieren nun drei gebürtige Trondheimer, nämlich Daniel Buner Formo, Øyvind Nypan und Truls Rønning.

Als Eröffnungsstück des Albums hören wie „Kayfabe“. Wenn der Titel „Albatross“ (Fleetwood Mac) nicht schon vergeben wäre, würde er auf das Eröffnungsstück passen. Wir haben beim Hören die Vorstellung, uns in die Lüfte zu erheben und auf großen Schwingen die Thermik zu nutzen. Das ist vor allem dem Gitarristen Øyvind Nypan zu verdanken. Seine akustischen Saitenklänge schweben dahin, steigen auf und ab, so als würde eine Thermik sie tragen. Und dann erhebt die Hammondorgel ihre Stimme, nein Stimmen muss es heißen. Wenn immer ein Register gezogen und eine Taste angeschlagen wird, hört man gleichsam einen „Tonfächer“. Satt ist der Klang, auch in den hohen Lagen. Die Klangbilder sind überzeugend und nehmen den Hörer mit.

Wie alle anderen Kompositionen so ist auch „Day is Done“ ein Gemeinschaftswerk des klassischen Organ-Trios aus Norwegen. Der Schlagzeuger eröffnet das Stück, ehe dann der Gitarrist zu hören ist. Was er vorträgt, strahlt Leichtigkeit und Transparenz aus. Das Melodische steht absolut im Fokus. Die Suche nach der schönen Melodie ist essentiell für das Trio, so muss man unterstellen. Leicht scheint auch ein bisschen Surf Sound in diesem Stück auf, oder? Im Weiteren fragt man sich angesichts verzerrter Klangbilder, ob nicht auch ein Synth mit im Spiel ist, um den Song zu vollenden. Doch davon findet man als Angabe auf der „Plattenhülle“. Auf alle Fälle erleben wir eine Klangreise, auch wenn es an dem Gitarristen ist den „Tag zu vollenden“ – so die Übersetzung des Titels. Was an Nypans Saitenspiel so angenehm ist, ist dass auf all die elektronischen Modulationen, die sonst im Gegenwartsjazz allgegenwärtig sind, verzichtet wird. Die Gitarre ist eine Gitarre – nicht mehr und nicht weniger, abseits von Delays oder Distortions.

Wir sind ganz gespannt, was uns erwartet, lesen wir den Songtitel „Royal Punk“. Dreiakkordmusik? Atonales? Das kann man sich eigentlich bei dem norwegischen Trio nicht vorstellen. Der Schlagzeuger befeuert die Stimmung zu Beginn. In kurzen, sich wiederholenden Klangpassagen vereinen sich der Gitarrist und der Organist. Sie scheinen einer musikalischen Doppel-Helix gleich. Nichts, aber auch gar nichts lässt einen Gedanken an schrägen Punk aufkommen. Ein ausgefeiltes Gitarrensolo ist integraler Bestandteil des Songs. Da ergießt sich Saitenton nach Saitenton. Reihungen werden präsentiert. Und im Hintergrund wird ein Schlagwerkrauschen initiiert. In die Fußstapfen des Gitarristen tritt der Organist, der melodische Fäden spinnt, dabei mit einem gewissen Grundschwingen in Nuancen. Gegen Ende scheint dann der Schlagzeuger kurz entfesselt zu sein, ehe er von seinen beiden Mitmusikern mit dem melodischen Grundmuster des Songs eingefangen wird.

„August“ verspricht im Titel Sommerliches. Ob das Versprechen musikalisch gehalten wird, das ist die Frage. Es fallen durchscheinende „Klangtropfen“ nach einander, ausgeformt durch den Organisten. Und dann erhebt der Gitarrist seine Stimme und setzt zu einer Klangcollage an. Was wir hören ist ein  Ohrenschmaus. Wenn man dem Organisten in seinem Spiel folgt, dann scheinen sich bei „August“ Leichtigkeit und Schwere zu vermischen, oder? Fängt da der Gitarrist nachfolgend mit seinem Saiteninstrument bunte Schmetterlinge ein, die Nektar sammeln? Ein solches Bild könnte man angesichts dessen, was zu hören ist, konstruieren. Wir hören Musik zum Entspannen, ohne gleich an Meditatives zu denken.

Und am Ende des hörenswerten Albums rieseln dann musikalische Schneeflocken („Snowflakes“). Und beim Hören, muss man durchaus an den einen oder anderen Titel von Fleetwood Mac denken, ein wenig auch an Dire Straits. Doch das ist wohl dem melodischen Wohlklang zuzuschreiben, für den Nypan mit seiner Gitarre sorgt. Ob man nun tanzende Schneeflocken in den melodischen Strukturen ausmachen kann, hängt von den Assoziationen ab, die jeder beim Zuhören hat. Auch das Schlussstück ist auf das Melodische fokussiert und das ist ein wahrer Hochgenuss.

© fdp2025




https://www.particularrecordings.com

Line-up
Daniel Buner Formo organ
Øyvind Nypan guitar
Truls Rønning drums

Tracks
1 Kayfabe
2 Day is Done
3 Del Boca Vista
4 Royal Punk
5 August
6 I don’t Remembered
7 Table for One
8 Snowflakes


In case you LIKE us, please click here:



Foto © Leentje Arnouts
"WAGON JAZZ"
cycle d’interviews réalisées
par Georges Tonla Briquet




our partners:

Clemens Communications





Hotel-Brasserie
Markt 2 -
8820 TORHOUT

 


Silvère Mansis
(10.9.1944 - 22.4.2018)
foto © Dirck Brysse


Rik Bevernage
(19.4.1954 - 6.3.2018)
foto © Stefe Jiroflée


Philippe Schoonbrood
(24.5.1957-30.5.2020)
foto © Dominique Houcmant


Claude Loxhay
(18/02/1947 – 02/11/2023)
foto © Marie Gilon


Pedro Soler
(08/06/1938 – 03/08/2024)
foto © Jacky Lepage


Special thanks to our photographers:

Petra Beckers
Ron Beenen
Annie Boedt
Klaas Boelen
Henning Bolte

Serge Braem
Cedric Craps
Luca A. d'Agostino
Christian Deblanc
Philippe De Cleen
Paul De Cloedt
Cindy De Kuyper

Koen Deleu
Ferdinand Dupuis-Panther
Anne Fishburn
Federico Garcia
Jeroen Goddemaer
Robert Hansenne
Serge Heimlich
Dominique Houcmant
Stefe Jiroflée
Herman Klaassen
Philippe Klein

Jos L. Knaepen
Tom Leentjes
Hugo Lefèvre

Jacky Lepage
Olivier Lestoquoit
Eric Malfait
Simas Martinonis
Nina Contini Melis
Anne Panther
France Paquay
Francesca Patella
Jean-Jacques Pussiau
Arnold Reyngoudt
Jean Schoubs
Willy Schuyten

Frank Tafuri
Jean-Pierre Tillaert
Tom Vanbesien
Jef Vandebroek
Geert Vandepoele
Guy Van de Poel
Cees van de Ven
Donata van de Ven
Harry van Kesteren
Geert Vanoverschelde
Roger Vantilt
Patrick Van Vlerken
Marie-Anne Ver Eecke
Karine Vergauwen
Frank Verlinden

Jan Vernieuwe
Anders Vranken
Didier Wagner


and to our writers:

Mischa Andriessen
Robin Arends
Marleen Arnouts
Werner Barth
José Bedeur
Henning Bolte
Erik Carrette
Danny De Bock
Denis Desassis
Pierre Dulieu
Ferdinand Dupuis-Panther
Federico Garcia
Paul Godderis
Stephen Godsall
Jean-Pierre Goffin
Claudy Jalet
Chris Joris
Bernard Lefèvre
Mathilde Löffler
Claude Loxhay
Ieva Pakalniškytė
Anne Panther
Etienne Payen
Jacques Prouvost
Renato Sclaunich
Yves « JB » Tassin
Herman te Loo
Eric Therer
Georges Tonla Briquet
Henri Vandenberghe
Peter Van De Vijvere
Iwein Van Malderen
Jan Van Stichel
Olivier Verhelst