Nicole Johänntgen & Peter Finc live

Nicole Johänntgen & Peter Finc live

N

Don't Ask Why Records

Neun Aufnahmen des Duos wurden auf dem aktuellen Album veröffentlicht. Es handelt sich dabei um Liveaufnahmen, die in Kiel, Homburg, Berlin, Leipzig und Saarbrüchen aufgezeichnet wurden. Warum allerdings diese Aufnahme, nicht nach den Konzertorten strukturiert, Eingang im Album fanden, ist nicht so recht nachzuvollziehen. Gab es eine besondere Dramaturgie, die sich nicht oberflächlich erschließt? Musste „Rolling Home“ am Anfang und „Undone“ unbedingt am Ende des Albums erscheinen? Ist die Reihenfolge gar zufällig oder eher beliebig? Die Fragen müssen wohl offenbleiben, nun gut, denn dazu müsste man die beiden Musiker befragen.

Gleich beim ersten Titel des aktuellen Albums kommen dem einen oder anderen vielleicht Rory Gallagher und Gary Moore in den Sinn, auch wegen des ausgeprägten Timbres von Peter Finc, vor allem aber wegen des rotzigen Gitarrenspiels. Jedenfalls kann man Peter Finc m. E. auf einen Sockel mit den oben genannten Bluesröhren stellen. Er singt zwar nicht „Like A Rolling Stone“, aber „Rolling Home“ und das fetzt gewaltig. Kraftvolles und zartbesaitetes Spiel ist obendrein wahrzunehmen. Aber wo ist dabei Nicole Johänntgen mit ihrem Holzbläser? Sie ist wispernd im Hintergrund zu hören. „I am goin' Graceland, Memphis Tennessee“ hört man im weiteren Verlauf. Das scheint der Auftakt für Peter Fincs kurze Verneigung vor Elvis. Denn dann steht der King des Rock 'n Rolls im Geist mit auf der Bühne, wenn „That's alright Mama, that's alright with you“ erklingt, oder?

Auch bei „Half The Man, Twice The Lover“ scheint die Bühne ganz und gar Peter Finc zu gehören, auch wenn sich Nicole Johänntgen am Saxofon aus dem Hintergrund zu Wort meldet. Es scheint, als sei der aus dem Saarland gebürtigen Saxofonistin die Rolle zugefallen, für die melodiösen Intermezzos zuständig zu sein. Bisweilen beschlich mich der Eindruck, dass auch in diesem Song kurze Passagen bekannter Blues- und Rocksongs eingeflochten wurden. Fehleindruck? Zum Ausklang dieses Stückes ist dann Nicole Johänntgen auch mal solistisch zugange und nimmt dabei das Thema des Songs gekonnt auf.

In Leipzig hieß es „Stay“, wie man der Set-Liste entnehmen kann. Zu Beginn hört man eher sanfte, akustische Gitarrenklänge und ein sattes säuselndes Saxofon. Lausche wir dabei einer Ballade, zu der Peter Finc vor allem stimmlich mit tiefem Timbre ganz entscheidend beiträgt? Sparsam gesetzt sind im Verlauf des Songs die einzelnen Saxofonsequenzen.

Aus dem Berliner Auftritt stammt der Mitschnitt von „With My Lady“. Bei diesem Song nimmt der Hörer durchaus Dialogisches zwischen Saxofon und Vocals wahr. Die mit energetischem Duktus gespielte Gitarre scheint dabei das Saxofon ein wenig ins Abseits zu drängen. Oh, was sind das denn für Verszeilen? Ist das nicht von Tom Jones und „Kiss“ entliehen? „You don't have to be beautiful to turn me on ...“ singt Peter Finc mit hoher, gebrochener Stimme.

Zum Schluss gibt es „Undone“ auf die Ohren: Die Klangfarben werden auch bei diesem Song weitgehend von Peter Finc determiniert, auch wenn Nicole Johänntgen zu einer lyrischen Saxofonsequenz ausholt, die aber m. E. recht kurz ausfällt. Dann ist wieder Peter Finc an der Reihe, ehe gegen Ende des Songs das Saxofon für die Gitarre einen bunten Klangflokati webt.

Dominant scheint mir nicht nur im letzten Stück Peter Finc mit seiner vollen Stimme und seinen akzentuierten Gitarrenriffs. Nur selten „emanzipiert“ sich das Saxofon und schwingt sich zu ungeahnten Höhen auf, wie zum Beispiel zum Ende von „Undone“. Das ist kein Beinbruch, denn das Konzept der Songs ist insgesamt stimmig. Die Rollen scheinen offensichtlich mit Absicht so verteilt zu sein, wie sie verteilt sind.

Insgesamt sind die Songs eingängig, manchmal auch Bekanntes aus der Welt des Rock und Blues ins eigene Werk aufnehmend. Gute Laune verbreiten die neun Songs auf alle Fälle – und das ist wohl das Entscheidende. Tanzbar sind die Nummer außerdem. Also: Shake your arse …

Text: © ferdinand dupuis-panther

Zu den Musikern (Pressemitteilung!)

Nicole Johänntgen (*1981 in Fischbach) ist eine deutsche Jazzsaxofonistin, Komponistin und Botschafterin. Seit 1998 tourt sie mit ihrer Band NICOLE JO durch Europa. Mit der sechsten CD Colours (rel. Nov. '14) präsentiert die Gruppe einen spritzigen Mix aus Jazz, Funk, Blues bis hin zu rockigen Elementen. Johänntgen lebt seit 2005 in Zürich und hat jüngst das Album „Moncaup“ mit ihrem schweizer Quartett veröffentlicht. Am 29.08 erhält sie den JTI Jazz Award und wird im März ihr Stipendium in New York antreten.

Peter Finc (*1975 in Baden) ist Singer/ Songwriter und spielt neben der Gitarre mehrere Instrumente. Seit 1997 ist er in diversen Formationen tätig und arbeitet u.a. mit Max Lässer, Quasi Quattro und Jeff Siegrist. Ausflüge in die Kindermusik macht er mit Linard Bardill und Rolf Zukowski in der Schweiz. 2007 gründet der Autodidakt sein eigenes Label "Don`t Ask Why Records" und veröffentlicht sein erstes Soloalbum "About Light And Stuff". Er tourt in der Schweiz, Österreich, Deutschland, Grenada und Australien. Seitdem veröffentlichte er mehrere Werke, wie die EP „It`s Just A Bad Hair Day“ ('13) eine freche und vielfältige Platte, die Wellen bis nach China schlägt.

Informationen

Musiker

Peter Finc
http://www.peterfinc.com

Nicole Johänntgen
http://www.nicolejohaenntgen.com

Interview
http://www.jazzhalo.be/interviews/nicole-johaenntgen-im-gespraech-mit-der-in-der-schweiz-lebenden-aus-dem-saarland-stammenden-saxofonistin/

Rezension Moncaup
http://www.jazzhalo.be/reviews/cd-reviews/n/nicole-johaenntgen-moncaup/


In case you LIKE us, please click here:



Foto © Leentje Arnouts
"WAGON JAZZ"
cycle d’interviews réalisées
par Georges Tonla Briquet




our partners:

Clemens Communications





Hotel-Brasserie
Markt 2 -
8820 TORHOUT

 


Silvère Mansis
(10.9.1944 - 22.4.2018)
foto © Dirck Brysse


Rik Bevernage
(19.4.1954 - 6.3.2018)
foto © Stefe Jiroflée


Philippe Schoonbrood
(24.5.1957-30.5.2020)
foto © Dominique Houcmant


Claude Loxhay
(18/02/1947 – 02/11/2023)
foto © Marie Gilon


Pedro Soler
(08/06/1938 – 03/08/2024)
foto © Jacky Lepage


Special thanks to our photographers:

Petra Beckers
Ron Beenen
Annie Boedt
Klaas Boelen
Henning Bolte

Serge Braem
Cedric Craps
Christian Deblanc
Philippe De Cleen
Paul De Cloedt
Cindy De Kuyper

Koen Deleu
Ferdinand Dupuis-Panther
Anne Fishburn
Federico Garcia
Jeroen Goddemaer
Robert Hansenne
Serge Heimlich
Dominique Houcmant
Stefe Jiroflée
Herman Klaassen
Philippe Klein

Jos L. Knaepen
Tom Leentjes
Hugo Lefèvre

Jacky Lepage
Olivier Lestoquoit
Eric Malfait
Simas Martinonis
Nina Contini Melis
Anne Panther
Jean-Jacques Pussiau
Arnold Reyngoudt
Jean Schoubs
Willy Schuyten

Frank Tafuri
Jean-Pierre Tillaert
Tom Vanbesien
Jef Vandebroek
Geert Vandepoele
Guy Van de Poel
Cees van de Ven
Donata van de Ven
Harry van Kesteren
Geert Vanoverschelde
Roger Vantilt
Patrick Van Vlerken
Marie-Anne Ver Eecke
Karine Vergauwen
Frank Verlinden

Jan Vernieuwe
Anders Vranken
Didier Wagner


and to our writers:

Mischa Andriessen
Robin Arends
Marleen Arnouts
Werner Barth
José Bedeur
Henning Bolte
Erik Carrette
Danny De Bock
Denis Desassis
Pierre Dulieu
Ferdinand Dupuis-Panther
Federico Garcia
Paul Godderis
Stephen Godsall
Jean-Pierre Goffin
Claudy Jalet
Chris Joris
Bernard Lefèvre
Mathilde Löffler
Claude Loxhay
Ieva Pakalniškytė
Anne Panther
Etienne Payen
Jacques Prouvost
Yves « JB » Tassin
Herman te Loo
Eric Therer
Georges Tonla Briquet
Henri Vandenberghe
Iwein Van Malderen
Jan Van Stichel
Olivier Verhelst