Nicole Johänntgen – Moncaup

Nicole Johänntgen – Moncaup

N

Household Ink Rec., HI-149

Auf dem neusten Album der aus dem Saarland stammenden und nun in der Schweiz lebenden Saxofonistin Nicole Johänntgen sind zudem am Piano Marc Méan, am Bass Thomas Lähns und an Drums/Tabla/Udu Bodek Janke zu hören. Dazu kommen noch Gäste wie Nehad El Sayed (oud), Amro Mostafa (duff, riq) und Robertson Head (voice/guitar). Mit ihren Gästen hat Nicole Johänntgen sogleich auch einen Grenzgang in orientalische Gefilde unternommen. Nicht nur die in der arabischen Musik bedeutsamen Instrumente Ud – verwandt mit der mittelalterlichen Laute - und Riq – eine Art Tambourine – sind auf der Einspielung zu hören, sondern auch indische Trommeln namens Duff und auch Tablas. Robertson Head sorgt instrumental und stimmlich für einen Ausflug in den Blues, siehe sein Beitrag „Sunday Pony Blues“. Selbst der Rocksong „Cocaine“ aus der Feder von J. J. Cale fand Aufnahme in dem jüngsten Album. Insgesamt elf Titel sind zu hören, die bis auf die oben genannten Nicole Johänntgen zu verdanken sind.


Mit einem „Donnerwetter“ macht das Album auf, auch wenn kein Rabatz erklingt, sondern zunächst Tablas und ein Saxofon-Klangteppich zu hören sind. Es zucken keine Blitze; man hört keinen Donner. Im Gegenteil, man hat eher den Eindruck von schönem Wetter. Oh, Moment, da kommt doch ein gewisser Wind auf, wenn das Saxofon zu wilden Galoppaden ansetzt. Im Hintergrund agiert dabei Marc Méan mit einem akzentuierten, energetischen Spiel auf den weißen und schwarzen Tasten. Auch solistisch trägt er zum Gelingen des „Donnerwetters“ wesentlich bei. Zum Ende des Stücks hin wird es dann wirklich ekstatisch – dank sei Nicole Johänntgen, die in ihrem Spiel jedoch immer auch auf die Melodielinie zurückleitet. Sind es Tablas oder Duffs, die zu Beginn von „Fragile“ zu hören sind? Oder verschafft sich gar das flaschenkürbisgleiche Perkussionsinstrument namens Udu Gehör? Unüberhörbar ist das lyrisch angehauchte Spiel von Nicole Johänntgen, die die Zerbrechlichkeit gelungen einfängt. Dabei klingt die Melodie durchaus auch ein wenig schwermütig. Doch die perlenden und tropfenden Klavierpassagen und die perkussiven Beats heben diesen Eindruck wider auf. Nicole Johänntgen lässt es sich zudem nicht nehmen, ein wenig Funk zum Besten zu geben. Irgendwie zuckt es beim Zuhören in den Beinen und man meint ein „Let's shake it“ zu vernehmen. Obendrein scheint im Geiste auch das Karnataka College of Percussion vorbeizuschauen, lauscht man dem Sprechgesang nebst Percussions. Anschließend erfolgt ein kleiner musikalischer Bruch, wenn Robertson Head den Blues bekommt und zugleich zeigt, dass auch ein bisschen Poetry Slam zum Blues passt. Ja, Rhythm'n'Blues liegt in der Luft, auch ohne Eric Clapton. Die Luft vibriert, wenn Nicole Johänntgen die Klappen ihres Saxofons betätigt. Irgendwie scheint auch J. J. Cale gerade vorbeizuschauen, der wie bekannt mit seinem besonderen „Picking- und Slide-Stil“ in der Geschichte des Rocks aufgefallen ist.

Nach dem Blues werden wir von „Waves“ erfasst, die von bedächtigen Klavierpassagen begleitet werden. Die dominante Klangfarbe ist jedoch die, die Nicole Johänntgen dem Stück verpasst. Sie präsentiert uns keine tosende See, auch kein Seebeben, sondern den steten Wellenschlag. Monsterwellen sind also fern, die See scheint ruhig. Sehnsüchtig klingt das, was Nicole Johänntgen spielt. Man hat den Eindruck, man stehe an der Küste und schaue weit bis zum Horizont, an dem Schiffe vorbeigleiten. Ja, derartige Bilder lassen sich genauso assoziieren wie eine gemütliche Segeltour entlang der Ostseeküste, immer eine leichte Brise und Wind in den Segeln. Wie wäre es denn mit einer Portion Funk? Kein Problem, auch dafür sorgt Nicole Johänntgen, wobei allerdings nach dem Hören zahlreicher auf dem Album erschienener Stücke die Wiederholungen von Grundharmonien nicht zu überhören ist. Insgesamt scheint es angebracht, die Musik auf dem Album „Moncaup“ als Happy Music einzustufen. Das ist ja nicht das Schlechteste für's Gemüt. Wer dabei nicht still sitzen kann, der rocke halt ein wenig ab. Warum denn nicht? Nein, „Cocaine“ ist nicht J. J. Cale pur, sondern trägt Nicole Johänntgens Handschrift, die die Melodie des Originals nicht verdrängt, aber mit Spielwitz moduliert.

Zum Ausklang des Albums erklingt dann nochmals ein Blues, „Nicha's Blues“ unter Führung des Saxofons. So beschließt die Altsaxofonistin ihr jüngstes Album zwar nicht mit Happy Music, sondern mit einem Hauch von Wehmut.

© ferdinand dupuis-panther

Informationen

Label

Household Ink Records
http://www.househildink.com

Musiker

Nicole Johänntgen
http://www.nicolejohaenntgen.com

Musikalisches
http://www.nicolejohaenntgen.com/videos/nicole-johanntgen-hello/


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