Nadje Noordhuis - Full Circle

Nadje Noordhuis - Full Circle

N

Newvelle Records

Die aus Australien stammende, aber in New York lebende Trompeterin Nadje Noordhuis hat für ihr Vinyl-Album „Full Circle“ folgende Musiker um sich geschart: den Pianisten Fred Hersch, den Bassisten Thomas Morgan und den Drummer Rudy Royston. Über das aktuelle Album lesen wir folgende Zeilen: „Noordhuis' sound on the trumpet and flugelhorn is pure, unique and unmistakable. And the band is irrepressible: a masterclass in tone, clarity and precision. These artists need little introduction, but it’s a revelation to hear them in this context.“

Bereits vom ersten Ton an überzeugt Nadje Noordhuis mit dem Klang ihrer Weichzeichnungen. Dabei drängen sich auch Anmutungen barocker Musik auf, ohne dass man nun gleich Händel im Sinn haben sollte. Es ist vor allem die Schönheit der Melodie, die die Trompeterin im Sinn hat und umsetzt. Die Leichtigkeit ist bestechend, wenn wir „Little Song“ hören. Da tanzen die Notenlinien sprichwörtlich auf und ab, scheint die Musik jenseits von Schwerkraft zu existieren. Nun ist es nicht so, dass die Trompeterin das Stück mit ihrer Stimmfärbung dominiert. Nein, auch ihre Bandmitglieder, vor allem Fred Hersch am Piano, erhalten Raum der Entfaltung. Dabei folgt Hersch mit seinen Akzentuierungen dem gleichsam dahin schwebenden Klang der Trompete, zeigt mit kleinen Kaskadierungen und gezielt gesetzten Akzentuierungen „Kontrapunkte“ zur Leichtigkeit des Trompetenklangs.

Anmutungen an klassische Musik überkommen den Hörer beim Lauschen des zweiten Tracks des Albums namens „Hudson“. Bilder von Flaneuren in der Stadt drängen sich als Höreindruck auf. Man sieht Schäfchenwolken am Himmel dahin ziehen. Man genießt die urbane Atmosphäre der Stadt am Hudson River, das geschäftige Treiben auf der Warren Street so möchte man meinen, wenn man Nadje Noordhuis spielen hört. Die Weite des Universums beschwört, so der Eindruck, das Quartett in „Northern Star“. Überzeugend dabei ist die Trompeterin aufgrund des reinen Klangs ihres Instruments. Aufgrund des Ansatzes von Noordhuis  ist es nur für sehr geübte Hörer auszumachen, ob nun eine Trompete oder ein Flügelhorn angestimmt wird, oder?

Sehr samten ist der Klang des Horns, das wir beim Hören von „Full Circle“ wahrnehmen. Zyklisch ist an dem Vortrag nichts, eher meint man feinst gesetzte Linien auszumachen. Und auch bei diesem Stück drängen sich Anlehnungen an klassische Bläsermusik auf. Eher sprunghaft agiert Fred Hersch an seinen 88 Tasten. Hier und da setzt er auch kleine Wassergerinsel in Klänge um, lässt auch mal ein inszeniertes barockes Wasserspiel vor unseren Augen aufblitzen. Zum Schluss heißt es auf dem Album dann „Nebula“, ein Stück, das auch eine gewisse Schwere und Melancholie auszeichnet. Man meint, nicht nur dichte Nebelschwaden vorbeiziehen zu sehen, wenn man der Melodielinie folgt, sondern auch eine gewisse Winterlast auszumachen. Fazit: Das Album ist ein Ohrenschmaus, ohne Frage!

text © ferdinand dupuis-panther




Musicians

Nadje Noordhuis - Flugelhorn, Trumpet
https://www.nadjenoordhuis.com

Fred Hersch – Piano
https://fredhersch.com

Thomas Morgan – Bass
http://thomasmorgan.net

Rudy Royston – Drums
https://www.rudyroyston.com/rudy-royston-music

Tracklisting

SIDE A
1. "Little Song"
2. "Hudson"
3. "Northern Star"
4. "Entwine"

SIDE B
1. "Full Circle"
2. "Ventura"
3. "Braidwood"
4. "Nebula"


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