Mikkel Ploug & Mark Turner - Faroe
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sunnyside records
Den dänischen Gitarristen Mikkel Ploug und den Saxofonisten Mark Turner verbindet eine über eine Dekade anhaltende Zusammenarbeit. Nachdem Ploug sein Studium in Den Haag abgeschlossen hatte, begab er sich nach New York City, um dort in Sessions Erfahrungen zu sammeln und auch Unterricht bei verschiedenen Musikern zu nehmen. Während jener Zeit schrieb Ploug eine Reihe von Kompositionen für Jazz-Quartett, die er schließlich auch Mark Turner präsentierte, mit dem Ziel des gemeinsamen Spiels natürlich. Turner willigte ein und stieß zu Plougs Band, zu der der Bassist Jeppe Skovbakke und der Drummer Sean Carpio gehörten. Doch Ploug war stets auch darauf bedacht, ein neues Projekt zu initiieren, an dem nur er und Turner eine entscheidende Rolle spielen sollten. Während einer Reise auf die Faroer-Inseln schrieb der dänische Gitarrist fleißig an Duo-Stücken, die dem Melodischen Priorität einräumen. Dabei schien es auch wichtig, dass Turner die Rolle des Erzählers innehat, nicht so sehr also das Volumen des Atemnrohrs präsentiert, sondern eher in einer ruhigen Spielweise verharrt. Ploug sorgt derweil für einen ausgerollten Klangteppich, über den sich dann Turner in aller Breite klanglich ausstrecken kann.
Zu Beginn hören wir „Faroe,” ein Stück, das so klingt, als würden zwei „Klang-Ozeane“ verschmelzen, als wäre das Zwiegespräch in Harmonie aufgelöst, verschmolzen in einer einzigen Stimme. Zugleich hat der Zuhörer das Bild vor Augen, sanfte Wellen würden an die Klippen der Faroer plätschern, wenn Mikkel Ploug in die Saiten greift. Das leichte Aufbäumen des Meeres hat hingegen Mark Turner eingefangen. Ein älteres Stück ist „Neukölln”, das Turner mit seinen melodischen Ideen und harmonischen Metamorphosen versehen hat. Und dazu hört man das fein gewebte Gitarrenspiel von Ploug. Das Saxofonspiel gleicht in dem kurzen Auf und Ab dem Rüttelflug eines Greifs. Unter den Sequenzen von Turner liegen die Gitarrenpassagen, die zu einem dichten Klangkonstrukt verbunden sind.
Das Akustische steht bei „The Red Album” im Fokus. Sehr lyrisch erscheint das, was Ploug spielt, beinahe schon songhaft und durchaus mit Melancholie angereichert. Das melancholische Moment vergeht auch nicht, sobald Turner seine Stimme einbringt. Graue Schwere scheint sich im Spiel des Duos wiederzufinden, auch wenn ab und an lichte Momente wahrzunehmen sind. Beinahe Unisono beginnt „Sailing”, ehe dann eine Art Wechselgesang aus Frage und Antwort entwickelt wird. Getragen ist das, was wir vernehmen auf jeden Fall, auch wenn der Saxofonist durchaus feine farbenfrohe Nuancen einstreut. „Como” versucht an die Songs von Jobim oder Joao Gilberto anzuknüpfen und lässt Samba und brasilianische Lebenslust durchscheinen. Für Sologitarre konzipiert wurde „Safari”. Das Stück nimmt durchaus Bezug zu Klangstrukturen, wie sie in der Musik Westafrikas, aber auch der klassischen Rockmusik zu finden sind. Würde nicht ein Duo das Stück vortragen, sondern ein Orchester wie das von Fela Kuti, ja dann würde man das Feuer Afrikas intensiv zu spüren bekommen, so aber verzeichnet man eine gewisse nordische Kühle. Abgerundet wird das Album mit einem Jazz-Waltz namens „Sea Minor”.
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