Mikkel Nordsø Quintet - Out There
M
Stunt Records STUCD 18092
„Out There“ ist die jüngste Veröffentlichung des dänischen Gitarristen Mikkel Nordsø, der sich folgende Musiker in sein Quintett geholt hat: Thomas Franck (ts), Ben Besiakov (keyb), Anders Christensen (b), und Alvin Queen (dr).
In der Ankündigung des Albums lesen wir unter anderem: „John Coltrane died on the 17th of July in 1967, at age 40. Jimi Hendrix died on the 18th of September in 1970 at the age of 27. Despite their early departures, their musical legacies grow in reach and importance with each passing year. Many have built on where they left off and wondered how would it have sounded if Jimmy Hendrix and John Coltrane had crossed paths while they were alive. The meeting between Coltrane’s cosmic and Jimi’s psychedelic universes might well have been something that we hear from this recording …“.
Ohne Frage Nordsø zeigt eine besondere Affinität zu beiden Musikern und das bereits in sehr jungen Jahren, wie er auf Nachfrage einräumt. Nun hat er ein Projekt realisiert, bei dem sich das Kosmische und Psychodelische vereinen. Ohne seine Bandkollegen wäre das allerdings nicht möglich. Über diese meint der dänische Gitarrist: „I’ve always wanted to play some well amplified guitar mixed with the sound of Coltrane Jazz ... and the first time I heard Alvin Queen play, I realised the possibility of the perfect line-up for it. Elvin Jones was his mentor, and he is the best live jazz drummer in my life today. Tomas Franck is not only the champion of the Coltrane style, he also has this cosmic thing I’m looking for, and so do Ben and AC, who are great musicians in both rock and jazz.”
Auffallend ist die Länge der eingespielten Kompositionen, ob „Take Off“ (7:02 Min.), „Rock Train“ (10:17 Min.) oder „Next to the Mountain“ (10:35 Min.). Und das ist nun ganz und gar nicht im gängigen Format von Pop und Rock. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Bereits bei „Take Off“ ist es vor allem der Tenorsaxofonist Thomas Franck, der die Konturen bestimmt. Dabei liegen seine „melodiösen Strichzeichnungen“ über dem sonoren Klang des Keyboards, das dank Ben Besiakov auch solistisch im Fokus steht. Aus dem Off ist der Bandleader an seiner E-Gitarre zu vernehmen. Doch im Kern wird das musikalische Geschehen durch den tiefgründigen Klang des Holzbläsers bestimmt.
Geht da etwa Gewitterregen nieder? Hören wir da nicht auch Donner, wenn „Out There“ erklingt? Ein Wolkenbruch scheint sich zu entladen, derweil in der Ferne verwischter Saitenklang zu hören ist. Mit Macht drängt sich das Tenorsaxofon in den Mittelpunkt des Geschehens, durchaus lautstark und kein bisschen leise. Dramatisches Schlagwerk liegt unter dem dahinschwebenden Klangmuster des Saxofons, das hier und da auch Brüche zeigt, schnarrt, sich widerborstig und exaltiert zeigt. Wie eine Klangwalze erscheint das, was Ben Besiakov seinem Tasteninstrument entlockt. Es ist gleichsam eine Entgegnung auf das „Vorspiel“ von Thomas Franck. Dabei sind Ausschweifungen eingeschlossen. Windzischen und -sausen sind obendrein zu vernehmen, aber eben kein Gitarrenrausch wie bei Hendrix' „Hey Joe“ oder „All Along the Watchtower“ und „Voodoo Child“. Dramatisch inszeniert ist das Stück jedoch ohne Frage. Und wenn auch nur hintergründig steht Mikkel Nordsø seinem „Idol“ Hendrix in nichts nach. Doch das letzte Klangwort gehört anderen.
Mit Anklang an Bebop und Modern Jazz kommt im gemäßigten Tempo und mit ausgereiftem Saxofonspiel „Floating Squaw“ daher. Dabei scheint dann auch Coltrane nicht fern. Wie sich hebender Nebel klingt das, was uns Thomas Franck zu Gehör bringt. Und dann, ja dann ist endlich auch der Bandleader an seinem Saiteninstrument zeitweilig im Vordergrund präsent. Doch der Duktus, den er an den Tag legt, zeigt sich eher nahe bei Jim Hall oder Joe Pass. Mit Sinn für die sanften Töne äußert sich obendrein der Bassist Anders Christensen, derweil Alvin Queen die „Schneebesen“ rotieren lässt.
Jazz Rock und Progressiv Rock der 1960er Jahre werden zelebriert, wenn der „Rock Train“ unterwegs ist. Aber auch in diesem Stück ist die Dominanz des Tenorsaxofons nicht zu ignorieren, obgleich Mikkel Nordsø seine Gitarre über weite Strecken wimmern, schwirren, flirren und heulen lässt. Hendrix hätte, hörte er dies, seine wahre Freude! Lauscht man Ben Besiakov bei der Klangfahrt mit dem „Rock Train“, so beschleicht den Zuhörer der Eindruck, der Duktus von „The Nice“ und Keith Emerson sei nicht ohne Einfluss geblieben.
Ganz im Geist von Hendrix ist auch „Next To The Mountain“ gehalten. Zum Schluss des Albums ist von „Sweet Silence“ die Rede: Das Quintett versteht sich dabei auf die leisen Töne, auf ein diskantes Tastenspiel, auf behutsames Beckentänzeln und auf samtenen Saxofonklang, aus dem hin und wieder kurzzeitig ausgebrochen wird.
Text © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht public commons!
Informationen
http://www.mikkelnordsoe.com
https://www.facebook.com/Mikkel.Nordsoe/