Mike Freeman - Blue Tjade / Mike Freeman ZonaVibe - Venetian Blinds
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VOF Recordings
Mike Freeman gilt als einer der weltbesten Vibrafonisten. Unterdessen ist mit dem vorliegenden Album „Blue Tjade“ das sechste erschienen, das Freeman verantwortet. Dabei ist es zugleich auch eine Art Hommage an Cal Tjader, tief verwurzelt in Jazz, Latin Jazz und Salsa. Freeman zur Seite standen der Bassist Ruben Rodriguez, der Congaspieler Chembo Corniel, der Drummer Willie Martinez sowie der Flötist und Saxofonist Jim Gailloreto. Zu hören sind Tracks wie „Cascade“, gefolgt von „Cool My Curry Down“ und „Blue Tjade“. Weiter geht es mit „Dance of the Dead“ und „Pendulum“. Mit „Agua y Piedra“ und „Low Rider“ schließt das aktuelle Album.
Noch auf ein weiteres Album, das dem Vibrafonisten Mike Freeman zu verdanken ist, soll an dieser Stelle nachdrücklich hingewiesen werden: „Venetian Blinds“! Diese Album wird mit „House Of Vibes“ und „Mister Snacky“ aufgemacht, ehe dann Songs wie „Clutch The Hutch“ und „Mambo Kings“ zu hören sind. „Fancy Free“ und „Qué Tal Tio (What’s Up Uncle)“ runden das Album „Venetian Blinds“ ab. Diese Songs spielten die nachstehend genannten Musiker ein: Mike Freeman (Vibraphone, Coro), Guido Gonzalez (Trumpet, Coro), Ian Stewart (Bass), Roberto Quintero (Congas, Guiro, Shakere) und Joel Mateo (Drums, Campana).
"Latin jazz doesn't get any better than this", so urteilte Mark Sullivan in Allaboutjazz. Nun gut, das gilt es, zur Kenntnis zu nehmen, wenn auch solche Urteile ein wenig nach Plattitüde klingen.
Für viele klingt ein Vibrafon zu metallen, zu kurzatmig und ohne langen Nachklang. Das trifft gewiss auch auf Freemans Spiel zu, dass bei „House of Vibes“ über einer erdfarbenen Basskonstanten liegt. Sehr gelungen und auch eher in Umbra gehüllt, also eher in Sandfarben und stark bodenständig gibt sich Guido Gonzalez, wenn er solistisch mit seiner Trompete unterwegs ist. Dabei ist das Spiel auch von einer nachweislichen Weichheit geprägt. Keine Spur von Aufmüpfigkeit und keine vorlaute Äußerung sind zu vernehmen. Dazu gesellen sich Latin-Rhythmen, ohne allzu sehr aufdringlich zu sein. Entstanden ist eine Melange aus Baden Powell, Stan Getz und Gil Gilberto revisited.
Auf dem Album formen Vibrafonist und Trompeter gleichsam ein Duo, ein Paar, miteinander verbunden, verkettet und doch auch eigenständig. Dabei gibt es immer wieder Raum, sich als Duo von einander zu lösen. Tanzbar ist das was wir hören ohne Frage. Ist es Coro oder Son, Samba oder Bossa inspiriiert? Das ist die Frage.
Unabhängig davon erzeugt Freeman einen metallenen Wellenfluss, auf den Guido Gonzalez mit einer verhaltenen, aber sehr spezifischen Spielweise eingeht. Fordernd ist sein Spiel, auffordernd und ganz und gar nicht leise. Unterstützt wird diese Spielform durch die harten perkussiven Momente, die dann im Verlauf auf gedämpfte Trompetenklangmuster stoßen. Irgendwie scheint Tito Puente im Geiste anwesend zu sein. Der eine oder andere mag beim Zuhören Bezüge zu Santana unterstellen, auch ohne direkte Verbindung zu „Black Magic Women“ und „Samba Pati“.
Mit Latin Fever geht es auch weiter, wenn „Mister Shakey“ erklingt, in den Harmoniestrukturen und melodischen Konturen durchaus im Fahrwasser des Eröffnungsstücks des Albums schwimmend. Allerdings ist dabei das Augenmerk im Arrangement etwas intensiver auf die Trompetenphrasierungen gelegt. Da kommen dann gelegentlich Assoziationen zu karibischem Karneval auf. Als klangliches Makramee erscheinen die Läufe von Trompete und Vibrafon, dabei sich gegenseitig fordernd den nächsten Klangknoten vorzugeben und so das Stück fortzuschreiben.
Wer spätestens bei „Those Venetian Blinds“ nicht zum Hüftschwung findet, dem scheint nicht mehr zu helfen zu sein. Feintönig und weich ist das Trompetenspiel, und dazu gibt es allerlei Percussioninstrumente wie Rasseln zu hören, die für den flotten Rhythmus sorgen. Und dann präsentieren die Mannen um Freeman auch noch „Mambo Kings“. Rhythmus, Rhythmus, Rhythmus – und mehr braucht es eigentlich auch nicht, wenn auch die Entäußerungen des Trompeters nicht wegzuwischen sind, der sich jedoch auch immer ins Thema einfügt. Bassist und Perkussionisten jedoch dominieren den Charakter des Songs. In Vibration geratene Metallstäbe tun ein Übriges, um dem Stück ein Höchstmaß an Dynamik einzuhauchen.
Die metallenen Hüftschwünge und Trompetenzirkulationen sind auch all den übrigen Songs gemeinsam. Das gilt auch für den Ausklang des Albums mit dem Titel „Qué Tal Tio“. Dass Latin Jazz mehr als nur Astrud Gilberto, Gil Gilberto und Baden Powell oder Buena Vista Social Club sein kann, unterstreicht Mike Freeman mit seinen Arrangements auf sehr nachdrückliche Weise.
Text © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht Public Domain/Comons.
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