Mick Rossi – 160 (fdp)
M
Innova Recordings
Der in New York City beheimatete Pianist und Komponist Mick Rossi spielt auf diesem Soloalbum alle Instrumente, darunter auch präpariertes Klavier, Harmonium, Schlagzeug, Glockenspiel, Perkusssion, Farfisa, Guzheng und Mbira. Mbira ist ein Lamellofon, das von den Shona im südlichen Afrika in der traditionellen afrikanischen Musik verwendet wird. Farfisa ist eine Orgel eines italienischen Herstellers, nach dem sie auch benannt wurde. Bei Guzheng handelt es sich um eine chinesische Wölbbrettzither.
Rossi ist Mitglied des Philip-Glass-Ensembles und der Paul Simon Band. Er ist in gewisser Weise ein Grenzgänger zwischen Klassik, Jazz, freier Improvisation und, wenn man so will, Geräuschmusik. Über ihn lesen wir in „All About Jazz“: „an exemplar of the cross-fertilization between jazz and classical music worlds … the smile-creating mix of humor, surprise, gorgeous sounds and virtuosity … relentlessly pressing, twisting and turning...an assuredness and logic that feel inevitable, despite the almost constant surprises… .”
Das Album macht mit Kompositionen wie „Chrome“, „Albi No. 1“ sowie „12 No.2“ auf. Zu hören sind aber auch „Albi No.2“, „Doll Fee“, „Euro“ sowie „Dmitri“. Die Schlusspunkte setzt Mike Rossi auf seinem aktuellen Album mit „Drone“ und „Ogre Dude“.
Dumpfer Trommelschlag trifft auf fein ziselierten Glockenspielklang. Diskantes ist zu vernehmen. Ist da nicht auch eine Orgel in den höchsten Tönen zu hören? Trommelschlag folgt auf Trommelschlag. Sphärisches wird beigemischt. Und dann der finale Paukenschlag zum Ende: „Crome“ nennt Rossi seine Komposition. Melodische Linien werden in „Albi No 1“ konterkariert. Perkussives gewinnt bisweilen die Oberhand. Schwirren da Klangstäbe? Das Rhythmische nimmt hier und da Formen des Trancehaften an. Klangschalen werden wohl angeschlagen und mit elektronischen Effekten vermischt. In der Instrumentierung ist zwar nicht von Drehleier die Rede, aber auch deren Klang scheint mit im Spiel. Hören wir da nicht zudem Tuba oder Euphonium ganz im Bass geerdet? Kristalline Klangsequenzen werden von Rossi auch verwebt. Geräuschmusik oder Alan Parson Project reloaded? Ein sonores Klangbett wird ausgebreitet, über das sich perlendes Orgelspiel ausbreitet, gefolgt von kurzen Pianopassagen. Meldet sich da eine Bassklarinette zu Wort und durchbricht das nervöse Schlagwerk? Nein, Rossi spielt keine Bassklarinette. Vielleicht hat er auf dem Harmonium das entsprechende Register gezogen.
„12 No 2“ scheint sich in Phasen an Techno und House anzulehnen. Klangliches Wirrwarr gepaart mit Musik eines Musikautomaten scheint man zu hören. Feine Tastenfolgen verlieren sich. Oh, da gibt es ja auch Anflüge von Rummelmusik, wenn sich Karusselle drehen und Geisterbahnen locken, oder?
Tropfende Klangfolgen in einer Endlosschleife und zartes Blechspiel machen die Komposition „Euro“ aus. Streicher mischen sich ein. Wohl mit dem entsprechenden Register des Harmoniums erzeugt, oder? Vielleicht ist auch die Wölbbrettzither entsprechend mit einem Bogen gestrichen worden.
„Dmitri“ wartet mit Orgelklang auf, der sich mit Glockenspiel mischt. Bei diesem Stück muss man an Drehorgeln denken, wie sie in den Niederlanden noch häufig zu finden sind und einst Teil der Unterhaltungsindustrie waren. Kurzes Geticke paart sich mit Blechflirren und Rasseln. Verstimmter Streicher oder Harmonium ist dann auch noch am Ende die Frage.
Mit klassischer Attitüde beginnt „Drone“. Dabei ist auch „Motorengeräusch“ beigemischt und „Glasperlenspiel“. Das Wabern des Harmoniums ist zu vernehmen; das furiose Wirbeln auf dem Schlagzeug ist ein weiteres Klangelement. Getragen ist die Komposition und ganz im Lento verharrend. Am Ende vernehmen wir noch einen weichen Klangteppich.
Marsch- und Blaskapellenmusik vereinen sich bei „Ogre Dude“, dem Schlusspunkt des Albums, das in vielfarbigen Klangbildern schwelgt.
Text © ferdinand dupuis-panther – The review is not public commons!
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