Michael Aadal – Stories

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Über das Solo-Gitarren-Album, das nun vorliegt, lesen wir nachstehenden O-Ton des norwegischen, ursprünglich aus Kristiansand stammenden Gitarristen Michael Aadal: „The idea for this album came to mind during covid. When all the gigs suddenly disappeared I started using IG as kind of an alternative scene. I ended up posting short improvised pieces pretty much every day, just for my own sake I guess. After doing these for a little while, I started getting messages where people encouraged me to do a whole record of solo guitar. These messages kept on coming, so fast forward to last year. I set up a couple of microphones in my home studio, and decided to just record when I had some spare time or felt inspired. Very little of the music is pre-planned or X amount of takes, it is what it is. Although these tracks are mainly improvised, my goal was also to play them as if they were short songs. Thinking about melody, form, harmony and rhythm.“ Und noch eine Anmerkung zur Stilistik von Aadal: Sie lässt Anlehnungen an Bill Frisell, Keith Jarrett, Bach, Daniel Lanois, Julian Lage, Mark Knopfler und Hank Marvin erkennen, will sagen durchaus eine Form von einem gewissen Eklektizismus, der da von Aadal gepflegt wird.

Aadal spannt einen Klangbogen zwischen „The Lake“, „Arrival“ und „Departure“ sowie „The Highlands“, „Setesdal“, „Twisted Road“ und schließlich „Far and Wide“. Mithin scheint uns der Gitarrist, der nun im Setesdal lebt, auch auf eine Reise durch seine südnorwegische Heimat zu nehmen, oder? Darauf deutet auch das Cover des Albums, das wohl einen Fjord oder aber einen der großen Seen zeigt, wie wir sie in Norwegen finden. Klänge reihen sich aneinander, werden zu einem Kontinuum. Das ist bereits bei „The Lake“ der Fall. Nein, spiegelglatt ist der „besungene“ See nicht, hier und da gibt es auch Ripples, lauscht man den Saitenklängen. Feine Saitenfolgen vernehmen wir in dem nachfolgenden „Arrival“. Dabei hat die Musik durchaus auch etwas von klassischer Musik für Gitarre, wie man sie in der Barockzeit schätzte. Zudem widmet Aadal sich in diesem Stück wie auch in „Departure“ dem Melodiösen. Bisweilen meint man, man höre ein Stück Amerikana, sprich amerikanischen Folk und Folk-Rock, wie sie einst in den 1970er Jahren populär waren. Jede Referenz an die norwegische Folklore vermeidet der Gitarrist Aadal. Er beschreibt eher in Klangbildern seine Vorstellung von norwegischen Landschaften, von den Hochebenen und den Fjorden, beschwört die Weite und den unverstellten Blick. Das hat dann aber so gar nichts mit dem sogenannten Fjord Sound gemein, den Jazzbläser aus Norwegen wie Jan Garbarek zum Beispiel pflegen.

In „Nostalgia“ nimmt Aadal wohl auch Klangmuster einer Oud und eines Banjos auf, oder? Zugleich scheint bei diesem Stück auch klangliche Erzählkunst vorhanden zu sein, nur die Verse fehlen. Entsprechend dem Titel „Exploration“ entwickelt Aadal nach und nach die Schritte des Erkundens, indem er einzelne Klangsegmente anstimmt und dann in Varianten fortschreibt. Da hört man Kaskaden zu Tal rinnen, sieht hinabstürzende Wasserfälle, denkt an Wildwasser mit Schaumkronen.

Arlo Guthrie, Pete Seeger oder J. J. Cale drängen sich als mögliche Assoziationen auf, achtet man auf das Gitarrenspiel des Stücks „The Highlands“. Außerdem muss man auch an die Musik italienischer Barden denken, die durch die Gassen ziehen und Volksweisen zum besten geben. Dem sich von Kristiansand nach Norden schlängelnden  Setesdal widmet sich der norwegische Gitarrist außerdem Man würde gerne im O-Ton erfahren, mit welchen Bildern die Klangfärbungen und -reihungen verbunden sind. Mit „Far und Wide“ findet das Album einen Abschluss und zugleich hat man die Vorstellung, es werde auch ein wenig West Coast Rock verarbeitet, oder?

Übrigens auf überbordenden elektronischen „Schnickschnack“ verzichtet Aadal, so sagt er: „I mostly used my old61 Gibson Barney Kessel, but also a telecaster equipped with some exceptionally good pickups made by my friend Joel Wilkens / JW Restoration and an old nylon string my grandma bought me 30 years ago. Two pedals were sparingly used, Strymon Flint and Boss VB-2.“ Und diese Technikreduktion tut der Musik gut, die uns wie auf einem fliegenden Teppich über die norwegische Landschaft trägt!

© f. dupuis-panther


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