Max Blumentrath Quartett: The Graduate
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LC 13590, 2012
Die vorliegende Veröffentlichung wäre ohne Crowdfunding gar nicht möglich gewesen, wie der Bandleader des Quartetts, der Pianist und Organist (Hammond-Orgel), auf Nachfrage bestätigte. Wer kein großes Label wie ACT oder ECM hinter sich hat, muss halt die Selbstvermarktung in die Hand nehmen. Gewiss Downloads von Musik sind auch eine Möglichkeit, seine Musik unters Volk zu bringen, aber wie Max Blumentrath in einem Gespräch mit mir unterstrich, ist es viel wichtiger, bei Konzerten eine Silberscheibe an die Zuhörer verkaufen zu können. Kurz: Man braucht etwas in der Hand.
Zu hören sind auf der vorliegenden CD mit einer Ausnahme nur Eigenkomposition, die mehrheitlich Blumentrath geschrieben hat. Der Gitarrist Durk Hijma steuerte den Titel „The Roach“ bei. Muss man da nicht an den legendären Jazz-Schlagzeuger Max Roach denken? „Gehst Du jetzt“ stammt vom Tenorsaxofonisten Markus Ehrlich. Komplettiert wird die Band durch den Drummer Dominik Hahn, der allerdings keine Komposition zur Veröffentlichung beisteuerte.
Mit Blumentraths Eigengewächs „The Graduate“ beginnt der Klangreigen der CD und mit dem sehr populären Johnny Mandel Titel „Emily“ verabschiedet sich das Quartett von seinen Zuhörern. Nein, freie Improvisation oder freie Musik ist nicht die Sache des Quartetts. Diese Band bevorzugt den Jazz der Generation Ben Webster, Nat and Cannonball Adderley, Charlie Parker, Thelonious Monk und Jimmy Smith, sprich melodiösen Jazz. So swingt und groovt man mit dem abwechslungsreichen Spiel von Hammond-Orgel, E-Gitarre und Saxofon durch die Klangwelt der „Reifeprüfung“, eine Komposition, die nur den Titel mit dem gleichnamigen Film gemeinsam hat.
Sehr verhalten beginnen Orgel, Gitarre und Saxofon in „Gehst Du jetzt?“ Getragen ist wohl die richtige Charakterisierung, wenn man dem weiteren Verlauf der Komposition folgt. Schließlich versetzen die Gitarrenriffs den Zuhörer eher in eine gewisse Melancholie des Abschiednehmens. „Bye-ya“ von Monk lässt grüßen, oder?
Besonders merkwürdig mutet der Titel „Dr. Schlappmann“ für eines der Eigengewächse Blumentraths an. Was es damit auf sich hat? Es handelt sich bei der Namensgebung des flott angestimmten Stücks um ein Missverständnis. Blumentrath waren die Schlappen von den Füßen gerutscht und seine Freundin kommentierte das. Aus dieser Kommentierung und dem Missverständnis landet der Schöpfer des Stücks bei „Dr. Schlappmann“, eine durchaus tanzbare Nummer, wenn auch nicht für langsamen Walzer. Schwingt da nicht bei Blumentraths Orgelsound ein wenig Bossa Nova durch?
Gleichsam im Zwiegespräch befinden sich Gitarre und Orgel in der Komposition „Walkie Talkie“, ehe die Orgel das Gespräch allein in die Hand nimmt, um dann wieder in den Dialog einzulenken.
Lauschen wir noch dem „Erdnuss-Blues“, ehe wir schließlich zu dem zahlreich gecoverten „Filmsong“ von Johnny Mandel mit dem Text von Johnny Mercer gelangen: „Emily“ ist sowohl von Barbara Streisand, aber auch von Frank Sinatra gesungen worden und von einer Vielzahl von Musikern instrumental arrangiert worden.
© Ferdinand Dupuis-Panther
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