Matthias Lindermayr – Triptych
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Squama
Nunmehr stellt der deutsche, in München beheimatete Trompeter Matthias Lindermayr sein neues Trio und sein drittes Album vor, das den Titel „Triptych“ trägt. Neben Matthias Lindermayr sind der Gitarrist Philipp Schiepek und der Perkussionist Simon Popp Teil des Trios. Sie driften mit ihrer Musik zwischen Jazz und klassischer, konzeptioneller Gegenwartsmusik. Über das Album lesen wir: „‘Triptych’ is a thrillingly quiet record. While the album’s predecessor ‘Newborn’ (2018) featured a quintet, the rather unusual trio line-up on ‘Triptych’ gave Matthias more room to share the nuances of his playing. His compositions, most written especially for this group, are of a noble simplicity allowing the musicians to focus more on interaction and sound.“
Klickklick und ein Gongschwingen, Tick und Tack und weich gezeichneter Saitenklang – das hören wir zu Beginn von „Sanctuary“. Kein überbordender Trompetenschwall, sondern feine Klangfäden sind es, die anschließend der Trompeter Matthias Lindermayr zu einem ohrschmeichlerischen Klanggebinde spinnt. Auch ein Hang ist mit im Spiel, so denkt man. Oder ist es ein Udu, das da voll und dumpf im Hintergrund klingt? Aufsteigende melodische Linien entwickelt der Trompeter nach und nach. Er bestimmt den Charakter des Stücks, auch wenn er dem Gitarristen Philipp Schiepek Raum für ein Solo einräumt. Vielfältig ist das Perkussive, auch Rasselklang, in Begleitung des Gitarristen, der stilistisch in diesem Stück jedenfalls in den Fußstapfen von Paco de Lucia zu wandeln scheint.
Die starke perkussive Durchtränkung einer Komposition erleben wir nachfolgend in dem Stück „Triptych“. Dabei gewinnt man den Eindruck, dass der Trompeter seine Sequenzen über fein tropfenden Regen setzt, der auf uns niedergeht. Wellig und sehr flott im Rhythmus sind die Passagen, die Lindermayr uns vorträgt. Beim Zuhören drängt sich das Bild von sich drehenden Tänzern auf. Lauscht man den Beats, dann muss man an die Rhythmen Afrikas denken, zumal dann, wenn Simon Popp zum Solo ausholt. Das hat auch etwas von Entfesselung, von Losgelöstheit und von Ungebundenheit. Gebundenes hingegen ist nachfolgend die Sache des Trompeters, der ein breites Klangband webt. Gitarrist und Perkussionist sorgen derweil für die durchgehende Rhythmisierung des „Triptych“. Im Anschluss daran heißt es „Lola“, wer auch immer da „besungen“ wird. Die ersten Takte gehören dem Gitarristen Philipp Schiepek. Gefolgt werden diese von dem sonoren Trompetenklang, der bildlich gesprochen Cumuluswolken gleicht. Irgendwie geht von der Musik, die das Trio rund um Lindermayr präsentieren, auch etwas Meditatives aus. Und das gilt nicht nur für das Stück „Lola“. Das Trio scheint uns Gouachen des Klangs vorzustellen, mit und ohne Verwischungen und dichten Schraffuren. Zum Schluss dringt noch ein sehr fein ziseliertes Gitarrensolo ans Ohr des Hörers – welch ein Genuss, auch wenn dann am Ende der Trompeter das letzte Wort führt.
Klickklickklick, schellende Glöckchen, Zischen, Klickklick, Kuhglockenklang, Schnalzen, Basstrommelschläge, eine jaulende Trompete – das sind Höreindrücke bei „February 19th“. Das Stück erscheint in seiner Anlage einer Klangcollage zu gleichen, wenn auch Lindermayr im Verlauf des Stücks in einen verstetigten Gebläsefluss einfällt. Rollender Trommelschlag, Beckenklang mit Kling und Klong, Fanfarenpassagen, die in Weichzeichnungen verlaufen, hören wir im Weiteren. Dumpfes Grollen und darüber eine melodische Linie, die Lindermayr zu verdanken ist, sind weitere Klangerlebnisse beim Hören des Stücks. Nach und nach werden aus freien Formen gebundene Strukturen, in die auch der Gitarrist eingebunden ist.
In der Tat kann man sich beim Hören von „First Steps“, insbesondere bei den Passagen, die Lindermayr spielt, vorstellen, Stufe für Stufe eine Treppe hinunterzugehen. Nein, nicht anmutig wie ein Model auf dem Laufsteg, sondern eher ungezwungen wie ein Kind, das auch mal über Treppenstufen auf den Treppenabsatz springt. Passender kann man schließlich einen Abschlusstitel eines Albums nicht nennen: „Farewell“. Nachdem zuvor mit rhythmischen Wirbeln eine musikalische Reise gen Orient und Nordafrika durch das Trio unternommen wurde und der Titel „A Long Day Out“ zu hören war, lauschen wir am Ende dem „Abschied“. Dong und Ding, Pling und Plong, ehe dann der Trompeter die musikalische Regie führt – so beginnt der Abschied, der, lauscht man den Harmonien, auch etwas Melancholisches hat. Daran ändern auch die perkussiven Einsprengungen nicht. Ein wenig aus der Rolle fällt gegen Ende des Stücks Philipp Schiepek, der in klassischer Weise seinen Gitarrenpart spielt und dabei eher an Gitarrenetüden anknüpft als an Jazz, oder?
© ferdinand dupuis-panther
Infos
Matthias Lindermayr, trumpet
http://www.matthiaslindermayr.de
Philipp Schiepek, acoustic guitar
Simon Popp, percussion
Tracks
1. Sanctuary 05:44
2. Triptych 05:32
3. Lola 05:56
4. Simmering 04:39
5. February 19th 06:35
6. First Steps 04:03
7. A Long Day Out 05:54
8. Farewell 05:31