Matthias Akeo Nowak Koi Trio,
M
Personality Records, PR 14
Seit 2010 ist der Bassist Matthias Akeo Nowak Kopf des Koi Trios, mit dem er das vorliegende Debütalbum veröffentlicht hat. Für Nowak, der als Sideman bereits mit vielen verschiedenen Besetzungsgrößen – vom kammermusikalischen Duo über das Jazz-Piano-Trio bis hin zur Big Band – gearbeitet hat, ist die Entscheidung für ein Gitarren-Trio fast eine Herzensangelegenheit gewesen. „Die allererste Band, in der ich spielte, war eine Rockband mit einem Gitarristen“, erinnert er sich, und: „Anders als das Trio mit Piano ist das mit Gitarre offener: von der Spielweise ebenso wie von der Möglichkeit, ad hoc mit verschiedenen Sounds und Stimmungen zu experimentieren.“
Wie Nowaks Mittelname „Akeo“ verrät, hat der Kontrabassist über seine Mutter Wurzeln in Japan. Doch erst 2010 hat er erstmals Japan und seine dort lebende Familie besucht. In Berlin geboren und in Kassel aufgewachsen, hat Nowak die Welt der improvisierten Musik durch den Göttinger Multiinstrumentalisten Gunter Hampel kennen und lieben gelernt, in dessen Projekten er eine Zeit lang Bassist war. Mit einem Stipendium in der Tasche zog er 2008 für ein Jahr nach New York, um in dieser quirligen Metropole seine Studien in Sachen Jazz noch zu vertiefen. Nun lebt er wie seine Bandkollegen in Köln.
Der Bandname Koi bezieht sich nicht nur auf den sehr begehrten und teuren Zuchtkarpfen aus Japan, sondern es gehen darin auch „Khabirpour, Oli und Ich“ auf. Im Gegensatz zum klassischen Jazztrio besteht das Koi Trio aus Matthias Akeo Nowak am Bass, Riaz Khabirpour an der Gitarre und Oliver Rehmann an den Drums.
Liest man ein wenig im schmalen Booklet zum Album, so wird deutlich, was Matthias Akeo Nowak mit seinem Trio im Sinn hat: zeitgenössischen Jazz eigener Couleur jenseits des Bebop-Mainstreams. Keine Frage, dieser Anspruch ist völlig legitim, aber ignoriert er nicht dabei die Tatsache, dass der Jazz von heute auf dem Jazz von gestern basiert?
Aufgemacht wird das Debütalbum mit dem Titel „Yin Yang“, was für die Gegensätze steht, die in Einklang zu bringen sind. Zu hören ist der Bass mit stetig wiederholtem Ton, über den sich der Gitarrist Riaz Khabirpour dann mit seinen Phrasierungen „hermacht“. Im Weiteren zeigt sich der Bass, in den Händen von Matthias Akeo Nowak, minimalistisch aufgelegt und im Ostinato. Anschließend werden allerdings die tonalen Umfänge des bauchigen Tieftöners ausgereizt und der Gitarre fällt dann das Ostinato zu. Schlussendlich bleibt die Frage, wer in diesem Zusammenspiel von Bass und Gitarre für Yin und wer für Yang steht.
Diese Komposition ist die erste von insgesamt zehn Nummern, die eingespielt wurden. Dabei hat sich das Trio um den Bassisten Matthias Akeo Nowak auch des bekannten Spirituals „Motherless Child“ vorgenommen. Ältere werden sich noch an Woodstock und den Gesang von Richie Havens erinnern. Er wandelte das Spiritual in die Freiheitshymne von Woodstock um und aus „Motherless Child“ wurde „Freedom“. Freiheit ist auch das Stichwort für das Koi Trio, das sich eben nicht in ein festgestricktes Korsett einzwängen lässt.
In den nach „Yin Yang“ folgenden Aufnahmen können wir uns auf die durchaus melodischen, aber bisweilen auch dissonanten Intervallsprünge einlassen, die uns der Gitarrist Riaz Khabirpour präsentiert. Nein, in die Fußstapfen von Wes Montgomery oder einem anderen Titanen des Gitarrenjazz tritt Riaz Khabirpour nicht. Er verfolgt seine eigenen Wege, und das ist sehr erfrischend, auch und gerade in „Slope“. Erklingt die Komposition „Morgenröte“, so werden beim Zuhörer Bilder freigesetzt. In der Vorstellung taucht der Sonnenball langsam am Horizont auf und schiebt sich über die Häuserdächer. Nachgezeichnet wird dies durch den Bass, der vom dezent agierenden Schlagzeug unterstützt wird. Recht rockig gestimmt ist hingegen die Gitarre. Das Stück „Kaskade“ erzwingt gerade zu „springende“ Gitarrenläufe, zu denen sich ein stoisch agierender Bass einfindet. Keine Frage, die Klangfarbe bestimmt in diesem Stück eindeutig die Gitarre, die uns die Vorstellung eines hinabstürzenden Wasserfalls vermitteln soll. „Stimmprobleme“ scheint die Gitarre im Stück „Clown“ zu haben, aber diese sind intendiert. Dass alle drei Musiker auch eine Vorliebe für Rockmusik haben, lässt sich bei „Crankshaft“ („Kurbelwelle“) nicht überhören.
Das vorliegende Debütwerk ist sehr gelungen und zeigt neue Facetten dessen, was man vielleicht auch mit Jazz Rock reloaded charakterisieren kann. Beindruckend sind der Spielwitz und auch die vielseitige Anlage der einzelnen Kompositionen. Nie drängt sich der Eindruck des Schematischen auf. So frisch muss halt zeitgenössischer Jazz sein, wenn er denn auch ein junges Publikum ansprechen will, das mit Techno, Rave, Rap, Hip-Hop, Metal und Hardrock aufgewachsen ist.
© ferdinand dupuis-panther
Informationen
Label
Personality Records
http://www.siffling-productions.com/per/
Matthias Akeo Nowak
http://www.koi-trio.de/