Mareille Merck Larus – Fadenschlag
M
MONS Records
Die Gitarristin Mareille Merck stammt aus Stralsund und lebt nunmehr in Zürich (CH). Sie studierte Jazzgitarre bei Prof. Frank Möbus, Kalle Kalima, Lionel Loueke, Wolfgang Muthspiel, Roberto Bossard und anderen. Die Musikerin ist Leiterin und Komponistin der Band „Mareille Merck LARUS“ und spielte u.a. mit berühmten Musikern wie John McLaughlin, Anne Paceo und Michael League, Bill Lawrence und Justin Stanton von Snarky Puppy. Für das vorliegende Album hat sich die Gitarristin Florian Bolliger (Kontrabass) und Janic Haller (Schlagzeug) in ihr Trio geholt, um sich auf eine gemeinsame musikalische Reise zu machen. Dabei ist allerdings außer Frage, dass der Gitarristin die Nuancierung der Musik obliegt. Sie setzt die Schummerungen, die Schattierungen und musikalischen Strichätzungen sowie die Pastellabstimmungen.
Die Stücke, die wir hören, weisen Titel wie „Fadenschlag“, „Ouzo“, „Solarplexus“, „Fjord“ oder „Drag and Drop“ auf, die gewiss nicht von ungefähr gewählt wurden. Bei „Fadenschlag“ muss man an Schuss- und Kettfaden, an Schiffchen und Webstühle mit Lochkartensystemen denken, oder? Doch wer spinnt den Faden? Ohne Frage ist es im vorliegenden Fall die Gitarristin, die technisch sehr versiert die Saiten zum Schwingen bringt und auch Flageolett einstreut, wenn angezeigt. Letzteres ergibt dann einen sehr feinen Saitenschlag. Dezent ist das Schlagwerk im Hintergrund, und der Bass regt sich besonders bei einem Solo, das hintergründig von der Gitarristin mit rhythmischem Schlag begleitet wird. Und anschließend lauschen wir der klangvollen Makramee, die uns die Gitarristin präsentiert. Kurze Trommelschläge, Blechrauschen, Wechselspiel zwischen Toms und Blechen ist als Ouvertüre von „Ouzo“ zu erleben, ehe dann Mareille Merck warme Töne zu Gehör bringt und der Bass dazu sonor schnurrt. Bisweilen erinnert sie mit ihrem Spiel an The Ventures, die erfolgreichste Instrumentalband der Rockgeschichte. Da schwirren und schwingen die Töne, wird die feinsinnige Umspielung das Nonplusultra. Einen Ouzorausch erleben wir allerdings nicht, oder? Stattdessen setzt die Gitarristin Linie an Linie, zieht ab und an Flächen ein, lässt den Bass dominant werden, ohne selbst ins Off zu driften. Flageolett bestimmt den Beginn von „Solarplexus“. Hört man zu, dann klingt das Spiel von Merck so, als würde sie den Schlag einer hochgestimmten Kirchenuhr imitieren, ehe sie dann in einen durch und durch rockigen Duktus verfällt. Da röhrt dann ihre Gitarre heftig, scheinen nicht Attila Zoller, Joe Pass oder andere legendäre Jazzgitarristen von Bedeutung, sondern eher Jeff Beck und Alvin Lee. Wer die Band von Kalle Kalima und dessen Musik kennt, der wird durchaus Bezüge in Mercks Spiel erkennen. Doch nach dem rockigen Überschwang geht es dann wieder ins Fahrwasser von Flageolett und zurück – eine überaus interessante Klangfahrt.
Bei einem Titel „Fjord“ erwartet man Wellenschlag und schiere Felsklippen, man erwartet eine ausladende Wasserlandschaft mit Wasserfällen, oder? Und der eine oder andere denkt auch an Jan Garbareks Fjordsound. Doch dem entzieht sich die Gitarristin Merck und sucht ihre eigene Annäherung an den hohen Norden. Man möchte fast von einer Ballade sprechen, die sie zu Gehör bringt. Dabei überwiegen ruhige, wellenförmige Sequenzen ohne Klanggischt. Eher scheint Kontemplation durch die Gitarristin zum Ausdruck gebracht zu werden. Schließlich zum Abschluss noch ein Wort zu „Drag und Drop“: Durchaus von rockiger Rhythmik bestimmt – getragen durch Schlagwerk und Bass – so kommt das Stück daher. Auch ein bisschen Funkwürze scheint „Drag und Drop“ beigemischt worden zu sein. Doch vor allem lebt auch dieses Stück von dem flinken Fingerspiel der Gitarristin, die es versteht auf verschiedenen „Klaviaturen“ zu spielen. Das Rockige liegt ihr ebenso im Blut wie das Balladenhafte, die Klangerzählung, ausladend und von warmen Tönungen lebend.
© ferdinand dupuis-panther
Informationen
www.mareillemerck.com
https://www.youtube.com/watch?v=Q7VYp0o3X_k&feature=youtu.be
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