Manfred Paul Weinberger & Stephan Braun – Confidence
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ATS Records
Hören wir, was der Trompeter Manfred Paul Weinberger zum Duoprojekt ausführt, dem die aktuelle Veröffentlichung zu verdanken ist: „Die Zusammenarbeit zwischen Stephan und mir begann 2005 mit dem größeren Projekt Austria meets Canada. 16 Jahre später haben wir bewusst die fragile Besetzung des Duos gewählt. Alle zwölf Stücke sind Abschnitte einer gemeinsamen musikalischen Reise, deren Qualität von der Transparenz und Intimität lebt, die im instrumentalen Zwiegespräch entsteht. Anstelle von Komplexität durch das Arrangement in großen Formationen wird die Aussage einer Komposition im kreativen Prozess der Interpretation durch feinstoffliches und wechselseitiges Nachspüren immer wieder neu geschrieben. Die vielseitige Mehrstimmigkeit wird durch den Einsatz elektronischer Effekte und Aufnahmen in Echtzeit aufgebaut, welche Stephan mit Hilfe einer Loopstation im Studio wie auch bei Live Konzerten steuert. Für „Confidence“, „Porcupine Dance“, „Floating“ und „Personal Colour“ nutzten wir die Studiotechnik um zusätzliche Percussion-, Trompeten- und Celloparts aufzunehmen.“
Selten ist die Instrumentierung des Duos zu nennen. Hervorzuheben ist zudem, dass Stephan Braun sein Saiteninstrument bisweilen wie eine Gitarre in einen rhythmischen Modus versetzt, aber auch durchaus in den Fußspuren eines Bassisten wandelt und beim Streichen des Cellos in den Duktus eines Bratschisten verfällt. Dominant zu sein und die Klangfärbung in grelle Töne zu tauchen, bisweilen in Neonfarben, fallt dem Trompeters Manfred Paul Weinberger zu. Ein wenig getragen und mit melancholischem Unterton kommt das Eröffnungsstück „Confidence“ daher. Die Stimme des Trompeters erscheint im Fortgang so, als würde er auf seinem Instrument ein französisches Chanson interpretieren, ein Chanson von Schmerz, von Verlassenwerden, von Hoffnung, von Abschied, von Verzweiflung. Doch es gibt auch Passagen, die von derartiger Schwere abweichen. Losgelöst zeigt sich dann der Trompeter, unterstützt von den wohl elektronischen perkussiven, stark ausgeprägten Rhythmus-Elementen und von einem Cellisten, der wie ein Rhythmusgitarrist auf einer Bariton-Gitarre agiert. Im Solo erweist sich der Cellist als auch in Geigenklängen bewandert. Zuweilen muss man dabei auch an das Swing-Ensemble des Hot Club de France und Stéphane Grappelli denken, oder?
Vorhang auf fürs Geschichten erzählen: Es folgt „Funny Tale“. Hört man intensiv auf den Trompeter, dann meint man zeitweilig in einer Zirkusmanege zugegen zu sein und entsprechende Zirkusmusik zu hören. Leichter Beiklang von Latin Fever ist zu vernehmen. Starker Rhythmus durchzieht das Stück. In einigen Momenten kann man sich die Musik zu Filmszenen aus einer Taverne mit ausuferndem Gelage vorstellen. Doch das ist nur einen Wimpernschlag lang der Fall. Eher ist die Musik dazu gedacht, die Füße nicht mehr stillzuhalten. Und wenn dann der Cellist zum Geiger mutiert, dann scheint auch ein wenig Gypsy Swing mit im Spiel. Auch hierbei hält es kaum einen Zuhörer still im Sessel.
Bass gezupft oder was – nein bei „Floating“ eröffnet der Cellist mit swingendem Saitenzupfen das Stück. Der Trompeter hingegen schweift in tonale Höhen ab und pflegt einen dramatischen Duktus. Lässt man beim Hören seiner Fantasie freien Lauf, dann wähnt man sich inmitten von Filmszenen in einem Nouvelle-Vague-Film mit und ohne Jean Paul Belmondo. Stellvertretend mag dafür „Außer Atem“ stehen. Exquisit ist das Trompetensolo in „Kind Folk“, mit dem das Stück beginnt, ehe dann der Cellist die Saiten seines Instruments zupft, mit Pling und Plong. Nachfolgend breitet dann der Trompeter einen bunt gefleckten Klangteppich aus, lässt lange gezogene Sequenzen erklingen. Beinahe in die klassische Musik driftet im Nachgang der Cellist ab, ohne in Romantik oder Neoromantik zu verfallen. Im Spiel des Trompeters ist durchaus das Sangliche vorhanden, wenn auch nicht als Gassenhauer oder Evergreen. Von Sonnen- bis Zitronengelb, von Himmel- bis Taubenblau sind alle Farben im Trompetenspiel vorhanden. Es gibt sanfte Passagen ebenso wie exaltierte.
Ska oder was – das denkt man zu Beginn bei den Klängen von „Porcupine Dance“. Dazu trägt auch der Cellist bei, der sein Instrument gleichsam in den Gitarrenmodus versetzt, derweil der Trompeter sein Instrument mit Dämpfer spielt. Neben den Ska-Linien sind, so der Eindruck, im Stück Soul und Blues eingebunden. Man könnte sich auch eine Vokale Erweiterung mit Rap hinzudenken. Aber das Duo ist eben schlicht ein Duo des Instrumentalen – und das ist mehr als nur überzeugend.
Zum Schluss gibt das Duo dann ein „Lullaby“ zum Besten. So wird ein sehr gelungenes Album beschlossen, dass unterstreicht, welche Chance in einem Duo liegt.
© ferdinand dupuis-panther
Infos
www.ats-records.com
Line up
Manfred Paul Weinberger, Trumpet
www.mpweinberger.at
Stephan Braun, 5 string Cello/Live Electronics/Percussion
www.stephanbraun.com
Tracklisting
01. Confidence (5:12)
02. Funny Tale (4:23)
03. Internal Journey (6:39)
04. I Mean You (2:45)
05. Floating (3:43)
06. Kind Folk (6:26)
07. Porcupine Dance (5:09)
08. Geris Bounce (3:29)
09. Last Time Before (5:45)
10. Personal Colour (7:02)
11. Childrens Corner (5:12)
12. Lullaby (2:29