MALIJA: The Day I Had Everything
M
Edition Records, EDN1064
Hinter dem ungewöhnlich klingenden Bandnamen verbergen sich MARK LOCKHEART (saxophones, bass clarinet), LIAM NOBLE (piano) und JASPER HØIBY (double bass). Wer sich genau die Vornamen des Trios anschaut, wird schnell erraten, woher der Bandname stammt. Er setzt sich nämlich aus den jeweils zwei ersten Buchstaben der Vornamen der Musiker zusammen, was zu einem exotischen Namen führt, den man vielleicht eher nach Mali oder ins Maghreb verortet.
Eingespielt wurden für das aktuelle Album elf Songs. Fünf von diesen stammen wie der Eröffnungssong „Squared“ von Mark Lockheart, drei, darunter „Malija“ - von Jasper Høiby. Ebenso viele Kompositionen steuerte der Pianist Liam Noble bei, so auch „Blues“ und „Wheels“. Übrigens, der Song „The Pianist“ ist als Hommage an Duke Ellington und Earl Hines zu verstehen, „Wayne's World“ von Jasper Høib als eine Verneigung vor Wayne Shorter.
Eckig und kantig klingt „Squared“ ganz und gar nicht, eher nach ein wenig Post-Bop, oder? Mit einigen zusätzlichen Gitarrenriffs könnte man sich das Stück sehr gut auch als Rocknummer vorstellen. Bass und Piano sorgen für eine grundsolide Basslinie, über der das Saxofon seine Klangfäden setzt. Nach und nach schält sich dann das Piano aus seiner Rolle und zeigt sich im Duktus nahe bei einem Boogie, ehe dann wieder die Bassrolle übernommen wird.Putzmunter zeigt sich das Saxofon im Folgenden. Irgendwie wartet man darauf, dass Mark Lockheart sich in einem Rock-'n-Roll-Modus verliert. Doch das geschieht nicht.
Wer ist bloß „Mr Wrack“? Ein unsicherer Mensch? Ein gebrochener und zerbrochener Charakter? Irgendwie mutet das Wechselspiel von Piano und Saxofon so an. Man spürt eine gewisse Unschlüssigkeit, Vorsicht und Vorbehalte. Würde man eine Filmszene drehen, in der der Hauptdarsteller sich in einen ihm unbekannten Raum begibt, dann wären die Anfangstakte von „Mr. Wrack“ als musikalische Untermalung dafür gut geeignet. Zudem entwickelt sich der Song mehr und mehr mit einer dramatischen Wendung, so als würde man geradezu auf einen Abgrund zulaufen – wider besseren Wissens. Zugleich kann man den Eindruck gewinnen, dass das Stück nicht frei von Rockelementen und Free Jazz ist, je mehr es sich auf den Schluss zubewegt!
Vorhang auf für Ellington und Hines, denn „The Pianist“ (Mark Lockheart) steht auf dem Programm. Wer allerdings eine komplette Anlehnung an die Spielstile der beiden genannten Jazzpianisten erwartet, der muss sich eines Besseren belehren lassen. Sicherlich scheint der Duktus von Hines und Ellington durch, aber es bleibt stets Liam Noble, der da am Klavier sitzt. Die vermittelte Stimmung des Stücks könnte man bildlich mit dem Fieber der Großstadt beschreiben, mit den blitzenden Neonreklamen, den schnittigen Straßenkreuzern auf dem Boulevard, den Nachtschwärmern, die zu den Broadway-Shows unterwegs sind, den verruchten Bars weit nach Mitternacht.
Tango oder doch nicht – das stellt sich bei „Almost A Tango“ durchaus als Frage. Ja, es gibt rhythmische Momente, die an Tango erinnern. Diese werden allerdings stets durch die Phrasierungen des Saxofonisten verwischt. So kommt man nicht in den typischen Tango-Schwung. Zwischendrin driftet das Trio auch in Balladenhaftes ab. Nur das Piano scheint auf dem Tango-Duktus zu beharren. Hier und da kann man auch die typischen Tangobewegungen nach links und rechts vernehmen, auch das Verharren der Partner in einer engen Pose. Es scheint ein Knistern in der Luft zu liegen. Doch diese Momente sind sehr, sehr rar.
Nach dem Tango serviert das Trio einen „Blues“ (Liam Noble). Heißt es nun 12 to the bar oder was? Ähnlich getragen wie der „Summertime Blues“ gerät der Blues von Liam Noble. Schwermut breitet sich aus.
Zum Schluss noch einige Worte zu „Wayne's World“. Man muss schon sehr gute Kenntnisse des Opus von Shorter haben, um Rückschlüsse zwischen dem aktuellen Titel und diesem Opus ziehen zu können. Jazz Fusion von Weather Report – bei dieser legendären Formation rund um Joe Zawinul spielte Wayne Shorter – ist m. E. nicht zu hören, eher dann schon Anlehnungen an den Jazz, den Miles Davis zelebrierte. Auch mit diesem kongenialen Jazzvirtuosen hat Shorter einst zusammengespielt.
Text © ferdinand dupuis-panther
English Descriptions
The Band
All highly respected and innovative bandleaders in their own right, this all-star trio brings together three of the most exciting jazz musicians/composers in the UK. Featuring original material by all three members, the trio's diverse influences include bluegrass, tango and old-fashion jungle grooves. It's hard to describe this music but perhaps Jasper put it brilliantly when he described the trio's music as “weird, simple, complicated, free, tight, floaty, ugly, beautiful and heartfelt depending on your mood”. This new group has just recorded its debut album entitled ?Malija' and the eleven eclectic tracks had been released on 27th November 2015 on the prestigious Edition label. All distinct artists on the European jazz scene in their own right, the three members of Malija have collectively performed and recorded with: Kenny Wheeler, John Pattitucci, Mark Anthony Turnage, Polar Bear, Django Bates, Norma Winstone, Peter Erskine, Larry Grenadier, June Tabor, Thomas Dolby, Mark Guiliana and Radiohead.
The Songs
Squared - was the first piece we ever played and reminds me of a sort Bluegrass feel .
Mr Wrack - was inspired by Liam’s technical drawing teacher- no love lost between them!
Malija - sums up the group’s warmth and exploratory nature.
With One Voice - is almost a classical piece - a chorale with a string quartet that’s very English.
The Pianist - is a homage to Duke Ellington and Earl Hines - two piano players that Mark and Liam love to bits.
Almost a Tango - self-explanatory really but a tango that never quite stays regular enough.
Wayne’s World - Jasper’s tribute to Wayne Shorter (or is that Wayne Rooney!)
Wheels - folksy - almost coming off in places.
Blues – Liam’s beautifully different ambient blues
Informationen
Label
Edition Records
http://www.editionrecords.com
Musiker
http://www.marklockheart.com/malija