Magnus Lindgren - Stockholm Underground
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ACT
Magnus Lindgren begibt sich mit dem Album auf die Spuren von Herbie Mann: „Stockholm Underground“ ist gleichsam eine Hommage an den berühmten Jazz-Flötisten und angelehnt an dessen legendäres Album „Memphis Underground“ von 1969, das der US amerikanische Rolling Stone 2013 unter die „100 besten Jazz-Alben“ aller Zeiten wählte.
Zu hören sind auf der Einspielung nachstehend genannte Musiker: Magnus Lindgren /(flute), Daniel Karlsson (fender rhodes), Henrik Janson (guitar), Lars DK Danielsson (electric bass) und Per Lindvall (drums). Hinzukommen als „Gäste“: Eric Bibb (guitar & vocals), Till Brönner (trumpet), Nils Landgren (trombone) und Ida Sand (vocals).
Wer -nun erwartet hat, dass Mann mit einigen Stücken auch auf dem Album vertreten sein würde, der muss sich eines Besseren belehren lassen. Doch sollte man sich durchaus die Einspielung von „Memphis Underground“ mal anhören, um sich ein Urteil über die Nähe oder Ferne von Magnus Lindgren und Herbie Mann bilden zu können.
Aufgemacht wird „Stockholm Underground“ mit zwei Kompositionen von Magnus Lindgren namens „Fluting“ und „ Penny Blue“. „Chain of Fools“ fand auch Aufnahme auf dem Album. Die meisten kennen den Titel in der Interpretation der Soul-Diva Aretha Franklin. Mit „Mr. Mann“ verneigt sich Lindgren vor Herbie Mann. Das Album endet mit „Stockholm Underground“, erneut aus der Feder Lindgrens stammend. Übrigens, auch die Debütscheibe der britischen Rockband Procol Harum namens 2a whiter shade of pale“ – erschienen im Mai 1967 – findet sich auf dem aktuellen Album Lindgrens, ohne das sich für mich eine Verbindung zu Herbie Mann erschließt. Bei Mann gibt es nämlich Latin-Feeling, aber auch ein bisschen Funk und Soul sowie Blues als musikalisches Menü. Das ist bei dem Schmusesong von Procol Harum nun ganz und gar nicht der Fall.
Ja, gleich zu Beginn, bei „Fluting“, ist gewiss irgendwie Herbie Mann präsent, aber der Rezensent hatte ebenso die Assoziation mit der Musik von Booker T & the MG. Es ist weniger die Flöte, die eine dominante Rolle spielt, sondern der Trompetenklang Brönners, mal abgesehen von einer nachhaltig gesetzten Rhythmik. Till Brönner lässt seinen Blechbläser in den höchsten Tönen schwelgen, teilweise spitz, ächzend, jubilierend, triumphierend und ätzend. Mit Weichzeichner malt dann Magnus Lindgren mit seiner Flöte eine schwungvolle Linienstruktur hinzu. Bisweilen überkam den Rezensenten der Eindruck, er lausche im Weiteren einer Disko-Tanzmucke.
Die bekannte Melodie von „chain of fools“ dringt an unsere Ohren. Dazu vernimmt man nicht Aretha Franklin, aber zumindest eine „schwarze Stimme“, nämlich die von Ida Sand. Der Rhythmus ist nicht sehr differenziert, sondern einfach angelegt. Henrik Janson lässt ausgiebig seine Gitarre wimmern und jammern, ehe dann Magnus Lindgren zum Ende des Songs hin seine Flöte ins Spiel bringt. Rhythmisch ähnlich strukturiert ist „Winter Wisdom“. Dabei schwebt ein flauschiger Flötenklangteppich über der redundanten Rhythmusgruppe, aus Schlagwerk und elektrischem Bass bestehend.
Wer bei Rock und Flöte an Ian Anderson denkt, mag nicht falsch liegen, aber Magnus Lindgren ist in seinem Spiel weit vom Ansatz von Jethro Tull aka Ian Anderson entfernt. Auch wenn man bisweilen „gurgeliges und schnalzendes Spiel“ erlebt und Lindgren seine Flöte auch als „Sprachrohr“ und nicht nur als Atemrohr nutzt.
Schwirrenden Flötenklang zu Beginn von „a whiter shade of pale“ nimmt man beim Zuhören wahr. In der Interpretation des Songs durch Lindgren gibt es nichts mehr, was an einen Schmusesong erinnert. Auffallend ist schon, dass der Song im weiteren Verlauf ein beinahe orchestrales Gewand umgehängt bekommt, wenn Nils Landgren seine Posaune einbringt. Spätestens dann gibt es Paraphrasierungen, die sich von der Grundmelodie entfernen, die Lindgren über weite Strecken vorgetragen hat. Dieser präsentiert uns ein veritables Duett mit Landgren, ehe dann ein Solopart von Lindgren zu hören ist.
Im Stil von Fusion kommt „mr. mann“ daher, um danach dem „Super Boogie“ die Aufmerksamkeit zu schenken. Spätestens hier werden Funk und Soul sehr lebendig und die Nahe zu „Memphis Underground“ ist nicht zu überhören. Allerdings, Boogie-Rhythmik ist überhaupt nicht vorhanden, sodass der Songtitel ein wenig irritiert. Zum Schluss heißt es dann „Stockholm Underground“. Wieso nicht Malmö- oder Göteborg Underground, fragt man sich an dieser Stelle, oder?
Text: © fdp
Informationen
http://www.magnuslindgren.com/