2x Mauro Mussoni
M
Emme Record Label / WiW Records
Mauro Mussoni Trio – Limbo / Mauro Mussoni Quintet - Follow the flow
Foto © Antonello Zoffoli
Mauro Mussoni Trio – Limbo
Emme Record Label
Der Bassist und Komponist Mauro Mussoni begann als Kind mit dem Erlernen des Pianos und der klassischen Musik. In späteren Jahren wendete er sich der Rockmusik und Fusion zu, als er E-Bass spielte. Unterdessen sind zahlreiche Veröffentlichungen u.a. auf Alfamusic, Wow Records, Emme Record Label, Irma und Dodicilune erschienen. Neben dem Bassisten sind auf der Einspielung der Pianist Nico Tangherlini, der Drummer Enrico Smiderle und als Gäste der Saxofonist und Klarinettist Nico Gori – zu hören in „Stan the 3rd“ - sowie der Trompeter und Flügelhornist Pepe Ragose zu hören.
Zu hören sind auf dem Album, eingespielt von einem Klavierjazztrio unter anderem „Kuss“, „Be Loose“, „Provendo“, „Handmade“, „Verde azul“ (dt. Grünblau) und „Amarela“. Gleich zu Beginn des Albums können wir den dunklen Klangsequenzen des Bassisten folgen, ehe dann der Pianist teilweise verquirlte und perlende Tastenklänge beisteuert. So entwickelt sich das Stück „Kuss“ dank eines starken Dialogs von Bass und Piano, der von Beginn bis Ende anhält. Dabei geht es durchaus temporeich zu. Das gilt auch für das Solo des Bassisten, der feine Bassklänge ans Ohr der Zuhörer dringen lässt. Das Melodiöse scheint dabei durchaus Momente von Dahingleiten zu zeigen. Bei den ersten Takten von „Be Loose“ meint man, man erlebe Oscar Peterson am Flügel, swingend und auch mit ein bisschen Funk garniert. Jedoch es ist Nico Tangherlini, den wir da erleben. Und auch bei diesem Stück ist der Bassist und Bandleader mit einem Solo präsent, sehr dunkeltönig und beinahe dunkelbraun getönt, wenn man mal die Farbpalette bemühen darf. Zugleich aber driftet der Bassist auch in Sand- und dunkle Gelbtöne ab, während er seine Phrasierungen zelebriert. Als Antwort auf den Bassisten erleben wir hernach den Pianisten im Solo, lyrisch aufgelegt, aber stets auch mit energievollem Verve. Und schließlich ist auch der Drummer an der Reihe zu zeigen, was er als Schlagwerker zu bieten hat, vor allem an Toms und Basstrommel!
Lange Basslinien sind zu Beginn von „Provendo“ zu hören und auch im weiteren charakteristisch. Begleitet wird dies mit zäsierendem Tack des Drummers. Hören wir da eine Ballade? Es scheint so. Hier und da drängt sich auch der Begriff Singer/Songwriter auf. „Handmade“ heißt es außerdem auf dem vorliegenden Album. Irgendwie erinnert dieses Stück, bei dem auch Pepe Ragose zu hören ist, an Broadway-Songs. Übrigens bekommt der Gast Pepe Ragose auch den Raum für ein Trompetensolo. Damit fügt er den Grundfärbungen des Trios noch eine Klangfärbung hinzu, jenseits des kaskadierenden Spiels des Pianisten. „Verde Azul“ wurde so arrangiert, dass der Pianist und der Bassist den Song eröffnen, gleichsam im Duett. Der Drummer hält sich in seinen Beats dabei merklich zurück. Nachhallend erlebt man die Bass-Passagen in einem eingestreuten Solo. Alles scheint dahin zu fließen, im Fluss zu sein. Schlussstück ist „Amarela“, aufgemacht mit dezentem Drumming. Danach erhebt der Bass seine Stimme und schwelgt in Erdfarben. Schließlich erleben wir den Pianisten, der mit seinem Spiel zu überzeugen versteht.
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Mauro Mussoni Quintet - Follow the flow
WoW Records
In Bezug auf “Follow the flow” lesen wir Nachstehendes: „Der Sound des Mauro Mussoni Quintet ist sowohl im amerikanischen Jazz als auch in der italienischen Tradition verwurzelt und wurde mit Flöte und Altsaxophon mit erweiterten Klangfärbungen versehen. Das Album enthält neun Originaltitel, die von dem talentierten italienischen Musiker Mauro Mussoni komponiert wurden, der einige anspruchsvolle Klangreisen für sein engmaschiges Musikensemble arrangiert hat.“
Das Ensemble um den Bassisten Mauro Mussoni besteht aus Simone La Maida (alto sax/flute), Massimo Morganti (trombone), Massimiliano Rocchetta (piano) und Andrea Grillini (drums). „Follow the flow“ und „Vento lento“ ist ebenso zu hören wie „Mind the cat“ – herrliches Wortspiel mit „Mind the gap“ als Vorlage – und zum Schluss „Latina“.
Zu Beginn hat man den Eindruck, die Band wandele bei „Follow the flow“ in den Fußstapfen der Adderley Brothers. Prägnant ist der Klang der Bläser. Sehr hörenswert ist die solistische Einlage des Altsaxofons, das quicklebendig seine musikalischen Linien verknüpft, begleitet von Bass und Schlagwerk. Die Linien des Altsaxofons werden durch den Pianisten aufgegriffen und verfeinert, Dessen Spiel ist überaus energetisch aufgeladen, dabei unterstützt vom Drummer. Und alles scheint dabei im Fluss, auch wenn der Bandleader und Bassist seinen Bass solistisch präsentiert. Kurztöniges fliegt dahin, Moment-Eindrücke hinterlassend. Und danach lauschen wir wie am Anfang und zwischendrin dem Thema des Stücks, bewegt, aufbrausend, in stetem Auf und Ab befindlich. Wie ein „Vento lento“ klingt, erfahren wir nachfolgend. Dabei perlen kristalline Tastentöne dahin. In wiederkehrenden Folgen vernehmen wir den Bass, ehe sonorer Flötenklang unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht. Es scheint, dass der Flötist derjenige ist, der uns musikalisch einen langsamen Wind spüren lässt. Ähnliches gilt auch für die Kaskadierungen in ihrer Stetigkeit, die der Pianist verantwortet.
Zwei Versionen von „Latina“ können wir auf dem Album hören, eine schnelle und eine langsame zum Abschluss des Albums. Beide verströmen „Latin Fever“, entführen uns nach Südamerika, ohne in Rhythmen-Muster von Bossa, Samba oder Rumba zu verfallen. Sehr differenziert ist das Spiel des Ensembles angelegt. Galoppierende Rhythmik nimmt uns ein, und auch ein Hauch Stan Getz mit Jazz Sambar scheint mitzuschwingen. Ein besonderer Ohrenschmaus ist das Solo des Posaunisten und die dazu gesetzten Schlagwerksetzungen. Ja, dann scheint auch ein wenig Karneval in Rio präsent, scheinen Straßenbands unterwegs zu sein, die zum Tanzen auffordern. Ähnlich mitreißend wie die Sequenz des Posaunisten ist auch die des solistisch präsenten Altsaxofonisten. Nachdem wir musikalisch in Lateinamerika unterwegs waren, tauchen wir nachfolgend in die „Levante“ ein, mit Posaunencrescendo und feinem Flötenklang sowie ausgereiftem Bass-Zupfen. Angesichts der Tatsache, dass die Flöte ein seltenes Instrument im Jazz ist, ist es ein Hochgenuss Simone La Maida zuzuhören. Nein, orientalische Kunstmusik ist ebenso wenig zu hören wie der Klang einer Oud, aber das tut dem Hörgenuss keinen Abbruch, denn wie gesagt, der Flötist weiß überaus zu überzeugen und entführt uns in „samtene, purpurne Klangwelten“. „Mind the cat“ hat hier und da auch etwas von Marching Band, besonders bezogen auf die rhythmischen Verwebungen und die Art des Einsatzes der Bläser, die sehr beschwingt daherkommen. Zugleich ist man jedoch auch in der Tradition des Jazz zwischen Cool und Modern Jazz unterwegs, oder?
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