Lubos Soukup & Christian Pabst – Levitas
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Animal Music
Saxofon trifft Piano, Piano trifft Saxofon – und das seit zehn Jahren, denn solange existiert die musikalische Beziehung zwischen dem in Italien lebenden Pianisten Christian Pabst und dem tschechischen Saxofonisten und Klarinettisten Lubos Soukup.
Und was kann man im Vorwege über diese musikalische Verbindung und das jüngste Album lesen? „Delving into the rich rhythmic world of folk, classical and jazz, the pair demonstrate just what’s possible when two musicians share a deep musician connection. Meeting in 2011 at the Rhythmic Musi Conservatory in Copenhagen, the pair built a near-instant rapport; a mutual feeling of human understanding and musical synergy. And whilst they have both gone on to forge individual careers, they regroup each year to tour or, on two occasions, release critically acclaimed albums. The first, a large ensemble project in the Gil Evans mould, whilst the other with legendary guitarist Lionel Loueke.“
Und nun? Begleiten wir die beiden Musiker zunächst einmal in die katalanische Hauptstadt „Barcelona“. Dabei folgen wir den Drehungen und Verwirbelungen, die uns der Saxofonist beschert. Fängt er damit das geschäftige Treiben auf den Ramblas ein? Für die rhythmischen Gliederungen des Stücks sorgt teilweise der Pianist, der Klangkaskaden über uns ergießt, derweil über diese der Saxofonist mit sonorem Klang zu erleben ist. Hier und da ergeht sich Christian Pabst auch in einem perlenden Spiel, das zudem zerbrechlich-kristallin anmutet. Ist da nicht auch eine gewisse Wehmut in der Stimme von Lubos Soukup zu erleben, wenn das Stück seinen Fortgang nimmt? Wer nimmt da wohl Abschied und schaut noch einmal im Barrio Gótico vorbei? Gegen Ende des Stücks meint man übrigens, einen romantisierenden Beiklang zu erleben, oder? Wohl zur Klarinette greift Soukup für das Stück „Levitas I.“. Klassische Attitüden charakterisieren dieses Stück, das einem Interlude gleicht. Nachfolgend tauchen die Hörer in „The Red Sea“ ein. Wellengänge sind vernehmbar. Wasser, das an die Gestaden des Roten Meeres vordringt, hat man als Bild im Kopf, folgt man den beiden Musikern. Aufspritzendes Wasser und gekräuselte Wellen werden im Weiteren eingefangen. Sieht man beim Lauschen der Melodielinien nicht auch Dhaus die Wellen zerschneiden? Ausgeprägt energetisch zeigt sich Christian Pabst an den schwarzen und weißen Tasten. Lubos Soukup hingegen lässt Sonores an unsere Ohren dringen, zeigt sich verspielt, und geradezu tänzerisch in seinem Duktus. Beide Musiker entwickeln nach und nach eine zunehmende Dramatik, so als würden sie Wetterumschwünge einfangen wollen.
Atemhauch trifft bei „Brazilian“ auf dahinfliegende Tonsilben, die Christian Pabst zu verdanken sind. Weichzeichnungen des Saxofons dringen ans Ohr. Hören wir da gar eine Rumba? Oder wird uns die Geschichte vom Zuckerhut nahe gebracht? Christian Pabst führt uns jedenfalls mit seinem Tastenspiel auf eine brasilianische Exkursion. Und wohin? Rio? Brasilia? Oder doch Salvador de Bahia. Urban klingt auf alle Fälle das, was wir zu Gehör bekommen. Und am Ende meint man, dass sprudelnde kristalline Wasserspiele zelebriert werden.
Gedämpfte Klänge zeichnen den Beginn von „The House Above The Trees“ aus. Danach schwingt sich der Saxofonist zu einem dahin schwebenden Klangnebel auf. Derweil hält Christian Pabst an seinem Kling-Klong-Kläng fest und verstärkt dies hier und da durch einen Tastenmalstrom. Und auch Lubos Soukup stimmt kurz darin ein. Ansonsten ist sein Gebläse von eng gesetzten Schraffuren bestimmt. Vom Charakter her ist dies ein Stück, das sehr frei mit Fragmenten umgeht, die zu einem Ganzen vereint werden. Die Komposition „Mesa“ schließt sich danach an. Dabei meint man, dass die beiden Musiker sich wie in einer Doppelhelix miteinander verbinden. Diese zerfällt jedoch im Folgenden. Lyrisch angehaucht ist das, was Christian Pabst nun zum Besten gibt, im Solo, dabei die Basshand voll einsetzend. Bei „Levitas II.“ ist wohl Soukup erneut mit der Klarinette zu hören oder spielt er Altsaxofon mit einem Klarinettenansatz? Dabei denkt der eine oder andere an Paul Desmond, oder? Am Ende wird dann ein Sturm („Storm“) entfacht und das zeitweilige überaus furiose Zusammenspiel von Pabst und Soukup zu einem gelungenen Ende geführt.
© ferdinand dupuis-panther
https://www.christianpabst.com/
https://lubossoukup.com
Track Listing
1) Barcelona
2) Levitas I.
3) The Red Sea
4) Brasilian
5) Snow
6) Emma
7) The House Above The Trees
8) Mesa
9) Levitas II
10) Storm