Lorenzo Di Maio - Black Rainbow (ferdinand dupuis-panther)
L
Igloo Records IGL 273
Der belgische Gitarrist Lorenzo Di Maio sucht stets nach neuen Herausforderungen und umgibt sich dabei mit Musikern seines Alters. 2009 schloss er seine Ausbildung am Königlichen Konservatorium von Brüssel ab. In den letzten Jahren beteiligte er sich an Projekten wie 4in1 - u. a. zusammen mit dem Trompeter Jean Paul Estiévenart, der nun auch zur Di Maio Group gehört. Zu hören war der junge Gitarrist auch mit dem Sal La Rocca Quintett, dem Fabrice Alleman Quintett, Chrystel Wautier and Borderline Quartett. „Black Rainbow“ ist sein Debütalbum mit der eigenen Band. Zu dieser gehören Nicola Andrioli (Piano), Jean-Paul Estiévenart (Trumpet), Antoine Pierre (Drums) sowie Cédric Raymond (Bass).
„Back Home“ und „Détachement“ sind zu Beginn zu hören, ehe dann als namensgebender Song auf dem Album „Black Rainbow“ erklingt. Auch die übrigen Titel des Albums wie „Lonesome Traveler“ und „September Song“ sowie schließlich zum Ende hin „Open D“ und „Santo Spirito“ entstammen der Feder Di Maios. „Schwarzer Regenbogen“ überrascht als Titel, denn schließlich ist ein Regenbogen mehrfarbig und ganz und gar nicht schwarz. Wie und warum Di Maio auf diesen abwegigen Titel kam, müsste man ihn fragen. Nun gut, folgen wir also dem schwarzen Regenbogen.
Bereits den ersten Titel des Albums würde man ähnlich wie „Lonesome Traveler“ eher auf einem Country- und Western-Album vermuten: „Back Home“ eröffnet den musikalischen Reigen. Sehr elegisch beginnt der Song. Dabei obliegt es eher dem Trompeter Jean-Paul Estiévenart, die Hörfarben zu mischen. Er scheint die Heimat zu besingen, schwelgerisch, vielleicht auch mit ein wenig zu viel Pathos. Spielerisch löst sich das allzu Pathetische durch das Solo der Pianisten Nicola Andrioli auf, der die Tasten unter seinen Finger zum Springen und Tanzen bringt. Vorfreude auf eine Rückkehr zu den Liebsten nach langer Abwesenheit wird hier wohl eingefangen. Zu Freudensprüngen trägt schließlich Lorenzo Di Maio an seiner Gitarre bei. „No Other Way“ beginnt mit einer quirligen Rhodes-Passage, die durch ein Trompetenintermezzo abgelöst wird. Zwischen Rhodes und Trompete changieren dann die Klangfarben. Teilweise ist Jean-Paul Estiévenart in seinem Spiel sehr lyrisch ausgerichtet. Zugleich aber ist bei dessen Spiel eine Bebop-Attitüde nicht zu überhören. Interessanterweise ist es nicht Di Maio, der über weitere Passagen das musikalische Zepter mit prägenden Seitenschwingungen in den Händen hält, auch wenn er nach der solistischen Einlage von Estiévenart die Saiten seiner Gitarre in den höchsten Tönen erklingen lässt, nur begleitet von den Wirbeln, die Antoine Pierre seinem Schlagwerk entlockt sowie den gelegentlichen Akzenten, die Andrioli an seinem Rhodes setzt.
Widmen wir uns nachfolgend dem „Einsamen Reisenden“ - dabei ist die Assoziation an den Lonesome Cowboy nicht fern, oder? Mit Basshand und Ostinato – so wird der Song eingeführt, dank sei Nicola Andrioli. Doch dann wird das Ostinato verdrängt und unbeschwerte Klangwellen machen sich breit. Das ist auch und gerade Jean-Paul Estiévenart geschuldet. Anschließend ergreift Di Maio die Initiative und lässt seinem narrativen Stil freien Lauf, sodass man sich fragt, welche Geschichte hier eigentlich erzählt wird.
Wind scheint aufgefrischt zu haben, Laub scheint zu rascheln, Blätter zu fallen – zumindest sind das Assoziationen, die sich mit „September Song“ verbinden lassen. Die Wolken küssen das Land. Nebelschwaden legen sich über die Landschaft. Ein derartiges Bild keimt auf, wenn man Jean-Paul Estiévenart zuhört, der neben Andrioli ganz maßgeblich den Charakter des Songs bestimmt. Für abschließende Herbstturbulenzen sorgt wiederum der Trompeter Jean-Paul Estiévenart.
Nach diesem musikalischen Herbstlüftchen noch ein paar Worte zum letzten Song des Debütalbums, zu „Santo Spirito“. Hört man nur den Titel, so vermutet man einen sakralen Bezug. Doch kein Choral dringt an unser Ohr, sondern ein Song voller Bewegtheit. Man denke an Hopse spielende Kinder und die entsprechende musikalische Begleitung, auch an Skifahrer, die im Tiefschnee wedelnd zu Tal gleiten. Schließlich fallen dem einen oder anderen Zuhörer vielleicht auch Wasserspiele zu Musik ein. Nachhaltig bleiben auch bei diesem Stück die solistischen Einlagen von Jean-Paul Estiévenart und Lorenzo die Maio im Gedächtnis.
Text © ferdinand dupuis-panther
Informationen
Label
Igloo Records
http://www.igloorecords.be/
Musiker
Lorenzo Di Maio
http://www.lorenzodimaio.com/