Lina Allemano – Canons (fdp)

Lina Allemano – Canons (fdp)

L

Lumo Records

Ein O-Ton der Trompeterin Lina Allemano zu Beginn der Besprechung: „I started writing canons as a fun and challenging compositional game of sorts. 5 of the pieces here (1, 2, 4, 6, 8) are written for trumpet and various unusual chamber ensembles in either 2, 3, or 4 part canon, all incorporating improvised sections alongside the composed material. Each piece employs aspects of the canon form as a common thread, including the improvised pieces by trumpet/electronics duo BLOOP. Thanks for listening!“

Dank der heute möglichen Aufnahmetechniken spielt Lina Allemano im das Album eröffnenden Stück „Trumpet Canon“ mit sich selbst und stimmt dabei eine Art Kanon an. Das, was wir hören, klingt wie ein aufgewühltes Meer mit Schaumkronen, wie die ewige Bewegung von Ebbe und Flut, wie ein aufkommender Sturm, wie die dramatische Musik für einen avantgardistischen Krimi. Ein stetes Auf und Ab dringt an unser Ohr ebenso überlagernde Klangpassagen, auch gelegentlich mit einer gedämpften Trompete erzeugt. Zischen macht sich breit, Beckenschwall ist wahrnehmbar. Man hat den Eindruck, dass die Effekte dadurch entstanden sind, dass Wasser in ein loderndes Feuer gegossen wurde. Und doch scheint es nur Atemluft zu sein, oder?

Sehr an klassische Musik angelehnt erscheint „Bobby’s Canon“ mit einem sehr hörenswerten Cello-Solo, dank an Peggy Lee. Dynamik strahlt das Streichinstrument aus. Im Verlauf vereint sich zunächst die Klarinette mit dem Cello – und dann, ja dann hat man den Eindruck, es werde höfische Musik vorgetragen. Auch die Trompeterin Lina Allemano ist zu hören, mit tragender Stimme im Duett mit Bodie West an der Klarinette. Je länger das Stück dauert, desto wilder werden die Sequenzen, die gespielt werden, wartet man auf die finale Eruption. Doch dann mündet alles wieder in eine Art höfische Musik. Vom Klangbild kann man dabei auch an einen Kirchenposaunenchor denken, oder?

„Butterscones“ ist ein weiteres Stück auf dem Album. Es beginnt mit einer Melodielinie, die folkloristisch anmutet. Erweitert wird die Klangfärbung um ein analogen Synth, Kontrabass und Gitarre. Dominant und gleichsam Vorsängerin ist Lina Allemano, allerdings nur in bestimmten Phasen des Stücks. Dieses wandelt sich zu einer Art Hörspiel mit Windrauschen, gedämpften Trompetenklängen, zerbrechlich wirkenden Saiten-Lauten, einem Brubbeln und Pfeifen, Explosivlauten auf dem Trompetenmundstück, rhythmischem Klack-Klack sowie Geschnarre. Doch dann ist es am Schluss an Lina Allemano das thematische Motiv erneut einzubringen, das wir anfänglich gehört haben.

Bei „Wilds“ agieren Lina Allemano und Mike Smith unter dem Namen BLOOP. „Moons“ und das Schlussstück „Pends“ sind weitere Stücke des Duos auf dem vorliegenden Album. Bei „Wilds“ brilliert die kanadische Trompeterin, die zwischen Toronto und Berlin pendelt, mit einem „Duett“ mit sich selbst, ähnlich wie in den beiden „Kanons“  - siehe oben -. Aufgewühlt ist das, was wir hören. Da scheint Feuer zu lodern und zu einem Steppenbrand zu werden, wenn dieses Bild erlaubt ist. Zugleich muss man an eine vulkanische Aktivität denken mit brodelnden Schlammblasen, Geysiren und Lavafluss. Und auch das ist unter Umständen ein unvollständig erscheinendes Bild, um das Gehörte zu erfassen.

Gezische und ein Blubbern neben grellen Trompetentönen, explosive Luftströme und ein tropfiger Saitenklang – das ist das, was „Twinkle Tones“ ausmacht. Langatmige Trompetenklangfäden treffen auf schrille Klänge – Gitarre oder Synth ist dabei die Frage. Schwirren und Flirren, dank an Tim Posgate, sind Klanginszenierungen wie auch das Gebläse der Trompeterin, das an Schiffsnebelhörner denken lässt. Und zudem sorgt der gestrichene Bass für Klangtiefe, das Gegenstück zu den „jubilierenden Trompetenklängen“, die an das Klangbild eines Posaunenchores im sakralen Raum erinnern.

Zum Schluss noch ein Wort zu „Canon of Sorts“: In gemäßigtem Tempo wird das Stück gestaltet. Dabei trifft die Trompete auf eine tieftönig aufgelegte Posaune, dank an Matthias Müller. Wie in einer Doppelhelix verbinden sich die beiden Instrumentalisten, scheinen sich zu fordern, auch wenn nur Atemluft durch die Mundstücke streicht, wie beim Posaunisten, der sich dabei entäußert. Zu Höhenflügen schwingt sich parallel dazu die Trompeterin Lina Allemano auf. Gelegentlich vernimmt man auch eine parallele Führung der Klanglinien.

© fdp 2025


Info
Bandcamp
https://www.instagram.com/lumo_records/
https://linaallemano.com/bloop
https://www.instagram.com/linatrumpet/

Line-up
Lina Allemano, trumpet
Peggy Lee, cello (2)
Brodie West, clarinet (2)
Mike Smith, live-processing/effects (3, 5, 7, 9)
Rob Clutton, double bass (4, 6)
Ryan Driver, analog synth (4, 6)
Tim Posgate, guitar (4, 6)
Matthias Müller, trombone (8)

Tracks
1.3 Trumpet Canon 04:16
2.Bobby's Canon 05:27
3.Shadows (by BLOOP) 03:20
4.Butterscones 04:49
5.Wilds (by BLOOP) 04:24
6.Twinkle Tones 06:08
7.Moons (by BLOOP) 03:26
8.Canon of Sorts 05:37
9.Ponds (by BLOOP) 05:24

All songs by Lina Allemano © 2022
except 3, 5, 7, 9 by Lina Allemano & Mike Smith


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