Kuhn Fu - Chain the Snake

Kuhn Fu - Chain the Snake

K

Berthold Records

Was nach chinesischer Kampfkunst klingt, ist alles andere als das. Es ist eine Band, die durchaus von musikalischem Eklektizismus lebt und aus nachstehend genannten Musikern besteht: Christian Kühn (guitar, voice), Ziv Taubenfeld (bass clarinet), Esat Ekincioglu (double bass) und George Hadow (drums). Alle Kompositionen des Albums mit Ausnahme von „Gustav Grinch“ (comp. Christian Achim Kühn & Ziv Taubenfeld) entstammen der Feder von Christian Kühn. Dabei präsentieren Kuhn Fu eine Mischung aus Punk, Hardrock, Krautrock und Jazz Rock, eine wilde Melange und einem Parforceritt durch eine Welt jenseits von Modern Jazz oder improvisierte Musik.

Als Aufmacher wählte die Band „Marco Messy Millionaire“, lässt dann „Gargamel“ und „Sonic Manah“ folgen. „Oswaldo's Waltz“ steht auf dem Programm und als Schlusspunkt „Wolf's Muckenkogel“,

Hardrock trifft auf Punkverschnitt und Gesangsparodien bei „Marco Messy Millionaire“: „I am rich and I don't  … but that's not a problem I let other people do things …“ wird mit gebrochenem Sprechgesang vorgetragen. Anschließend vereinen sich gleichsam im Weill'schen Duktus die Bassklarinette und die Gitarre, bis ein rockiges Klanginferno angestimmt wird. Zudem treffen sonore Klarinettenklänge auf nicht verzerrte Gitarrenriffs, die aus den 1960er Jahren gefallen zu sein scheinen. Ab und an hat man bei der Musik ein Deja-vu und muss an The Clash denken; außerdem drängt sich Klezmer reloaded auf, sobald die Klarinette solistisch enteilt. Die Gitarre von Christian Kühn hört man herzhaft wimmern, und der Bass knurrt dem temporeichen Ende entgegen.

Eine wesentliche Klangfärbung bei „Gargamel“ ist der Bassklarinette zu verdanken, die schnurrt, schnarrt, kreischt, sich überschlägt und durchaus für Momente samten klingt. Unterbrochen und gebrochen wird deren Stimme durch die feinen gleichsam synkopierten Gitarrenlinien. Doch dabei bleibt es nicht. Bei Kuhn Fu ist auch Ekstase angesagt, in die alle einstimmen. Es gibt das Schlagzeug, das für das Hau-drauf und Klick-Klick verantwortlich ist, die Klarinette, die auch jubilieren darf, die Gitarre, die kurze Akzente setzt und jault. Nach bedachtsamen Passagen kommen stets aufgeregte und wider den Strich gebürstete Sequenzen mit ins Spiel. Irgendwie vernehmen wir obendrein einen Aufschrei, dank an Ziv Taubenfeld. Stets wird ein Höhepunkt angesteuert, wird die Entladung möglich.

Ohne Bedeutung ist der Kompositionstitel „Sonic Manah“, so Christian Kühn während eines Konzerts. Gitarrenkaskaden treffen auf Klarinettensprünge. Sequenzen mit Absätzen reihen sich aneinander. Ein wenig Ska ist dem Song wohl auch beigemischt worden, oder? Pogo kann dazu getanzt werden. Eingehend ist der schlichte Rhythmus, der allerdings im Fortgang der Komposition gebrochen wird. Diffuse Konturen zeichnet der Klarinettist der Band. Dabei denkt man hier und da, eigentlich ein krächzendes und raukehliges Saxofon zu vernehmen.

Männergesang, der an russische Folklore denken lässt, ein überaus flotter Rhythmus, eine Klarinette, die eher nach „Kalinka“ klingt als nach Krautrock und Punk - das macht „Wolf's Muckenkogel“ aus. Vom Charakter her gleicht das Stück einem Gassenhauer, der es aber noch nicht zum Ohrwurm geschafft hat, mit und ohne „Kalinka“, „ Kasatschok“ und russische Seele, also eher in Osteuropa als in Mitteleuropa verwurzelt.

text © ferdinand dupuis-panther


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www.kuhnfumusic.com



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