Kropinski/Köhnlein: Scratching The Silence

Kropinski/Köhnlein: Scratching The Silence

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Wie hört es sich an, wenn an der Stille „gekratzt“ wird? Das werden wir gleich zu Beginn des Albums hören. 13 Kompositionen finden sich auf der aktuellen Einspielung, fünf davon von Uwe Kropinski, dem Gitarristen im Duo, und sieben von Dieter Köhnlein, dem Pianisten des sich auf freie Improvisationen und facettenreiches Zusammenspiel verstehenden Duos. Man findet auf dem Album „Kreuzformen“ („Cruciforms“), aber auch „9 Takte am Bach“ sowie „O When The Thoughts Go Marchin' In“ – ein Schelm, wer da an „When The Saints ...“ denkt. Was es mit „Na Und“ auf sich hat – vielleicht doch ein Nachklang auf Miles Davis und „So What“ – und auch wie man sich beim „400 ASA Waltz“ dreht, erfahren wir beim weiteren Zuhören.

 

 

Hören wir ein Uhrwerk? Ist es ein stimmlich dünnes Metronom? Takt gegeben wird zu Beginn von „Scratching The Silence“ sehr nuanciert. Es scheint, dass die Zeit im Takt unaufhaltsam läuft, auch wenn Dieter Köhnlein seine Finger über die Tasten des Klaviers bewegt. Lyrisches dringt behutsam an unser Ohr. Und wer singt dazu? Ticktackticktack – so bewegt sich ein Werk im Hintergrund. Stetig entwickelt sich darüber ein lyrisches Spiel, bei dem der Pianist die Federführung behält. Etwa nach der Hälfte der Komposition nimmt dann Uwe Kropinski auf, was Dieter Köhnlein vorgelegt hat. Das tickende Maß im Hintergrund verschwindet zeitweilig und tritt erst wieder auf, wenn das Zepter an den Pianisten übergeben worden ist.

Flott geht es bei den „Urban Friends“ zu. „Lichter der Großstadt“, dieser Klassiker des frühen Kinos, kommt dem Zuhörer angesichts der akzentuierten, ein wenig dissonant anmutenden und stellenweise unterbrochenen Tonfolgen in den Sinn. Die Musik des Duos entpuppt sich, so der Eindruck, als Untermalung von drängenden Menschenmassen, dem Ein- und Ausstieg in die S-Bahn zu Stoßzeiten, von massenhaften Badegästen am Wannsee, von Pferdegespannen und Autos auf den Straßen Berlins. Vorstellungen von marionettenhaften Bewegungen drängen sich beim Zuhören ebenso auf. Die Komposition „Auf die Schnelle“ wird durch anfänglich sprunghaftes Klavierspiel geprägt, in das schnelle, sich wiederholende Gitarrenläufe einfallen. Es scheint ein stetes Hin und Her zu geben. Bisweilen verlangsamt sich die Bewegung, um dann im nächsten Moment erneut Fahrt aufzunehmen. Hören wir da nicht auch Anmutungen von Flamenco, wenn Uwe Kropinski die Bühne weitgehend alleine gehört? Irgendwann musste der Berichterstatter beim Zuhören auch an den Film „Panzerkreuzer Potemkin“ von Sergei Eisenstein denken und an die legendäre Aufnahme eines Kinderwagens, der mütterlos über Treppen hinunterrast.

Schnell gestrichene Saiten und dann eine getragene Klaviersequenz – so beginnt „O When The Thoughts Go Marchin' In“. Angesichts des Titels erwartet der Zuhörer hier und da dann doch Segmente aus dem bekannten Gospel „ When The Saints ...“ zu hören. Doch weit gefehlt; „Verstimmtes“ trifft auf Melodisches. Die europäische Klassik scheint dem Stück ein wenig den Prägestempel aufzudrücken, so der Eindruck.

„Na und“, wenn auch als eigene Komposition ausgegeben, erinnert in einigen Abschnitten an „So What“. Es ist eine flotte Nummer, die Dieter Köhnlein mit energischem Duktus vorantreibt. Uwe Kropinski scheint dabei eher in die Rolle „gedrängt“, die sonst einem Bassisten als Teil der Rhythmusgruppe zufällt. Im Verlauf des Stücks nimmt die Dramatik zu und dann hören wir wieder „So What“ oder auch „Na und“. Oh, was ist das? Da wird doch die Gitarre zur Beatbox. Wird sie gar mit Sticks traktiert? Oder ist es der Klavierkorpus, der dieses Gitarren-Schlagwerk ersetzt? Mit „Alles Schläft“ - dabei werden auch Segmente eines bekannten Kinderliedes verarbeitet - verabschiedet sich das Duo, das in seiner „minimalistischen Besetzung“ sehr zu überzeugen weiß.

© ferdinand dupuis-panther

Informationen

Musiker
Uwe Kropinski
http://www.kropinski.com

Dieter Köhnlein
http://lilyroad.de/

 


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