Koubková/Kratochvíl/Ackerman/Kučera - Znění a snění
K
Studio Budikov
Von Träumen und Klängen – so die dt. Übersetzung des Albumtitels – hören wir auf der aktuellen CD, die die Vokalistin Jana Koubková, der amerikanische, in der Tschechischen Republik lebende Gitarrist Tony Ackerman, der Pianist Martin Kratochvíl und der in Berlin beheimatete, aber aus der Tschechischen Republik stammende Saxofonist Joe Kučera in einem Prager Studio aufgenommen haben. Auf die deutsche oder englische Übersetzung der jeweiligen Kompositionen wurde verzichtet, sodass eine vorschnelle Assoziation zwischen Musik und Kompositionstitel für die meisten Hörer der CD nicht gelingen wird.
Aufgemacht wird mit „Swinguj co to dá radí Jana Koubková“ (Jana Koubková), gefolgt von „Jinokraj“ (Martin Kratochvíl) und „Chce se mi spát“ (Jana Koubková/Jana Koubková). Von Joe Kučera stammen „Co říkáš Joe?“ und „Každý sám“. Tony Ackerman steuerte zum Album „Lehce a netlačit na pilu“ und „ Naléhavá“ bei, während eine Komposition des Pianisten Martin Kratochvíl das Album abschließt: „Znění a snění“.
Eröffnet wird „Swinguj co to dá radí Jana Koubková“ mit einer besonderen Form von Scat Vocal. Auch an Rap könnte man denken, wenn man Jana Koubková zuhört. Erst im weiteren Verlauf vernehmen wir klassischen Scat Vocal, wie wir ihn auch von amerikanischen Sängerinnen wie Ella Fitzgerald her kennen. Swing mischt sich mit ein wenig Blues und Jive-Anmutungen. Sanftes Gebläse vernehmen wir von Kučera, derweil sich Tony Ackerman eher den rhythmischen Linien widmet. Sehr prägend ist jedoch die teilweise rauchig erscheinende, teilweise aber auch ins Kehlige abdriftende Stimme der Sängerin des Quartetts. „Jinokraj“ scheint sich in den Gefilden des Balladenhaften ebenso einzufinden wie im Epischen. Feinliniges ist dem Saxofonisten der Band zu verdanken. Energetisch ist das Spiel von Martin Kratochví, während Tony Ackerman sich durchaus an Formen des Country Blues anzulehnen scheint. „Tschkaschä, tschkaschä“ ist der stimmliche Beitrag von Jana Koubková. Aber auch „Ahhh“ and „Jeahhh“ ist zu hören.“Gogo“ und „Heho“ sowie wie eine Art von Kirchern ist der Sängerin der Band zudem zu verdanken. Ansonsten nimmt der Blues seinen Lauf, weitgehend vom Saxofonisten und Pianisten des Quartetts verantwortet. Bei diesem Stück erkennt man im Übrigen, wo die Wurzeln des Rock'n Roll liegen, der den Jazz in den 1950er Jahren gänzlich als Popmusik verdrängte. Flamenco oder klassische spanische Etüden? – das ist die Frage bei „Chce se mi spat“ und dem versierten Gitarrenspiel von Tony Ackerman. Beim dahinströmenden Klavierspiel denkt man eher an Klassik. Dieser Eindruck verschiebt sich, sobald der Gesang einsetzt. Dann scheint eine Mischung aus slawischem Blues und Chanson zu erklingen.
„Co říkáš Joe?“ lebt von dem feinen Sopransaxofonklang im Duett mit der Stimmakrobatik von Jana Koubková, die in einigen Passagen an die legendäre Bebop-Sängerin Sheila Jordan und deren Stimmkünste denken lässt. An stetig rollendes Wasser muss man bei den Pianopassagen denken. Doch nachhaltig bleibt die Extravaganz der Stimme im Gedächtnis haften, die teilweise eine Posaune zu imitieren scheint.
Baden Powell oder was? Das denkt man, sobald Tony Ackerman „Lehce a netlačit na pilu“ anstimmt, durchaus in Richtung brasilianischer Jazzrhythmen steuernd, ohne Jobim oder Gil Gilberto zu imitieren. Und ein bisschen Bossa scheint der melodischen Melange, die wir hören, außerdem beigeben. Nicht als Ouvertüre, sondern eher als Epilog, vernehmen wir schließlich „Znění a snění“. Kraftvoll ist das Spiel des Pianisten, der das Stück auch komponiert hat. Wie ein dahinziehendes Wolkenband, das sich zu einem Unwetter entwickeln kann, erscheinen die weiteren Linien des Stücks. Nur was erzählt uns eigentlich die Sängerin, wenn sie ihre Stimme erhebt? Träumereien scheinen jedenfalls nicht auf den ersten Blick erkennbar, auch wenn das der Werktitel suggeriert. Da verführen schon eher Joe Kučeras feinste Saxofonziselierungen zum Träumen.
© fdp
Informationen
www.tonyackerman.com
www.joe-kucera.com
https://de.wikipedia.org/wiki/Jana_Koubková
https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Kratochvíl