Koppel | Blade | Koppel – Time Again
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Cowbell Music
Über den dänischen Musiker lesen wir auf dessen Homepage: „Benjamin Koppel, Danish saxophonist and composer, is one of the most award-winning musicians of his generation, known for his versatility and virtuosity. Koppel’s influences are broad, but they start with his family. Koppel, a stellar player and renowned composer, is the grandson of noted Danish classical composer Herman D. Koppel. His father, Anders Koppel, is a well-known and successful Hammond organ player and a composer and the family in general is full of music and creativity.“
Für das vorliegende Album kamen Vater und Sohn Koppel zusammen, der eine an der Hammond B3 und der andere am Alt-Saxofon. Das Trio wird komplettiert durch den Drummer Brian Blade. Anders Koppel kehrt für „Time Again“ an die Orgelbank zurück, von der aus er so viele legendäre Momente in der europäischen Musik geschaffen hat, sowohl mit seiner kultigen Band Savage Rose (1969 – 1975), die 1971 beim Newport Jazz Festival auftrat (und die Bühne mit Namen wie Blood, Sweat and Tears und Sly & The Family Stone teilte), als auch mit seinem Duo und Jazzquartett mit dem amerikanischen Pianisten Kenny Werner und dem Gründungsmitglied von Weather Report, dem Bassisten Miroslav Vitous. So ist in der Pressemitteilung anlässlich des Erscheinens von „Time Again“ zu lesen.
Wahrlich die Familie Koppel ist eine Institution in der (dänischen) Musikgeschichte, nicht nur des Jazz. Ob sie dabei an Jimmy Smith oder gar an Bands wie Brian Auger’s Trinity oder Nice anknüpft oder vielmehr ihre eigenen Wege beschreitet, werden wir beim intensiven Hörer ohne Frage feststellen. Und das beginnt gleich bei den ersten Takten von „Puerto Rican Rumble“. Die führende Stimme gehört ohne Frage dem Altsaxofonisten Benjamin Koppel, derweil der Orgelspieler einen wabernden Wellenklang beisteuert. Hier und da meint man, die Harmonien von „Puttin’ on the Ritz“ heraushören zu können. Doch dieser Eindruck verfliegt im weiteren Verlauf, wenn Benjamin Koppel sein Altsaxofon von allen Fesseln befreit. Übrigens, wer denn bei dem Song still auf seinem Stuhl sitzend bleibt und nicht dem fetzigen Rhythmus tanzend folgt, der ist selber schuld.
„If You Forget Me“ ist eine getragen vorgetragene Komposition von Anders Koppel, der sich aber nicht in den Mittelpunkt stellt. Dabei erleben wir einen Orgelspieler, der alle, auch die hohen Register gezogen hat. Schnurrend und sonor erhebt der Saxofonist nach der Orgel-Intro seine Stimme. Beinahe einer Ballade gleicht das Stück. Benjamin Koppel versteht es auf seinem Holzbläser, uns glauben zu machen, dass auch die „Ikonen“ des Jazz Rock zugegen sind. Man denke nur an Bands wie Blood, Sweat and Tears, an United Jazz&Rock Ensemble. Klanglichen Nebelschwaden, die sich langsam erheben, gleichen die Sequenzen, die Anders Koppel vorträgt. Und dann, ja dann ist wieder Benjamin Koppel mit klarer Altstimme zu hören, hier und da ähnlich wie David Sanborn, oder? Und stets präsent ist der Orgelklang im Hintergrund, gleichsam als Klang-Fundament, über das „Eskapaden“ des Saxofonisten gesetzt sind.
Auch das längste Stück des Albums namens „Bazaar Revisited“ stammt aus der Feder des Organisten. Sehr fein gestaltet sind die Setzungen des Altsaxofonisten. Hier und da meint man gar, einen Klarinettenansatz heraushören zu können, wie wir ihn auch von Paul Desmond her kennen. Kleine Klangwogen umfangen uns, ohne Gischt und Sturmbrausen. Einen säuselnden Wind erleben wir obendrein, wenn Benjamin Koppel seinen Holzbläser anstimmt. Beinahe sakral mutet an, was Anders Koppel auf der Orgel anschließend spielt. Sie klingt stellenweise so, als würde der Organist an einer barocken oder klassizistischen Kirchenorgel spielen, dabei auch die Flötenregister ziehend. Ja und dann gibt es Raum für den Drummer Brian Blade sich zu entfalten, dabei vielfach Becken schwingen und flirren lassend. Sehr abwechslungsreich ist auch in der Folge das Stück gestaltet, sodass es ein intensives Orgelsolo ebenso zu hören gibt wie auch Blade in seinem fulminanten Drumming. Sehr mitreißend ist das Spiel von Benjamin Koppel, der uns sommerliche Klangfärbungen präsentiert. Schließlich endet das Stück in einem sehr „lyrischen Prolog“.
Das Titelstück „Time Again“, aus der Feder von Benjamin Koppel, sieht als Gast den afrikanischen Rapper Al Agami. Das ist wahrlich ein Bruch zu den bisherigen Stücken. Doch gehen Jazz und Rap überhaupt zusammen? Gewiss, man erinnere sich an das experimentelle Ensemble Buckshot LeFonque von Brandford Marsalis. Zudem sei angefügt, dass der Rap nicht das gesamte Stück durchzieht. Eine schöne Melange von Altsaxofon und Orgel ist zudem zu erleben. Dabei scheint der Altsaxofonist klangliche Salti zu schlagen. Bisweilen hat man den Höreindruck von Soul, ehe dann Al Agami mit seinen Rapzeilen erneut hinzukommt.
Kenny Werner zeichnet für die Komposition von „Fall from Grace“ verantwortlich. Zunächst zieht uns der Organist in seinen Bann mit Anmutungen von klassischer Musik. Nein, an einer Kirchenorgel sitzt er nicht, wenn auch der gefüllte Klangraum nach einer gotischen Kirche klingt. Ein bisschen wehmütig muten die Passagen des Altsaxofonisten an. Abschiedsszenen blitzen vor unserem geistigen Auge auf, während wir zuhören. Mit „Blind Man“ findet das vorliegende Album einen äußert gelungenen Abschluss.
© ferdinand dupuis-panther
Info
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Musici:
BENJAMIN KOPPEL – Altsaxophon
ANDERS KOPPEL – Hammond B3 Orgel
BRIAN BLADE – Schlagzeug
Track Listing
1. Puerto Rican Rumble [05:15]
2. If You Forget Me [07:43]
3. Mavis [05:58]
4. Bazaar Revisited [13:27]
5. Time Again [05:54] (Feat. Al Agami)
6. Fall from Grace [05:53]
7. Should Have Put A Ring On It [05:03]
8. Blind Man [08:25]
No.1, 3, 5, 7 composed by Benjamin Koppel
No.2, 4, 8 composed by Anders Koppel
No. 6 composed by Kenny Werner