Koi Trio feat. Sebastian Gille/Rainer Böhm – Light Blue

Koi Trio feat. Sebastian Gille/Rainer Böhm – Light Blue

K

Float Music, FL 003

Es scheint momentan unter Jazzmusikern eine sehr starke Rückbesinnung auf das umfängliche kompositorische Werk von Thelonious Monk zu geben. Auf dem 17. Internationalen Jazzfestival in Münster traten gleich zwei Ensembles auf, die Monk-Stücke bearbeiteten, zum einen Camatta Monk aus Essen und zum anderen David Helbock Random/Control, eine Formation von Jazzmusikern aus Vorarlberg. Die Rezeption von Monk unterschied sich dabei ganz wesentlich. Camatta Monk näherte sich dem Werk in einer Besetzung ohne klassische Rhythmusgruppe, dafür mit Kontrabassklarinette, Tenorsaxofon Baritonsaxofon, Trompeter und Schlagzeug. Geprägt waren die Monk-Bearbeitungen vor allem durch freie Musik und freie Improvisation. Ähnlich frei ging auch der Pianist David Helbock mit Monk um, ließ aber durch sein Klavierspiel Monk viel stärker präsent sein als Camatta Monk. Eine neue Note gab Helbock seinen Monk-Interpretationen dank seines Zusammenspiels mit den Multiinstrumentalisten Johannes Bär und Andreas Broger. Selbst Tuba, Alphorn und Slide Trumpet waren ganz und gar auf Monk eingestellt.

 

Nun hat sich auch der in Köln lebende Kontrabassist Matthias Akeo Nowak mit Monk beschäftigt. Warum, das scheint ein Zitat nahezulegen, das im „Booklet“ zum Album zu finden ist: „Bei Monk gibt es nichts Gekünsteltes: In seinen Kompositionen ist immer eine klare Idee, ein Motiv enthalten, womit jeder hellhörige Musiker etwas Eigenkreatives anfangen kann.“ Hervorgegangen ist die aktuelle CD aus zwei Konzerten in der ABS Bar in Köln, in deren Mittelpunkt Monk-Stücke standen. Für das Monk-Projekt engagierte Nowak den Hamburger Tenorsaxofonisten Sebastian Gille und den Pianisten Rainer Böhm, um das Monksche Plink, Plank, Plonk zu realisieren, sprich um Monks nonkonform gesetzte Akzente umzusetzen. Nein, „Round Midnight“ und „Well You Needn't“ sind nicht auf der Einspielung zu finden, sondern die eher wenig bekannten Werke des „Solitärs“ aus North Carolina.

Die „Hommage für Monk“ beginnt mit Monks Selbstporträt „Thelonious“, das im Kern aus einer Folge von zwei Tönen besteht. Man muss allerdings genau hinhören, da durch das prägnante Saxofonspiel Gilles dieser Kern ein wenig übertüncht wird. Die Klangfarbe der Interpretation des „Selbstporträts“ ist eindeutig die Sache des Saxofonisten, auch wenn nach erst zaghaftem Gitarrenspiel dieses Instrument sich dank Riza Khabirpour auch darzustellen weiß. Nicht nur mit Monks musikalischem Selbstporträt unternehmen wir eine musikalische Zeitreise in die 1940er und 1950er Jahre, als Bebop das Non plus ultra war. Das gilt auch für „Criss Cross“ mit einem nachhaltig im Gedächtnis bleibenden Gitarrensolo, das bisweilen an Atilla Zoller denken lässt. Mit einem getragenen Saxofonklangteppich wird „Pannonica“ eröffnet. Einsilbig scheint der Bass nicht nur zu Beginn des Stücks. Beinahe glockenhelle Gitarrenakkorde geben dem bedächtig vorgetragenen Stück eine besondere Note. Zugleich denkt man beim Zuhören an Tanzmusik aus längst vergangenen Tagen des Jazz, zu dem auch in der Bebop-Ära noch getanzt werden durfte. Viel temporeicher geht es bei „Bright Mississippi“ zu. Auch hier ist zwar Monk vorhanden, allerdings Monk im Koi-Gewand, dessen musikalische Garne ganz wesentlich vom Tenorsaxofon gewebt werden. Wie in den bisherigen Stücken auch pflegt der Schlagzeuger Oliver Rehmann einen eher zurückhaltenden Stil. Er drängt sich nicht laut auf, sondern bekennt sich dazu, im Hintergrund zu agieren. „Stille Töne“ schlagen bei der „Fluss-Hymne“ auch Matthias Akeo Nowak und Riza Khabirpour an. Tieftoniges entlockt der Pianist Rainer Böhm seinem Tasteninstrument, wenn er bei „Bright Mississippi“ am Zuge ist.

Namensgebend für die aktuelle CD ist der eingespielte Titel „Light Blue“. Auch dieser Titel ist Monk, aber auch immer Koi Trio. Mit dem eigenständigen Zugang zu Monk schärft Koi den Blick für einen der Giganten des Jazz und gibt ihm zugleich ein neu geschneidertes Kleid. Eigentlich müsste man von Hut sprechen, denn Hüte und Kappen liebte der Mann aus North Carolina über alles. Von jeder Tour brachte er sich einen Neuen mit, sodass die verschiedenen Hüte ein Markenzeichen wurden, so wie für Dizzy Gillespie die nach oben gebogene Trompete.

© ferdinand dupuis-panther

Informationen

Label
Float Music
www.floatmusic.de
http://floatmusic.de/shop/

Musiker
Matthias Akeo Nowak
http://www.koi-trio.de/

Interview mit Matthias Akeo Nowak bei Jazz'halo
http://jazzhalo.be/index.php?option=com_content&view=article&id=296:interview-mit-dem-koelner-kontrabassisten-matthias-akeo-nowak

Riza Khabirpour
Instrument: Gitarre
www.riazkhabirpour.com
Oliver Rehmann

Instrument. Schlagzeug
www.oliver-rehmann.de


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