Kari Antila – Dahill Road
K
Eclipse Records
Die Plattenfirma, die das aktuelle Album verlegt, schreibt über den finnischen Gitarristen Kari Antila: „Esteemed Finnish jazz guitarist and composer, Kari Antila, is set to release his new album "Dahill Road", weaving a rich tapestry of melodic journeys and rhythmic explorations. With a career that spans over fifteen years, traversing the realms of jazz from Finland to Belgium and New York, Antila has become one of Finland’s most internationally acclaimed jazz guitarists. His previous works have graced numerous significant domestic and international festivals, including the renowned Pori Jazz and the Belgian JazzLab Series.“
Hm, aber was hat es mit dem Albumtitel auf sich? Dahill Road befindet sich in New York, Brooklyn. Welchen Bezug hat der Musiker zu New York? Warum hat er nicht eine Straße in der belgischen oder finnischen Hauptstadt für den Albumtitel ausgesucht? Wir müssten ihn dazu befragen, aber das ist für eine Album-Besprechung doch ein wenig zu aufwendig.
Neben Antila sind weitere finnische Musiker an der Einspielung beteiligt gewesen, so der Bassist Kaisa Mäensivu, der augenblicklich in New York beheimatet ist und seine Studien an der Manhattan School of Music abgeschlossen hat. Im Übrigen bespielt er mit seinem Quartett Kaisa's Machine die Jazzbühnen dieser Welt. Wie Antila ist auch der Pianist Alexi Tuomarila in Belgien heimisch. Dieser Pianist ist sowohl in der Welt der klassischen Musik wie auch des Jazz firm. Von ihm heißt es unter anderem: „His nuanced and emotive playing style will bring a vibrant and soulful energy to the project.“ Schließlich ist da noch der Mann des Timings, der Drummer Tuomas Timonen, gleichfalls aus dem Land der 1000 Seen, aus Finnland, stammend.
Anmutungen von Smooth Jazz und auch von Musik mit einer Note Bacharach machen den Beginn von „For Toninho“ aus. Zugleich muss man auch an Werbe-Jingles denken, wie sie zum Beispiel für Barcadi Rum existieren, oder? Doch das ändert sich im weiteren Verlauf und dann entfaltet Kari Antila sein fein geknüpftes Saitenspiel. Dieses vermittelt durchaus azurblaues Meer, von Palmen bestandene Sandstrände und eine leichte Brise, die die Palmenwedel ins Schwingen bringt. Klischees?! Im Anschluss daran entfaltet der Pianist sein perlend-kaskadierendes Tastenspiel, bei dem man an die stetig an den Strand gespülten Wellen denken muss. Und dann ja, dann hört man wie zu Beginn Vokales mit ein wenig Latin Fever bzw. Brazilian und Smooth Jazz.
Nachfolgend besuchen wir die „Dahill Road“ in Brooklyn. Gitarre oder Rhodes fragt man sich nach den ersten Takten, die an unser Ohr dringen. Auch an die oszillierenden Klänge eines Synth ist man geneigt zu denken. Die Verquickung von Gitarrenlinien und Klaviersequenzen verheißt durchaus Urbanes. Das setzt sich in dem sehr dynamischen Tastenspiel fort, das Alexi Tuomarila verantwortet. Dabei gleiten seine Finger flink auch ins Diskant, erzeugen gleichsam Wasserringe des Klangs. Dazu vibrieren die Becken des Drumsets. Schließlich ist es wieder Kari Antila, der die Klangfärbung prägt, wie gesagt, dabei zwischen Rhodes, Synth und Orgelklang changierend und doch ein Saiteninstrument spielend.
Verwirbelungen erleben wir, dank an den Drummer, wenn „Moving Clouds“ angestimmt wird. Nachfolgend bewegt sich der Gitarrist im Fahrwasser der Jazzgitarristen, die uns bekannt sind, von Joe Pass bis Jim Hall und anderen. Das Spiel strahlt Sanftheit aus, ist unaufgeregt. Gleiches gilt auch für den solistisch agierenden Bassisten. Ruhe und Gelassenheit macht dessen erdiges und gegründetes Spiel aus. Bestenfalls lässt er langsam sich bewegende Wolken an unserem geistigen Auge vorbeiziehen. Und was erzählt uns der Pianist? Lässt er bildhaft Schäfchenwolken entstehen, während seine Finger die Tasten des Klavier streichen? Man könnte es meinen. Neben den ziehenden Wolken thematisiert das Quartett auch eine sanfte Brise: „Gentle Breeze“. Föhn der Alpen oder Scirocco aus der Sahara – was bringt uns Kari Antila nahe? Ein laues Lüftchen ist es auf alle Fälle und auch der Pianist stimmt darin ein, wenn er solistisch agiert. Perlend ist das Spiel, lyrisch obendrein.
Vor dem wohl bekanntesten Komponisten Finnlands, Jean Sibelius, verneigt sich das Quartett mit „Waltz For The Swan of Tuonela (Tuonelan joutsen)“. Dabei handelt es sich um eine Komposition bzw. ein Gedicht von Sibelius, das Teil der Lemminkäinen Suite Op. 22 ist. Finnische Musik setzt man oft mit Schwermut und Wehmut gleich, auch den finnischen Tango. Doch von all dem ist in dem oben genannten Stück nichts zu spüren. Es strahlt eher expressionistisch angehauchte Klangfarben aus. Mit starker Rhythmik kommt „On My Way To Nairobi“ her, ohne afrikanische Polyrhythmik im Sinn zu haben. Zugleich erinnert der Vokalpart dann doch sehr an die Musik von beispielsweise Gilberto Gil, teilweise sehr weichgezeichnet. Im weiteren können wir außerdem ein sehr ausgereiftes Gitarrensolo genießen – Ohrenschmaus gewiss. Und damit ist dann der klangliche Roadtrip auch am Ende, den uns das Quartett von Kari Antila beschert.
© ferdinand dupuis-panther 2023
Musicians
Kari Antila - guitar
https://www.jazzhalo.be/reviews/cdlpk7-reviews/k/kari-antila-and-peter-hertmans-guitar-stories/
Kaisa Mäensivu - double bass
Alexi Tuomarila - piano
Tuomas Timonen - drums