Kaleidoskop-Band: Search for Beauty
K
Unit Rec.
Im Ruhrgebiet sind die Musiker, die sich als Kaleidoskop präsentieren, keine Unbekannten, sind sie doch häufig in eigenen Bands oder aber in Formationen wie The Dorf oder EJO zu hören. In den vorliegenden Aufnahmen verschmelzen sie in einem bunten musikalischen Mix Volksweisen aus Südosteuropa und dem Orient mit Modern Jazz und darüber hinaus. Die Suche nach Schönheit, also nach schönen Melodien, ist den Musikern eine Herzensangelegenheit, wie auch der Plattenname verrät. Entstanden sind die Aufnahmen in den letzten Jahren; nun liegen sie bei Unit Records als CD vor.
Wer schon einmal ein Kaleidoskop in den Händen gehalten hat und die schönen Bilder gesehen hat, der darf sicher sein, dass der Name der Band auch für farbenfrohes Klangspiel steht. Die Band um den Gelsenkirchener Gitarristen Christian Hammer besteht aus dem Saxofonisten Dimitrij Markitantov sowie Alex Morsey, der sich stimmlich und auch mit Kontrabass und Tuba mächtig ins Zeug legt und hier und da aufgrund seiner einzigartigen Spielweise den einen oder anderen solistischen Glanzpunkt setzt. Die „orientalisch verzauberte Rhythmik“ ist Sache von Fethi Ak, wie Christian Hammer ein Gelsenkirchner „Gewächs“..
Entstanden ist Kaleidoskop im Rahmen einer Konzertreihe des Gitarristen Christian Hammer. Unter dem Titel „Hammer+3“ lädt er seit 2008 so illustre Gäste wie Matthias Nadolny, Wolfgang Ekholt, Sabine Kühlich, Yonga Sun und viele andere in die Gelsenkirchener Kunstgalerie „werkstatt“ ein.
Um nur mal kurz einen Einblick in die Vielschichtigkeit der musikalischen Präsenz von Christian Hammer (1967) neben Kaleidoskop zu geben, die nachstehende Listung: Kioomars Musayyebi Quartett (Finalist Creole 2017), The Dorf (avantgardistische Großbesetzung unter der Leitung von Jan Klare, Jazzpreis Ruhr 2013), Lichterklanglabor (freie Improvisationen zu Lichtinstallationen von Karl Rosenwald), Hammerhead (Orgeltrio mit Martin Scholz und Wolfgang Ekholt).
Zu hören sind auf der aktuellen CD Songs wie „Speed“ (Markitantov), „The Search for Beauty“ (Hammer), „Nini“ (Markitantov), „Twenty Minutes Tune“ (Hammer) oder „Honeydew Melon Woman“ (Markitantov) sowie „La Vie Continue“ (Truffaz, Garcia) mit Reggae-Beats und das überhaupt nicht süßlich-schnulzig arrangierte „Love For Sale“ (Cole Porter).
Der „Titelsong“ namens „Search for Beauty“ beginnt mit einer Gitarreneinleitung und der Taktgebung durch Fethi Ak an der Rahmentrommel oder Darbuka (?), ehe dann Dimitrij Markitantov die Regie im musikalischen Geschehen in den Händen hält und sehr weich und bedacht sein Saxofon anstimmt. Nachfolgend wird ein Basssolo, zu hören ist wohl ein gestrichener Bass, eingestreut. Christian Hammer ist nur noch im Hintergrund wahrnehmbar, beinah zerbrechlich im Klangbild. Sehr oft sind Saxofonisten in ihrem Spiel marktschreierisch und erinnern an zänkische Weiber. Das ist bei Dimitrij Markitantov überhaupt nicht der Fall, sodass sich im weiteren ein klangvoller und wohlklingender Dialog mit Christian Hammer entwickelt. Weichgezeichnete Klangpassagen dringen daher ans Ohr des Zuhörers.
Südosteuropa und ein wenig auch der Orient sind bei „Nini“ präsent. Man glaubt, man wohne einer Roma-Hochzeit auf dem Balkan bei. Alex Morsey hat bei diesem Stück den Bass gegen die Tuba getauscht und folgt dem Melodiefluss, den der Saxofonist der Band vorgibt, kommentierend und paraphrasierend. Das gilt auch für Christian Hammer, der in seinem Saitenspiel gemeinsam mit Alex Morsey fortsetzt, was der Saxofonist von Kaleidoskop klangfreudig vorgestellt hat. Die rhythmische Würze ist ganz und gar Fethi Ak überlassen. Neben Passagen, die an einen Volkstanz vom Balkan erinnern, gibt es aber auch solche, die dem Geist des Jazz eine Priorität einräumen.
„Twenty Minutes Tunes“ stammt aus der Feder von Christian Hammer, aber das bedeutet nun nicht, dass er auch melodische Regie führt. Im Gegenteil, dem Saxofon wird die Bühne freigegeben, ehe dann Christian Hammer mit Anmutungen spanischer Gitarrenmusik und Jazzgitarrenklangbildern die Bühne für sich einnimmt. Mit einer Portion Swing, wenn auch nicht im klassischen Sinn, geht der Gelsenkirchner Gitarrist dabei zur Sache. Oh, was hören wir denn da? Alex Morsey präsentiert sich für wenige Augenblicke als Sänger, der was von Scat Vocal versteht, mit rauchiger-brummiger Stimme.
In die Karibik entführt uns Kaleidoskop mit einem von Truffaz komponierten Stück namens „La Vie Continue“. Nein, es ist dezenter Reggae und nicht im Stil von Bob Marley gehalten. Egal, mit diesem Stück fügt die Band dem musikalischen Kaleidoskop noch eine weitere klangliche Farbe hinzu. Zum Schluss noch ein Wort zum Standard „Love For Sale“. Das gibt es in unzähligen Versionen und Arrangements. Sehr flott interpretiert Kaleidoskop den Titel. Dabei gehört dem Saxofonisten die Federführung; die „Rhythmusgruppe“ trägt dazu bei, dass der Song nicht seicht versandet. Gut, dass die Band auf eine gesangliche Einlage verzichtet hat, denn dann würde man ja sehr schnell Cole Porter zum Maßstab machen. Ein gelungenes Album, das es versteht, die musikalische Reise in den Orient und auf den Balkan hoch spannend zu gestalten.
Text: © fdp
Informationen:
www.kaleidoskop.band